rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: rbb 88.8 | Do 08.09.22 | Kowollik, J. | Quelle: dpa/B. Pedersen

Notrufnummer 110

GdP kritisiert Personalmangel in der Einsatzzentrale der Polizei

Die Einsatzzentrale der Berliner Polizei ist wegen der vielen eingehenden Notrufe ein wichtiger Kontakt zu den Bürgern - aber freiwillig arbeiten will dort nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) kaum ein Polizist.

Aus den Polizeiwachen und aus anderen Bereichen müssten immer wieder Polizisten abgestellt werden, um die Zahl von rund 300 nötigen Mitarbeitern für den Schichtbetrieb an den Telefonen und Funkgeräten in der Einsatzzentrale zu erreichen, kritisierte die GdP am Donnerstag. Es gebe derzeit nur 183 feste Mitarbeiter, von denen nächstes Jahr 30 pensioniert würden.

Diese Personalprobleme waren kürzlich auch von der Polizei eingeräumt worden. Die Zahl der dort ständig arbeitenden Polizisten sei "optimierungsfähig", hieß es. Das Defizit werde zum Teil über ein "Hospitationsprogramm" ausgeglichen, "vorrangig auf freiwilliger Basis". Eine dauerhafte Lösung solle erarbeitet werden.

Probleme bei der Berliner Feuerwehr

Innensenatorin will Runden Tisch wegen überlasteter Rettungsdienste

Seit Jahren leidet der Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr unter ständiger Überlastung wegen Personalmangels und überflüssigen Notrufen. Der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses will dafür jetzt einen Runden Tisch einrichten.

Zustände sind laut GdP "wirklich katastrophal"

Die GdP sprach von einem "Sorgenkind", das seit Jahren große Kopfschmerzen bereite, "weil da einfach niemand mehr hin möchte". Der Vize-Vorsitzende Stephan Kelm teilte mit: "Ich kann es keinem verübeln, denn die Zustände sind wirklich katastrophal."

Nötig seien flexible Arbeitszeiten, verschiedene Arbeitsschichten zur Entzerrung und eine finanzielle Zulage. Geprüft werden müsse, ob nicht mehr Angestellte und Verwaltungsbeamte statt Polizisten eingesetzt werden könnten.

Belastung vergleichbar mit Job eines Fluglotsen

Alle 24 Sekunden geht ein 110-Notruf in der Einsatzzentrale ein, täglich sind das 3.700 Anrufe. Die Hälfte davon führt zu Einsätzen von Streifenwagen, so die Polizei. Der Job sei vergleichbar "mit dem Tempo und der Konzentration in einem Tower der Flugsicherung", heißt es.

"Kein Anruf kann warten, und die Geschwindigkeit ist rasant. Nicht selten muss die Konzentration schlagartig voll da sein, wenn Menschen in Not geraten. Jede Entscheidung kann Leben und Gesundheit retten."

Wegen der Belastungen durch die ständigen Notrufe und den Schichtdienst gebe es Gesprächsangebote des psychosozialen Dienstes sowie Supervision und Coaching-Angebote.

Sendung: rbb 88.8, 08.09.2022, 12:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen