Nachruf Rolf Eden - "Playboy war irgendwie eine gute Marktlücke"

Fr 12.08.22 | 17:37 Uhr | Von Frauke Gust
  26
Rolf Eden 2008 (Quelle: dpa/ Markus C. Hurek)
Video: rbb24 Abendschau | 12.08.2022 | A. Breitfeld | Bild: dpa / Markus C. Hurek

Geschäftsmann, Nachtclubbesitzer, "Playboy": Das Berliner Urgestein Rolf Eden ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Seine Familie verabschiedet sich von einer "Ikone seiner Zeit". Ein Nachruf von Frauke Gust

Er trug am liebsten weiße Anzüge und zeigte sich gleich mit zwei Frauen im Arm. Rolf Eden war Nachtclubbesitzer, erfolgreicher Geschäftsmann und der letzte echte Playboy Deutschlands. An den Tod denke er nie, danach gebe es sowieso nichts mehr. "Lieber lebe ich jede Sekunde schön", so beschrieb Rolf Eden sein Credo.

Aus dem süßen Leben hat der Sohn aus einer jüdischen Berliner Familie ganz bewusst sein Lebenskonzept gemacht. 1930 in Tempelhof als Sohn eines Fabrikanten geboren, wandert die Familie 1933 nach Palästina aus. Rolf Eden wächst in Haifa auf und wird mit 18 Soldat. 1948, unmittelbar nachdem die Uno den Staat Israel ausgerufen hat, kam es zum Gründungskrieg zwischen Israel und den umliegenden arabischen Ländern.

"Ich hatte keinen Dr. und bin kein großer Maler"

Rolf Shimon Eden kämpfte in der Palmach, einer Eliteeinheit, unter Yitzhak Rabin. Er habe auch in der Armee alles daran gesetzt, sein Leben zu genießen, erzählte Rolf Eden Jahre später. "Es gab eine supersüße junge Dame, die als Krankenschwester bei allen Gefechten dabei war. Mit der habe ich mein erstes Kind gezeugt". Viele seiner Kameraden seien damals gestorben. "Ich hatte Glück, kam aus der Armee raus und wurde Musiker."

Nach Kriegserfahrung und der allgegenwärtigen Erinnerung an die Grauen des Holocaust beschließt Rolf Eden, sich nur noch den schönen Dingen des Lebens zu widmen: Bars und Partys und vor allem Frauen, Frauen, Frauen. Ende der 1950er Jahre schreibt der Stern über den Playboy und seine Sternchensammlung. Andere Zeitungen und die Wochenschau im Fernsehen folgten. "Das habe ich dann kultiviert", sagte Eden. "Ich hatte keinen Doktor und bin auch kein großer Maler. Und Playboy war irgendwie eine gute Marktlücke."

Berlins Playboy Nummer eins

Sieben Kinder von sieben Frauen

Sieben Kinder von sieben Frauen hinterlässt Rolf Eden. Um alle hat er sich großzügig gekümmert, hat ihnen erstklassige Ausbildung ermöglicht oder ihre Unternehmen mitfinanziert. Vom Familienleben hielt er zeit seines Lebens aber gar nichts. Sein Alltag spielte sich zwischen seinen Berliner Nachtclubs und den schönsten Orten der Welt ab. St. Tropez, Paris, Südseeinseln, das war seine Welt und er selbst sein eigener Mittelpunkt. "Ich liebe mich jede Sekunde, Ich wusste nicht, wie ein Mensch auf dieser Welt zufriedener sein kann."

1957 eröffnete er mit dem Old Eden seinen ersten Nachtclub in Berlin. Es folgten ein Kabarett und der Eden Playboy Club, weibliche DJs legten hier oben ohne auf.

"Ich würde alle so ähnlich noch mal machen"

Prominenz, die nach Berlin kam, feierte bei Eden: die Beatles, die Stones, Kojak und Kinski. Dass ein Jude König des Nachtlebens im Berlin der Nachkriegszeit geworden war, hielten seine Freunde in Israel für einen sehr guten Witz der Geschichte.

