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Audio: Antenne Brandenburg | 15. August 2022 | Roland Schleif | Quelle: dpa

Bundesumweltministerin Lemke

Fische in der Oder vermutlich durch chemische Substanzen vergiftet

Die Suche nach den Gründen für das Fischsterben in der Oder dauert an. Über den aktuellen Stand informierte Bundesumweltministerin Steffi Lemke bei einem Treffen mit der polnischen Regierung in Stettin. Sie forderte eine Zusammenarbeit unter "Hochdruck".

Das massive Fischsterben in der Oder geht nach Angaben von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) möglicherweise auf eine Vergiftung durch chemische Substanzen zurück. "Mir liegen dazu bisher keine Erkenntnisse vor. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass es sich um chemische Substanzen aus industrieller Produktion handelt", antwortete Lemke am Sonntag bei einem Treffen mit Vertretern der polnischen Regierung in Stettin auf eine Journalistenfrage nach der Ursache.

"Aber wir wissen das nicht abschließend", hob Lemke hervor. "Deshalb muss mit Hochdruck zusammengearbeitet werden, um das zu klären."

Lemke tauschte sich in Stettin mit der polnischen Umweltministerin Anna Moskwa und dem polnischen Infrastrukturminister Andrzej Adamczyk aus. Auch die Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, Till Backhaus (SPD) und Axel Vogel (Grüne), waren zu dem Krisentreffen in Polen geladen.

Woidke informiert sich in Lebus über Fischsterben

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) drängt darauf, das massenhafte Fischsterben in der Oder schnell aufzuklären. Bis heute wisse man nicht, um welche Stoffe es sich handelt, sagte Woidke am Sonntag dem rbb. Dies sei aber immens wichtig, weil davon weitere Maßnahmen in und um die Oder abhängen.

Woidke will sich am Montag vor Ort über das Fischsterben in der Oder informieren. Wie die Staatskanzlei mitteilte, wird der Ministerpräsident bei Lebus (Märkisch-Oderland) erwartet, auch Landrat Gernot Schmidt (SPD) soll dabei sein.

Laut Woidke sind weitere Labor-Ergebnisse in Brandenburg für Montag angekündigt. Bislang habe man glücklicherweise Quecksilber und Schwermetalle als Ursache ausschließen können. Wichtig sei nun, die Schäden zu begrenzen. So müssten die toten Fische aus der Oder geborgen werden, damit sie nicht etwa von anderen Tieren gefressen werden und eine Gefahr darstellten.

Woidke dankte auch den ehrenamtlichen Helfern. Tausende hätten sich nach einem Aufruf der Behörden gemeldet, um Kadaver entlang des Flusses einzusammeln.

Quecksilber als Ursache ausgeschlossen

Die deutschen Behörden hatten am Dienstag erste Hinweise auf ein ungewöhnliches Fischsterben erhalten. Zunächst war eine größere Menge an Quecksilber als Ursache vermutet worden. Erste toxologische Untersuchungen ergaben nach polnischen Angaben jedoch, dass das Schwermetall als Ursache ausgeschlossen sei.

Lemke zufolge arbeiten nun verschiedene Experten länderübergreifend zusammen, um die Ursache des Fischsterbens zu ermitteln. Die Analyseergebnisse würden in den nächsten Tagen zusammengeführt, sagte sie.

Umweltkatastrophe in der Oder

Suche nach Ursache für Fischsterben geht weiter - Polen schließt Quecksilber-Theorie aus

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder wird weiter nach der Ursache gesucht. Polen glaubt nicht an Quecksilber als Auslöser. In Mecklenburg-Vorpommern wurden laut Umweltministerium bisher noch keine Kadaver gesichtet.

Polen zieht Konsequenzen aus Kritik an Regierung

Polens nationalkonservative Regierung war in den vergangenen Tagen sowohl im eigenen Land als auch in Deutschland massiv kritisiert worden, weil sie nicht frühzeitig auf die Umweltkatastrophe reagiert und Deutschland informiert habe. Auch Lemke hatte deshalb Kritik geübt.

Am Freitag entließ dann der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki den Chef der polnischen Wasserschutzbehörde, sowie den obersten Kontrolleur der Umweltschutzbehörde.

Sie sei dankbar, dass die polnische Regierung die Probleme bei der Kommunikation offen angesprochen und erste Konsequenzen gezogen habe, sagte Lemke am Sonntag. "Das ist ein gutes Zeichen. Und das darf nicht wieder passieren, dass solche Informationen nicht direkt weitergegeben werden", fügte die Ministerin hinzu.

Sendung: Brandenburg Aktuell, 14.8.2022, 19:30 Uhr

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