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Quelle: dpa/Rainer Jensen

Der Absacker

Jesus, meine Zuversicht

Gegen ein Bierchen am freien Tag ist nichts einzuwenden und man muss ja nicht alles gleich so christlich sehen. Trotzdem ist Haluka Maier-Borst ganz froh, dass dieses Jahr Himmelfahrt ohne Bierbikes verläuft. 

Stellen Sie sich das mal vor: Sie gehen von dieser Erde. Sie steigen tatsächlich auf in dieses große Versprechen namens Himmel. Und während Sie so auffahren in die höchsten Höhen, erklingt nicht der Engelein Chor - sondern stattdessen grölt ihnen von unten eine testosteronschwangerer Männerhaufen auf Bierbikes und Bollerwagen entgegen. Der Geruch von verkipptem Bier steigt mit Ihnen auf und ist das letzte, was Sie wahrnehmen von dieser Welt. Ach je, wenn das der Heiland wüsste!

1. Was vom Tag bleibt

Schon klar. Weder gab es Bierbikes rund um das Jahr 33 n. Chr noch fährt Jesus jedes Jahr Rolltreppe rauf und runter aus dem Himmel und wieder zurück. Aber irgendwie ist es schon ein kurioser Umstand, dass Himmelfahrt in Nicht-Corona-Zeiten geprägt wird von Herrengruppen auf lärmender Zechtour. Und manche werden jetzt sagen, ich sei ein Unmensch. Aber dass genau das dieses Jahr wohl nicht möglich ist, finde ich gar keinen so großen Verlust.

Wo wir gerade bei himmlischen Höhen schon waren - Sie werden es sicher auch gemerkt haben: Seit Corona ist der Himmel über Berlin leerer. Entsprechend wird wohl nun der Flughafen Tegel einen sehr merkwürdigen Abschied feiern. Mein Kollege Sebastian Schöbel hat da noch einen Abgesang auf das Sechseck am Rande der Stadt geschrieben.

2. Abschalten.

Ich habe gerade meine Abneigung gegenüber Bollerwagentouren und Bierbikefahrten kundgetan. Aber wie wäre es mal mit einer Tour mit Lama oder Esel? Dank der Lockerungen dürfen nämlich die Anbieter solcher Wanderungen in Brandenburg wieder ihr Geschäft betreiben. Und wenn Sie zum Beispiel den Brückentag freigenommen haben, hätten Sie sogar hier noch die Chance mit einem Lama loszuziehen [zadik-lamas.de]. Oder wann anders mit einem Esel [packesel-touren.de]

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und mehr oder weniger fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz war er zunächst für zwei Wochen in Heimquarantäne. Und jetzt hält er sich natürlich auch an das Kontaktverbot. Jeden Abend genehmigen er und seine Kollegen sich einen Absacker und gönnen sich eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.

3. Und, wie geht's?

Ein paar Mails haben wir noch aus der letzten Woche von Ihnen. Aber irgendwie sind die Einsendungen bei uns derzeit abgeflaut. Schreiben Sie uns doch bitte weiterhin an absacker@rbb-online.deDenn wir wollen nur zu gern wissen, was Sie derzeit umtreibt. Ob Ihnen der Herrentag vielleicht doch fehlt. Und was wir vielleicht nicht genügend im Blick haben.

Heute meldet sich an dieser Stelle eine alte Bekannte von mir persönlich, Frau Bußmann, der es zum Glück ein wenig besser geht.

Mir geht es gut, habe wieder mehr Kontakte, durfte zur Gruppendienstberatung und bin weiter in Home Office. Auch meine Eltern sind gut versorgt und dürfen sich wieder sehen. Aber wir "Alten" werden weiter als gefährdet betrachtet. Derweil rollt der Fußball und die Eltern verzweifeln.

Zwei Dinge noch: Ihr Kollege (Anm: Sebastian Schöbel) hat recht, nie waren die Gärten schöner. Das sollte uns Ansporn sein für die Zukunft, mehr Zeit für die schönen Dinge zu haben. Am Dienstag habe ich außerdem vor Freude geweint, als die Nachricht kam, dass Frau Schwesig (Anm. Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern) ihren Brustkrebs besiegt hat. Wir kennen uns auch nicht, aber hatten beide diese schlimme Krankheit. Hab ihr auch geschrieben.

Alles Gute aus der Provinz

4. Ein weites Feld...

Falls Ihnen jetzt doch ein wenig das Bollerwagen-Feeling fehlt, da hätte ich noch was. Der aktuelle Ohrwurm meines Freundeskreises ist ein Song von Deichkind. "Tausend Jahre Bier" [youtube.com]. Das Ganze kommt stumpf daher, hat aber wie so oft bei der Band natürlich einen doppelten Boden. Vielleicht finden Sie den ja auch noch unten in der Flasche Ihres Feierabendbiers.

Bis morgen und Prost, sagt

Haluka Maier-Borst

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