Er selber würde alle "so ähnlich, aber wieder machen", war Rolf Edens Resümee. "Ich habe 36 Filme gemacht, Theater gespielt, sechs Betriebe am Kurfürstendamm gehabt. Das war sehr erfolgreich, hat mich wirklich gesund gehalten und hat mir sehr, sehr, sehr viel Geld eingebracht."

Rolf Eden wurde als peinlichster Berliner geschmäht, oft belächelt, insgeheim sicher auch beneidet. Spätestens aber mit der großartigen Filmbiografie "The Big Eden" von Peter Dörfler aus dem Jahr 2011, wurde der damals 81-jährige Rolf Eden auch vom ganz großen Publikum ins Herz geschlossen. Nun verabschiedet sich nicht nur seine Familie von einer "Ikone seiner Zeit".

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.08.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Frauke Gust

26 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 26.

    Rolf Eden war schon eine schillernde Figur im Westberlin der 1970er und 80er Jahre. Genau wie auch Romy Haag und andere. Diese Leute halten die Erinnung in uns an das gute alte abgeranzte und Nachts bunte schrille Westberlin.
    Was auch in der Erinnerung von Rolf Eden bleibt ist seine deutsche Umsetzung der Großraumdisco mit Lichtshow, Endlostresen mit Cocktails und kurzen Showprogrammen. Das Konzept Big Eden war dann überall in Deutschland und etwas abgespeckt auch in der DDR.

  2. 25.

    Er hat ja schon immer polarisiert. Ich kann mich noch an eine Begegnung beim Sommerfest von Wowi im roten Rathaus erinnern. Sein "Auftritt" im weißen Anzug mit zwei etwas jüngeren Damen links und rechts ist mir im Gedächtnis geblieben. Aber auch wenn er meist darauf reduziert wurde, so war er doch auch jemand mit Geschäftssinn. Ein Typ der sein sein Leben so gelebt wie er wollte ! RIP Rolf

    PS: Ulli Zelle war den Tag übrigens auch da und hat berichtet. Hier kann ich mich dran erinnern wie er mit dem Kamera Team Off Air umgegangen ist ..

  3. 24.

    Na klar kam Rolf Eden auch immer ein bisschen peinlich rüber mit dem Geprotze über seine vielen, ich nenne es mal, Damenbekanntschaften. Aber da war natürlich auch viel Show dabei, die er immer mit einer gewissen Lässigkeit präsentiert hat. Privat war er wohl entgegen seines Images als dauerfeiernder 'Partyhengst' ein durchaus auch nachdenklicher Mensch.

    Ich mochte ihn vor allem auch für seine Gastauftritte in Filmen, die heute als Kult gelten. Von "Das Testament des Dr. Mabuse" über den Udo Kier Kracher "Schamlos" bis zum Die Ärzte Film "Richy Guitar" und weitere, trieb er mir jedes mal ein Lächeln ins Gesicht.

  4. 23.

    Bei Frank Zander gehe ich noch mit.
    Neuköllner eben...

  5. 22.

    In seinen Clubs hatte er auch ohne Türsteher immer nur gepflegtes Publikum. Das sagt schon alles über ihn. Mach’s gut, alter Filou!

  6. 21.

    Ich habe Respekt vor Rolf Edens Lebensleistung. Mit fast nichts kam er in den 50igern in Berlin an und nutzte geschickt eine Marktlücke. Es waren nicht nur die Beatles, die Stones, Kojak und Kinski. ganze Busladungen von Ausflüglern aus "Westdeutschland" kamen steuerfinanziert in seinen Nachtclub. Seine Autos und Häuser hat sich Rolf Eden selbst verdient.

  7. 19.

    Ruhe in Frieden Rolf.
    Was waren das für Zeiten am Kuhdamm bei Francuccui der erste Italiner in Berlin. Ich erinnere mich gerne.
    Rolf war eine Institution für Berlin.
    Jeden Abend war Rolf später in der Paris Bar.
    Das waren noch Zeiten.
    Da war ich noch jung u d knackig heute knackt es nur noch.

