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Quelle: dpa/Paul Zinken

Der Absacker

Wenn es regnet, dann schüttet es

Corona-Demo verboten, Flip-Flop-Bankräuber gefasst, Liebig34 vor der Räumung. Und das alles vor 12 Uhr mittags. Ein Nachrichtentag, an dem die Meldungen nur so reinprasselten. Und dann auch noch Wetter. Von Sarah Mühlberger

Als ich noch kellnerte, viele wunderbare Jahre lang, rätselten wir oft über das Phänomen der ominösen Reisebusse. An erstaunlich vielen Tagen kamen die Gäste quasi gleichzeitig, in einem großen Schwung, eben so, als hielten irgendwo in der Nähe Reisebusse. Nicht etwa zu Zeiten, in denen man es vermuten würde - in der Mittagspause oder um 19 Uhr zum Abendessen -, sondern an einem eigentlich ruhigen Mittwochvormittag beispielsweise. Oft füllte sich der leere Laden innerhalb einer halben Stunde komplett, und natürlich waren wir Kellner*innen und Barleute dann am Rande der Überforderung. When it rains, it pours, heißt es so treffend im Englischen, wenn es regnet, dann schüttet es.

Im Nachrichtengeschäft ist manches ähnlich, auch hier hat man nur begrenzt Kontrolle über das Arbeitsaufkommen, es gibt Flauten-Tage und an manchen Tagen knallt einfach eine große Meldung nach der anderen rein. Heute zum Beispiel.

1. Was vom Tag bleibt

Am Wochenende waren erneut Großdemonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen geplant, heute sind sie von der Berliner Versammlungsbehörde verboten worden - unter Hinweis auf das Infektionsschutzgesetz. "Das ist keine Entscheidung gegen die Versammlungsfreiheit", sagte Innensenator Geisel, "sondern eine Entscheidung für den Infektionsschutz." Die Initiatoren wollen das nicht hinnehmen, nun geht es wohl vor Gericht.

Eben dort, konkret am Berliner Landgericht, wurde heute über den Einspruch des autonomen Wohnprojekts "Liebig 34" gegen eine Räumungsklage beraten. Das Gericht bestätigte sein Urteil aus dem Juni, nun müssen die Bewohner*innen das Haus in Berlin-Friedrichshain verlassen.

In Brandenburg erläuterte Ministerpräsident Woidke in seiner Regierungserklärung, warum er im Kohleausstieg große Chancen für die Region sieht und wie die Lausitz zu einer "Modellregion für klimaschonende Industrie" werden könnte. Am Nachmittag ist in der Lausitz dann erstmal der Strom ausgefallen.

Ebenfalls heute Vormittag fasste die Berliner Polizei den mutmaßlichen Doppel-Bankräuber, der in Flip-Flops gestern erst "meine" Schöneberger Bankfiliale überfallen hatte und anschließend auf dem Fahrrad weiter zum Ku'damm fuhr, wo er bei einem erneuten Banküberfallversuch scheiterte.

💡 Wissen des Tages: Der heutige 26. August ist der Tag des Klopapiers.

2. Abschalten.

Über diese Nachricht habe ich mich heute sehr gefreut: "The West Wing" kehrt für eine Sonderfolge zurück [spiegel.de]. Falls Sie die US-Politikserie von Aaron Sorkins noch nicht kennen, dann haben Sie großes Glück! Es ist ja normalerweise ein recht absurdes Unterfangen, dieser Tage ausgerechnet mit amerikanischer Politik abschalten zu wollen, aber "The West Wing" ist in jeder Hinsicht so weit weg von den aktuellen Vorgängen im Weißen Haus (die Premierenfolge lief bereits 1999), dass sie geradezu ideal zum Abschalten ist. Lustig, spannend, klug. Und angenehm anti-zynisch.

Ich habe eben bei Youtube nach einer besonders schönen Szene geguckt, die ich Ihnen an dieser Stelle empfehlen kann - und bin gescheitert, weil es so viele gibt. Es gibt sieben Staffeln, 154 Folgen, wenn Sie ab heute jeden Tag zwei und am Wochenende jeweils drei Folgen schauen, sind Sie bis zur US-Wahl durch (noch 69 Tage).

