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Video: rbb24 Abendschau | 12.08.2022 | A. Breitfeld | Quelle: dpa / Markus C. Hurek

Nachruf Rolf Eden

"Playboy war irgendwie eine gute Marktlücke"

Geschäftsmann, Nachtclubbesitzer, "Playboy": Das Berliner Urgestein Rolf Eden ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Seine Familie verabschiedet sich von einer "Ikone seiner Zeit". Ein Nachruf von Frauke Gust

Er trug am liebsten weiße Anzüge und zeigte sich gleich mit zwei Frauen im Arm. Rolf Eden war Nachtclubbesitzer, erfolgreicher Geschäftsmann und der letzte echte Playboy Deutschlands. An den Tod denke er nie, danach gebe es sowieso nichts mehr. "Lieber lebe ich jede Sekunde schön", so beschrieb Rolf Eden sein Credo.

Aus dem süßen Leben hat der Sohn aus einer jüdischen Berliner Familie ganz bewusst sein Lebenskonzept gemacht. 1930 in Tempelhof als Sohn eines Fabrikanten geboren, wandert die Familie 1933 nach Palästina aus. Rolf Eden wächst in Haifa auf und wird mit 18 Soldat. 1948, unmittelbar nachdem die Uno den Staat Israel ausgerufen hat, kam es zum Gründungskrieg zwischen Israel und den umliegenden arabischen Ländern.

Im Alter von 92 Jahren

Rolf Eden ist gestorben

Er galt als einer der bekanntesten Playboys Deutschlands, als Discokönig von Berlin. Sein Markenzeichen war der weiße Anzug, das "Big Eden" am Ku-Damm sein legendärer Nachtklub. Nun ist Rolf Eden im Alter von 92 Jahren gestorben.

"Ich hatte keinen Dr. und bin kein großer Maler"

Rolf Shimon Eden kämpfte in der Palmach, einer Eliteeinheit, unter Yitzhak Rabin. Er habe auch in der Armee alles daran gesetzt, sein Leben zu genießen, erzählte Rolf Eden Jahre später. "Es gab eine supersüße junge Dame, die als Krankenschwester bei allen Gefechten dabei war. Mit der habe ich mein erstes Kind gezeugt". Viele seiner Kameraden seien damals gestorben. "Ich hatte Glück, kam aus der Armee raus und wurde Musiker."

Nach Kriegserfahrung und der allgegenwärtigen Erinnerung an die Grauen des Holocaust beschließt Rolf Eden, sich nur noch den schönen Dingen des Lebens zu widmen: Bars und Partys und vor allem Frauen, Frauen, Frauen. Ende der 1950er Jahre schreibt der Stern über den Playboy und seine Sternchensammlung. Andere Zeitungen und die Wochenschau im Fernsehen folgten. "Das habe ich dann kultiviert", sagte Eden. "Ich hatte keinen Doktor und bin auch kein großer Maler. Und Playboy war irgendwie eine gute Marktlücke."

Sieben Kinder von sieben Frauen

Sieben Kinder von sieben Frauen hinterlässt Rolf Eden. Um alle hat er sich großzügig gekümmert, hat ihnen erstklassige Ausbildung ermöglicht oder ihre Unternehmen mitfinanziert. Vom Familienleben hielt er zeit seines Lebens aber gar nichts. Sein Alltag spielte sich zwischen seinen Berliner Nachtclubs und den schönsten Orten der Welt ab. St. Tropez, Paris, Südseeinseln, das war seine Welt und er selbst sein eigener Mittelpunkt. "Ich liebe mich jede Sekunde, Ich wusste nicht, wie ein Mensch auf dieser Welt zufriedener sein kann."

1957 eröffnete er mit dem Old Eden seinen ersten Nachtclub in Berlin. Es folgten ein Kabarett und der Eden Playboy Club, weibliche DJs legten hier oben ohne auf.

"Ich würde alle so ähnlich noch mal machen"

Prominenz, die nach Berlin kam, feierte bei Eden: die Beatles, die Stones, Kojak und Kinski. Dass ein Jude König des Nachtlebens im Berlin der Nachkriegszeit geworden war, hielten seine Freunde in Israel für einen sehr guten Witz der Geschichte.

Er selber würde alle "so ähnlich, aber wieder machen", war Rolf Edens Resümee. "Ich habe 36 Filme gemacht, Theater gespielt, sechs Betriebe am Kurfürstendamm gehabt. Das war sehr erfolgreich, hat mich wirklich gesund gehalten und hat mir sehr, sehr, sehr viel Geld eingebracht."

Rolf Eden wurde als peinlichster Berliner geschmäht, oft belächelt, insgeheim sicher auch beneidet. Spätestens aber mit der großartigen Filmbiografie "The Big Eden" von Peter Dörfler aus dem Jahr 2011, wurde der damals 81-jährige Rolf Eden auch vom ganz großen Publikum ins Herz geschlossen. Nun verabschiedet sich nicht nur seine Familie von einer "Ikone seiner Zeit".

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.08.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Frauke Gust

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