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Quelle: dpa

Der Absacker

Wenn Corona dort hinkommt, wo die Schwächsten sind

Die aktuellen Geschehnisse in Potsdam zeigen leider, wie heftig die Folgen des Virus sind, wenn es in Kliniken und Altenheimen Einzug findet. Auch deshalb sollten die nächsten Schritte in der Krise gut bedacht sein. Von Haluka Maier-Borst

Zu Hause bleiben, nicht zu viel rausgehen - dass das einmal oberste Bürgerpflicht wird, hätte Anfang des Jahres wohl keiner gedacht. Aber genau das ist es, was die Ausbreitung des Virus wohl gerade verlangsamt. Und doch zeigt sich, dass selbst diese Strategie nicht vollkommen aufgehen kann.

1. Was vom Tag bleibt

Trotz Kontaktsperre und anderer Maßnahmen erreichte nämlich das Ernst-von-Bergmann-Klinikum und auch ein Altenheim in Potsdam eine Welle an Infektionen. Im Fall des Klinikums sind inzwischen mehr als 100 Menschen positiv getestet worden und über ein Dutzend am neuen Erreger verstorben. Fünf starben sogar innerhalb von gerade einmal 24 Stunden. Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft, ob es einen Anfangsverdacht gegen leitende Ärzte und Geschäftsführer des Klinikums gibt.

Nun kann es sein, dass hier Ärzte tatsächlich gegen Meldevorschriften verstoßen haben oder schlicht der Erreger unerkannt eingeschleppt wurde. Aber es zeigt sich, was schon Studien in anderen Ländern angedeutet haben: Wenn der Erreger auf Geschwächte und Ältere in Kliniken und Altenheimen trifft, sind die Folgen dramatisch.

2. Abschalten

Wir haben hier bereits festgestellt, dass es manchmal spannend ist, darüber zu lesen, was die Welt so schreibt. Eine andere Sache, die Sie aber auch machen können, wäre mal reinzuhören, was die Welt so sendet. Radio Garden [radio.garden] ist eine Seite, die es schon seit geraumer Zeit gibt und mit der sich alle Radiostationen der Welt entdecken lassen. Denn klar sollten Sie den rbb auch im Radio hören. Aber manchmal tut Abwechslung gut.

Ansonsten will ich noch an dieser Stelle ausnahmsweise die Gelegenheit schamlos ausnutzen, auf mein altes Campus-Radio in Dortmund zu verweisen [eldoradio.de]. Dort versuchen Studierende trotz oder gerade in Zeiten von Corona zumindest einen Teil des Programms weiter laufen zu lassen. Wenn Sie also mal hören wollen, wie Studis von zu Hause Radio improvisieren, dann schalten Sie rein.

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und mehr oder weniger fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz war er zunächst für zwei Wochen in Heimquarantäne. Und jetzt hält er sich natürlich auch an das Kontaktverbot. Jeden Tag gegen acht genehmigt er sich einen Absacker und eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.

3. Und, wie geht's?

Wir haben schon ein, zwei Mal Lehrerinnen zu Wort kommen lassen. Heute beschreibt Frau Hubrich mal die andere Seite - nämlich als Mutter von schulpflichtigen Kindern.

Ich muss zugeben, dass ich oft über sie meckere und durchaus klischeehaft dem einen oder anderen unterstelle, dass er Lehrer ist, weil man da so schön viele Ferien hat. Aber in den letzten drei Wochen haben sie meine Kinder mit vielen Aufgaben versorgt, die geholfen haben, den Tag über etwas zu tun zu haben.

Meine Tochter ist in der 5. Klasse. Die NaWi-Lehrerin hat ihr aufgetragen, kleine Experimente zur Löslichkeit in der heimischen Küche durchzuführen, natürlich mit Protokoll. Mit Hilfe vom Buch und geschickt gestellten Fragen auf einem Arbeitsblatt hat das zu einer sinnvollen Auswertung und Erkenntnissen über Löslichkeit geführt.

Mein Sohn in der 8. Klasse muss natürlich schon etwas selbständiger arbeiten. In Deutsch waren mit Hilfe von Arbeitsblättern die Besonderheiten von Krimis zu erarbeiten. Dann musste mein Sohn selbst eine Tatortbeschreibung schreiben. Zuletzt sollte er ein Plakat über einen selbst gewählten Krimi-Autor vorbereiten.

Ich hoffe, Ihnen (allen) geht es gut und Ihnen fällt im heimischen Arbeitszimmer nicht die Decke auf den Kopf. Was empfehlen die Lehrer da? Die tägliche ALBA-Sportstunde. Macht ja vielleicht auch Erwachsenen Spaß.

So viel von Frau Hubrich. Und nun zu Ihnen: Können Sie derzeit Ihrem Job noch nachgehen? Wie bereiten Sie sich auf Ostern vor? Und haben Sie überhaupt Lust und Ideen, um Ihre Ostereier zu verstecken? Schreiben Sie mir doch bitte gerne zu diesen und anderen Themen, die Sie beschäftigen, an: haluka.maier-borst@rbb-online.de.

4. Ein weites Feld...

Zurzeit bin ich immer wieder erschrocken, wie sehr Leute die Krise zur Selbstprofilierung nutzen. Wie sehr manchen das "Ich, Ich, Ich" nicht auszutreiben ist. Und man muss das leider mal so sagen: Alle folgenden Beispiele, die mir einfallen, handeln nur von Männern.

Da gibt es Politiker, die sich gegenseitig wegen der 200.000 verschollenen Masken für Berlin anfauchen, als gäbe es nicht Wichtigeres als den politischen Streit. Da gibt es Astrophysiker, die glauben, sie könnten den Höhepunkt der Epidemie mal so nebenbei berechnen. Und natürlich auch: gewisse Journalisten.

Die, denen es darum geht, allen zu beweisen, wie falsch sie liegen. Die, denen es nur darum geht, wer welchen Experten mit welchen kontroversen Statements gewinnen konnte. Die, denen es darum geht, wer die beste Vorstellung abliefern kann.

Da fällt mir dann wirklich nichts mehr ein.

Bis morgen, bleiben Sie drinnen und Prost, sagt

Haluka Maier-Borst

 

Beitrag von Haluka Maier-Borst

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