  8. 18.

    Eine Legende ist nicht mehr. Rolf Eden war ein Mann, der sein Ding durchgezogen hat, gelebt hat, wie es viele möchten, aber es ihnen nicht vergönnt ist. Das rief leider auch viele Neider und Hasser auf den Plan, am Ende blieb er stets der Sieger.
    Das knallige, bunte, verrückte und ja, sehr erotische und teure Berliner Nachtleben, verliert eine Persönlichkeit der "alten Schule" heute würden die "Inninnen" Sturm laufen, gegen ihn. Aber er bleibt ein Stück Berliner Geschichte. Er gehört dazu.

  9. 17.

    Wieder ein Berliner Orginal weniger.
    Ohhh Berlin ick vermisse Dir und nu och Rolf Eden.
    Lebe Dein Leben nun auf der anderen Seite wir werden Dich nicht vergessen.

  10. 16.

    Tja... ein Teil meines Foren-Namens ist nun nicht mehr da... :-( ich bin da sehr traurig... mich hat vor allem sein Engagement in Israel beeindruckt. Er war eine Legende, legendär jeder Auftritt. Er war das Gegenteil von einem "Weiberheld", er war der personifizierte Genießer! Was für ein Leben - und auch hier denkt man "waaas, jetzt schon?" - manche Berliner müssten gefühlt 120 werden :-)

    Der Türsteher wird ihn wohl reingelassen haben, ins Eden.... zu all denen, die leider schon eher gingen.

  11. 14.

    Boss Classic Eau de Toilette 100ml und die passende Seife, dazu eine große Flasche Klosterfrau Melissengeist. Das war sein Einkauf in den 80er Jahre bei mir in der Drogerie am S Bahnhof Grunewald.
    Schiefeltrinken im Eden am Kudamm war legendär.....
    Mach es gut Rolf...es war eine tolle Zeit.

  12. 13.

    Zwei Wahrzeichen des guten alten Berlin halten hoffentlich noch ne Weile durch: Ulli Zelle und Frank Zander sind Berlin!

  13. 12.

    Ich hoffe sie werden es auch bleiben.Irgendwie mochte ich ihn auch.Er war eben ein Genießer.

  14. 11.

    Ich kann jedem die oben genannte Doku empfehlen. Wirklich sehr, sehr interessant. Auch die Freundschaft zu Ben Wagin hat mich überrascht.

  15. 10.

    Erst Harald Juhnke, jetzt Rolf Eden….., nun sind sie weg, die alten Idole aus Berlin.

  16. 9.

    “Wat solln wa lang reden,
    gehen wa ins Eden”

    Freibier gab es im Old Eden Saloon für alle Frauen und wo Frauen tanzten kamen auch die Männer. Mittwochs war Preistanz, oft auch vor den Augen der sog. Prominenz. Feiern bis in die Morgenstunden und ohne Unterschiede, ob reich, arm, alt oder jung, alle hatten wohl ihren Spaß.
    Danke Rolf und ruhe in Frieden!

  17. 8.

    Ruhe in Frieden
    Du warst ein toller Mensch und ich bin dir unbekannt oft begegnet als ich noch in Schmargendorf gewohnt habe.

  18. 7.

    Das war eine tolle Zeit.Er war trotzdem immer Mensch.Hat alles gepasst.Da war Berlin noch Berlin.

Nächster Artikel

Das könnte Sie auch interessieren

Eine Faltohrkatze Scottish Fold im März 2024 im Tierheim Falkenberg. (Quelle: rbb/Margarethe Neubauer)
rbb/Margarethe Neubauer

Qualzuchten und Fehlhaltung - Das harte Los der Corona-Tiere

Entzündete Schlappohren, verformte Pfoten - im Tierheim Berlin landen zunehmend Tiere mit schweren gesundheitlichen Leiden. Auch die Psyche vieler Neuankömmlinge ist angeknackst. Nun zeigen sich die Folgen der Corona-Haustierkäufe auf dramatische Weise. Von Margarethe Neubauer