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Video: rbb24 Abendschau | 05.08.2022 | A. Breitfeld | Quelle: imago images/Christian Ender

Brand im Berliner Grunewald

Avus und Bahnverkehr bleiben mindestens bis Samstag gesperrt

Die Feuerwehr hat bei den Löscharbeiten im Grunewald zwar Fortschritte gemacht. Allerdings hat sie nach wie vor keinen Zugriff auf den Sprengplatz, wo der Brand ausgebrochen war. Der Sperrkreis von 1.000 Meter bleibt deswegen mindestens bis Samstag bestehen.

- Avus und Zugverkehr mindestens bis Samstag gesperrt

- Samstagvormittag soll Lage neu bewertet werden

- Teile des Feuers gelöscht

- Bereiche des Sprengplatzes bis zu 700 Grad heiß

- Weltkriegsbomben müssen gekühlt werden

- Detonationen und Trümmerflug noch möglich

Die Flammen im Berliner Grunewald sind größtenteils gelöscht, aber der Sprengplatz noch nicht sicher. Das hat Karsten Homrighausen, Landesbranddirektor der Berliner Feuerwehr, am Freitagabend in der rbb24 Abendschau erklärt. Deswegen werde die Sperrung der Avus und des Zugverkehrs noch andauern.

Am Samstagvormittag soll die Lage neu bewertet werden, wie die Berliner Feuerwehr am späten Freitagabend auf Twitter mitteilte. Demnach bleibt der Sperrkreis von 1.000 Metern mindestens bis Samstagmorgen bestehen.

Von einem Sprengplatz der Polizei ausgehend hatte sich das Feuer am Donnerstag im Wald ausgebreitet. Die Feuerwehr hat einen Sicherheitsradius von 1.000 Metern verhängt. Das betrifft auch die Autobahn A115 und die parallel verlaufende Strecke der S-Bahn S7.

Bereits Freitagmorgen hatte die Berliner Feuerwehr erklärt, dass die Brände nahezu gelöscht seien. Doch der Boden sei an manchen Stellen noch bis zu 700 Grad heiß. Man habe zudem drei Gefahrenschwerpunkte ausgemacht, so Karsten Homrighausen. Ziel sei es, die Gefahrenschwerpunkte fachmännisch zu kühlen, um dann den Sperrkreis rund um den Brand weiter zu verringern.

Feuerwehr kühlt erhitzte Weltkriegsbomben

Konkret gehe es um zwei jeweils 250 Kilogramm schwere Weltkriegsbomben, die bei der Detonation aus ihrer Halterung geworfen wurden, ergänzte Polizeisprecher Thilo Cablitz. Sie seien nicht explodiert, aber sehr heiß geworden und müssten gekühlt werden.

Das gleiche gelte für weitere Bereiche auf dem großen Gelände. "Erst wenn diese Gefahren gebannt sind, kann der Sperrkreis entsprechend verringert werden, aber bei weitem noch nicht aufgehoben werden, weil das Gelände noch nicht in Gänze erkundet ist", so Cablitz.

Spezialgerät im Einsatz

Brigadegeneral Jürgen Karl Uchtmann erklärte am Freitag, die Bundeswehr halte einen Pionierpanzer Dachs für weitere Arbeiten bereit. Das Fahrzeug sei ein gepanzerter, sehr geländegängiger Bagger. Bereits am Donnerstag habe ein Bergepanzer der Bundeswehr fünf Kilometer lange Schneisen geschlagen, "die aufgrund ihrer Ausdehnung nach dieser Krise als schöne Rad- und Wanderwege durch die Berliner Bevölkerung genutzt werden können", so Uchtmann.

Die Feuerwehr ist auf dem gefährlichen Areal auch mit Bergepanzern und ferngesteuerten Robotern im Einsatz - darunter der "Alpha Wolf R1". Dieser könnte sowohl den Ort erkunden als auch löschen. Am Donnerstag war auch der ferngesteuerte Roboter "tEODor" für Erkundungen im Wald unterwegs.

Quelle: rbb/Poppendieck

Bisher keine Maßnahmen auf dem Sprengplatz selbst

Die Einsatzkräfte sind Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein zufolge bei ihren Löscharbeiten bis auf 500 Meter an den Sprengplatz herangekommen. Dies sei "eine gute Entwicklung". Gebrannt hatte es demnach insgesamt auf einer Fläche von etwa 42 Hektar. Am Donnerstagabend war von 50 Hektar die Rede, die entweder brennen oder stark verraucht sind.