Fangen Sie doch am Besten ganz vorne an:

Wer ich bin

Mit elf Jahren hat sie das erste und einzige Interview ihres Lebens gegeben: Sarah Mühlberger ist im Berliner Südwesten Tür an Tür mit Kaufhauserpresser "Dagobert" aufgewachsen. Damals hat sie beschlossen, Fragen lieber selbst zu stellen. Seit ihrer Rückkehr von einem mehrjährigen Bayern-Aufenthalt sind die Antworten ihrer Interviewpartner für sie auch wieder leichter zu verstehen.

3. Und, wie geht's?

"Masken bringen doch eh nichts!", "Die Verordnungen haben keine rechtliche Grundlage!", "Wir haben nur deswegen mehr Fälle, weil wir mehr testen!": Begegnen Ihnen auch immer wieder dieselben vermeintlichen Argumente zum Thema Corona? Wir haben einen ausführlichen Faktencheck zusammengestellt, der Ihnen vielleicht beim Kontern hilft.

Falls in diesen Fällen überhaupt irgendwas hilft. Unser Kommentator "Müller-Bralau" schreibt zum Faktencheck:

"Ich befürchte, den langen Text auf dieser Seite werden sich die Corona-Leugner gar nicht durchlesen. Weil das Lesen und Verstehen zu anstrengend ist. Stattdessen werden diese Leute weiterhin ihre Verschwörungstheorien glauben und auf 'einfache' Antworten zu komplizierten Themen herein fallen."

Ich will ehrlich sein: An vielen Tagen bin ich ähnlich pessimistisch. Gestern aber erzählte mir mir ein enger Freund, dass es ihm gelungen ist, jemanden mit Fakten und Beharrlichkeit zu erreichen. Das war ein beiderseitiger Gewinn, nicht zuletzt für das Verhältnis zueinander.

Kennen Sie das aus Ihrem Umfeld? Was ist Ihre Strategie in solchen Fällen? Schreiben Sie uns doch mal wieder. Wir freuen uns jedenfalls über Post: absacker@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

Den zweiten Tag in Folge geht es an dieser Stelle ums Altpapier, diesmal ist es ein kleines Update in eigener Sache: Das Problem mit den übervollen Tonnen bei uns im Haus, über das ich im letzten Absacker schrieb, hat sich erst einmal gelöst. Tatsächlich wurde zwei Wochen hintereinander ganz regulär geleert, womöglich haben Sie die Jubelschreie meiner Nachbarn ja bis zu sich nach Hause gehört. Unter meinem Absacker wurde damals viel über den richtigen Grad der Papier-Zerkleinerung gefachsimpelt und mehrere Kommentatoren baten mich, mal bei unserem Entsorger Berlin-Recycling nachzufragen. Hier also die Experten-Antwort:

"Idealerweise befinden sich die Papierabfälle am Ladetag so in der Tonne, das diese sich beim Kippvorgang aus der Tonne lösen. (...) In unserem Erfahrungsbereich gab es von auf Konfettigröße reduzierten Resten bis zu leeren Kubikmeterkartons alles schon einmal. Erstere können sich verdichten, erhöhen dadurch einerseits das Gewicht der Tonne und führen im Extremfall dazu, das die Tonne bei Leerung Ihren Inhalt nicht preisgibt. Letzteres stellt zumeist schon für die Mitmieter ein Ärgernis dar, da die Tonne zumeist nicht das volle Volumen erhält und dementsprechende Mehrmengen neben die Tonne gestellt werden. Man könnte also zu schlichter gegenseitiger Rücksichtnahme raten: Die Tonne sollte so befüllt werden, das weder die Mitnutzer, noch die Müllwerker, sich beim Umgang hiermit Problemen ausgesetzt sehen."

Gegenseitige Rücksichtnahme - das wär's doch, ganz generell.

Wünscht sich

Sarah Mühlberger

Beitrag von Sarah Mühlberger

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