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Quelle: dpa

Der Absacker

Durchlaucht empfiehlt Durchsaugen

Corona: Endlich eine Chance für Frauen, durchzustarten. Fürstin Gloria von Thurn und Taxis hat tolle Tipps für die Damen von heute und zeigt einmal mehr, wie wichtig der Adel im 21. Jahrhundert ist. Und Kurt Krömer beantwortet Zuschauerpost. Von Sebastian Schöbel

Geboren wurde der Absacker in Corona-Zeiten. Aber inzwischen kommen wir in dieser Kolumne (fast) ohne das Virus aus. Denn wenn nicht gerade wieder Fans der gepflegten Stroboskop-Zuck-Musik mit Schlauchbooten auf dem Landwehrkanal "feiern" oder Maskenpflicht-Gegner dicht gedrängt vor der Volksbühne das Ende der Welt herbei orakeln, bleiben die Corona-Ampel auf grün und wir können weiteren Lockerungen entgegensehen.

1. Was vom Tag bleibt

Denn es gibt längst andere wichtige Themen, mit denen wir uns beschäftigen sollten. Das Rechtsextremismus-Problem in der Berliner Polizei zum Beispiel. Wie meine Kollegen des ARD-Politikmagazins Kontraste und des NDR herausgefunden haben, hat ein Berliner Polizeihauptkommissar offenbar direkt nach dem Anschlag auf dem Breitscheidplatz Ermittlungsinformationen in einer Chatgruppe verraten. Die Empfänger: Mitglieder der AfD und mindestens ein polizeibekannter Rechtsextremer. Das hat noch nicht die Ausmaße der Nordkreuz-Verschwörung, wirft aber dennoch kein gutes Licht auf die Berliner Polizei.

Währenddessen wächst in den Reihen mancher Polizeibehörden auch außerhalb Berlins offenbar der Ärger über das neue Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz. Vor allem die Gewerkschaften fürchten, dass Polizisten dadurch im Einsatz massiv eingeschränkt werden könnten: Weil sich potentielle Straftäter mit dem Argument der Diskriminierung der Strafverfolgung entziehen könnten, so der Vorwurf.

2. Abschalten

Und nun zu etwas ganz anderem.

Als modernes Medienunternehmen ist der rbb an einer möglichst engen Vernetzung mit seinem Publikum interessiert. Ihr heißer, kritischer Atem in unseren kollektiven Nacken ist der eigentliche Antrieb unseres Programms. Und niemand atmet diesen heißen Atem so tief ein wie der rbb-Zuschauerbeauftragte Kurt Krömer. In (sehr un)regelmäßigen Abständen meldet er sich aus seinem Büro.

Mehr von dieser rbb-Fachkraft finden Sie hier.

3. Und, wie geht's?

Der Absacker bringt Menschen zusammen: Am Mittwioch berichtete die Abendschau des rbb über Edeltraud Schröder. Sie hat drei Jahrzehnte in einer bekannten Restaurantkette als Kellnerin gearbeitet. Mit Corona kam erst die Kurzarbeit und dann die Kündigung – telefonisch, nicht mal mit den nötigen Papieren, die sie zum Beantragen des Arbeitslosengeldes braucht.

Holger K. aus dem Westend hat sich daraufhin bei der Absacker-Redaktion gemeldet, ganz schnörkellos und direkt:

Guten Tag, soeben habe ich in der Abendschau von Edeltraud Schröder und ihrem Schicksal erfahren. Einfache Frage: Gibt es eine unkomplizierte Möglichkeit spontan zu helfen, vielleicht mal einen Wocheneinkauf zu bezahlen?
Fühle mich spontan angesprochen zu helfen in meinen Möglichkeiten.
Würde mich freuen von Ihnen zu lesen,
mit freundlichen Grüßen
HK

Und ob, Holger! Wir sind gerade dabei, den Kontakt herzustellen. Und wir hoffen, Frau Schröder wird schnell geholfen.

Haben Sie etwas im rbb-Programm gesehen, gehört oder gelesen, das Sie betroffen macht und wo Sie helfen wollen? Lassen Sie es uns wissen, wir kümmern uns darum. Einfach eine E-Mail an absacker@rbb-online.de

Am besten mit einem möglichst genauen Sendetermin, das macht es uns einfacher, Kontakt zu den jeweiligen Reporterinnen und Reportern aufzubauen.

Wer ich bin

Geboren in Oranienburg, aufgewachsen in Dresden, zwischendurch in der Weltgeschichte unterwegs gewesen, jetzt wieder Brandenburger: Seit 2012 ist Sebastian Schöbel beim rbb als Onlineredakteur und Radioreporter aktiv. Er wohnt im Berliner Speckgürtel und versucht in seiner Freizeit, dem märkischen Sand so etwas wie einen Garten abzutrotzen.

4. Ein weites Feld ...

Da ich in Dresden aufgewachsen bin (siehe Infokasten), bin ich im Herzen natürlich Monarchist. In meinem Repräsentationsbad/Gäste-Klo hängt ein Porträt von August dem Starken, und selbstverständlich pilgere ich mindestens einmal im Jahr zum Stallhof in der Augustusstraße, um den Fürstenzug abzuschreiten und mit Tränen in den Augen die Namen der abgebildeten Adeligen zu flüstern. "Heinrich der Erlauchte. Albrecht der Entartete. Friedrich der Gebissene."

Stellen Sie sich also meine Freude vor, als mich die rbb-Korrespondentin für den südostdeutschen Land- und Hoch- und TV-Adel, Lisa Schwesig, auf folgende Meldung aufmerksam machte: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die "Rose von Regensburg" wie wir Adelsfreunde sie nennen, rät Frauen, die CoronaKrise für ihre eigentliche Berufung zu nutzen: "Es ist attraktiv für uns Frauen zu Hause zu bleiben und es geht ja schon los mit der Dekoration. Ein Haus zu dekorieren ist eine Wissenschaft für sich. Da gibt's tausend Sachen, die man zu Hause machen kann."

Die Fürstin beweist einmal mehr die Nähe zum gemeinen Volk, dessen schändliche Knechtschaft durch die Wirtschaft sie als leidvolle Einschränkung vor allem der Frauen erkennt. "Ich meine, wenn das Geld reichen würde, würden sicher viele Frauen gerne zuhause bleiben und sich zu Hause kümmern. Da sind ja viele Sachen zu tun."

Fürstin Gloria beweist zudem einmal mehr ihr großes Herz für das dekorierende und putzende Geschlecht, dessen Gemüt sie sogleich durch lobende Worte zu erhellen weiß. "Die Frau zuhause sitzt nicht rum und macht langweilige Dinge", so die Fürstin, "sondern auch die Wäsche gut zu sortieren, bedeutet weniger Konsum. Das bedeutet, dass man nicht ununterbrochen neue Klamotten kaufen muss, wenn die Klamotten gut gepflegt werden."

Fürwahr, Adel verpflichtet nicht nur, er verdichtet auch: nämlich komplexe Probleme zu einfach verständlichen Lebensweisheiten. Bleibt mir nur zu hoffen, dass irgendwann auch das Antlitz der Fürstin Gloria von Thurn und Taxis an die Wand eines Ex-Pferdestalls gekachelt wird.

Ergebenst, Ihr getreuer

Sebastian Schöbel

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