Auf dem Sprengplatz selbst konnten laut Kirstein noch keine Maßnahmen erfolgen. Man müsse damit rechnen, dass es dort weiter zu Detonationen und Trümmerflug komme, hieß es.

Waldbrand und Explosionen

Feuerwehreinsatz im Grunewald wird sich bis Freitag hinziehen

Die Situation im brennenden Grunewald bleibt angespannt: Am Donnerstagabend gab es neue Detonationen. Die Feuerwehr zog daraufhin ihre Einsatzkräfte aus dem Sperrkreis zurück. Am Freitagmorgen soll die Lage neu bewertet werden.

Feuer war am frühen Donnerstagmorgen ausgebrochen

Das Feuer war am frühen Donnerstagmorgen ausgebrochen. Noch vor Sonnenaufgang waren Explosionen zu hören, auf dem und rund um den Sprengplatz im Grunewald loderten Flammen. Der Brand weitete sich im Lauf des Tages in dem trockenen Waldgebiet noch deutlich aus.

Der Sperrkreise wurde wegen der Gefahr weit fliegender Bombensplitter eingerichtet. Auf dem großen Gelände des Sprengplatzes lagerten laut Polizei rund 30 Tonnen Kampfmittel und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg sowie mehrere Hundert Kilogramm Feuerwerkskörper, die etwa an Silvester beschlagnahmt wurden. In regelmäßigen Abständen werden diese Bestände gesprengt, zuletzt im März und April. Zur Sicherheit werden die gelagerten Bestände "dauerhaft beregnet". Zudem gebe es ein Brandschutzkonzept, Brandschutzschneisen und eine Brandmeldeanlage.

Ursache für den Brand weiter unklar

Die Ursache für den Brand im Grunewald ist nach Angaben der Berliner Feuerwehr nach wie vor unklar. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik sagte am Freitag im Inforadio, die Brandbekämpfung habe Vorrang vor den Ermittlungen zur Brandursache. Der Sprengplatz der Polizei im Grunewald sei gut gesichert. Es gebe Zäune, Überwachungstechnik und rund um die Uhr einen Objektschutz mit Personal vor Ort.

Feuerwehrsprecher Kirstein wies darauf hin, dass auf dem Sprengplatz im Grunewald bereits mehrere Gebäude "in Vollbrand" gestanden hätten, als die Feuerwehr am frühen Donnerstagmorgen dort eingetroffen sei.

Entschärfungsareal mit wenigen Alternativen

Warum im Berliner Grunewald Munition gesprengt wird

Einst der Not geschuldet - heute kaum zu ersetzen: Der Sprengplatz Grunewald wurde 1950 geschaffen, um unweit der Stadt aber fernab von Besiedlung Bomben sprengen und entschärfen zu können. Die Suche nach Alternativen läuft seit Jahren erfolglos.

Diskussion um Lage des Sprengplatzes

Um die Lage des Sprengplatzes mitten im Naherholungsgebiet wird seit Jahrzehnten im Abgeordnetenhaus gestritten. Am Donnerstag wurden erneut Forderungen laut, gemeinsam mit Brandenburg einen neuen Sprengplatz außerhalb der Großstadt zu finden [mehr dazu lesen Sie hier].

Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik hat sich am Freitagmorgen offen dafür gezeigt, den Sprengplatz im Grunewald zu verlegen. Bisher gebe es aber keine andere genehmigungsfähige Anlage auf Berliner Gebiet, sagte Slowik im Inforadio. Man arbeite mit Brandenburg eng bei diesem Thema zusammen, habe bisher aber noch keine andere Möglichkeit gefunden. Slowik wies darauf hin, dass erst ein Drittel der Kampfmittel auf Berliner Gebiet geräumt seien. Bei der Entsorgung zum Beispiel von Weltkriegsbomben seien möglichst kurze Transportwege wichtig.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte am Donnerstag bei einem Besuch des Brandorts angekündigt, über den Standort des Sprengplatzes der Berliner Polizei reden zu wollen.

Quelle: rbb

Sendung: rbb24 Abendschau, 05.08.2022, 19:30 Uhr

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