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Quelle: dpa/Frank May

Der Absacker

All die Unsicherheiten - und dann noch nicht mal Internet

Es ist Monatsende und statt eines sicheren Lohns auf dem Konto wird es für viele Berliner und Brandenburger vor allem Unsicherheit geben. Beruflich wie privat. Und nicht alle Fragen lassen sich beantworten. Von Haluka Maier-Borst

Wie lang 2013 her ist? Deutschland stand noch vor dem unmittelbaren Gewinn einer Fußballweltmeisterschaft, Smartphones hatten sich gerade so etabliert, und Bundeskanzlerin war damals - nun ja - auch schon Angela Merkel. Trotzdem ist es beeindruckend und erschreckend zugleich, dass es schon vor sieben Jahren einen Bericht gab, der eine Epidemie in Deutschland sehr präzise durchspielte. Beeindruckend, weil es zeigt, dass sich Forscher über vieles Gedanken machen. Erschreckend, weil man schon damals auf Mängel wie fehlende Schutzmasken und Schutzkleidung hinwies. Aber trotzdem geschah: nichts. Und nun müssen in Kliniken Ärztinnen und Pfleger eins: improvisieren. Ein Gefühl, das aber auch außerhalb von Krankenhäusern den Alltag beherrscht.

1. Was vom Tag bleibt

Tausende Betriebe haben ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Und die, die noch arbeiten, quälen viele Fragen. Zum Beispiel: Muss ich zur Arbeit kommen, auch wenn das nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln geht? Fragen, die auch kein Szenario wohl in der Tiefe und Breite je hätte vorhersehen können. Einen Teil davon versuchen wir Ihnen bei rbb|24 zu beantworten. Einmal in einem eigenen Stück nur mit Fragen zum Arbeitsrecht. Und dann noch in unserem sich stetig erweiternden #Userfragen-Stück, wo Sie uns weitere Fragen zu Corona und den Folgen stellen können.

2. Abschalten.

Ich weiß nicht, ob das der beste Tipp ist angesichts von Titeln wie "Bio-Attack" - aber Sie können ja auch auf deutlich ablenkendere Dinge setzen: wie digitales Basketball oder Golf. Die Rede ist von Videospielen. Ich habe den großen Fehler gemacht, hier zu Hause keine Spielkonsole zu bunkern. Und entsprechend muss ich mit dem vorliebnehmen, was man halt auf seinem Rechner so daddeln kann. Oder mir doch noch etwas kaufen.

Für die Klassikerfans gibt es jedenfalls vom Internet Archive [archive.org] eine gewaltige Auswahl. Was früher in Spielhallen stand oder auf den ersten Konsolen sich tummelte, lässt sich mehr oder weniger angenehm im Browser spielen.

Wer hingegen weniger Bauklotzoptik haben möchte, der sollte sich bei den Empfehlungen des Guardian [guardian.co.uk] oder des Technik-Blogs Mashable [mashable.com] umschauen. Das große Plus dieser Vorschläge ist jedenfalls, dass man viele dieser Spiele auch online mit Freunden daddeln kann - Social Distancing zum Trotz.

Wer ich bin

Großstadtchaos statt Alpenpanorama, Brandenburger Seen statt britisches Meer. Haluka Maier-Borst war schon an ein paar Orten und hat immer die falsch-richtige Wahl getroffen. Für Berlin. Jetzt sitzt er im Wedding - und mehr oder weniger fest. Denn nach einer Reise in die Schweiz war er zunächst für zwei Wochen in Heimquarantäne. Und jetzt hält er sich natürlich auch an das Kontaktverbot. Jeden Tag gegen acht genehmigt er sich einen Absacker und eine kleine Pause von der Nachrichtenlage.

3. Und, wie geht's?

Heute sind Sie dran zu beschreiben, wie es Ihnen derzeit geht - und das macht heute Anna. Anna heißt eigentlich anders, möchte aber ihren Namen lieber nicht veröffentlicht sehen. Wieso wird vielleicht aus den nächsten Zeilen klar:

"Ich habe lange in Berlin vom Existenzminimum gelebt und war dort wohnungslos. Sprich: Ich hatte zwar eine Couch, auf der ich pennen konnte. Aber ich konnte schlichtweg keine wirkliche Bleibe finden. Darum bin ich vor kurzem nach Cottbus gezogen und bin froh darüber eine eigene Wohnung zu haben. Aber was mir in Zeiten von Corona nun fehlt: das Internet.

Das mag jetzt merkwürdig klingen, aber wenn man gerade so über die Runden kommt, ist ein Internetanschluss Luxus. Ich habe darum nur ein Prepaid-Handy mit ein bisschen Datenvolumen und benutze sonst das W-Lan und die Computer in Bibliotheken und öffentlichen Einrichtungen. Die sind aber gerade zu. Und entsprechend muss ich sparsam mit meinem Zugang umgehen. Das heißt, ich habe kaum Möglichkeiten mit Freunden in Kontakt zu bleiben, geschweige denn neue kennenzulernen. Auch was ich an Nachrichten mitbekomme, ist spärlich, denn ich kann nicht einfach surfen wie ich will. Und natürlich macht es die derzeitige Lage mir auch nicht einfacher, einen Job zu finden. Zum einen weil Firmen gerade natürlich niemanden suchen. Zum anderen aber auch, weil ich keine Bewerbungsmails so einfach abschicken kann."

4. Ein weites Feld

Annas Geschichte ist eine gute Begründung dafür, wieso die Kolumne so gestaltet wurde, wie sie jetzt ist: Wir versuchen abzubilden, was wegen Corona in Berlin und Brandenburg geschieht - aber scheitern auch daran, weil wir auch nur Menschen sind. Weil uns die Sachen, die in unserem Alltag passieren, näher sind. Weil wir natürlich ohne es zu wollen, manchmal in unserer Blase leben. Ganz egal ob man nun Journalist ist oder einen anderen Beruf hat, man sieht vor allem das, was man kennt. Wie schwierig es in diesen Zeiten ohne Internet ist, war mir persönlich so nicht bewusst.

Helfen Sie uns und lassen Sie diese Blase immer wieder platzen, indem Sie sich bei uns melden. Hier ist meine Mailadresse: haluka.maier-borst@rbb-online.de.

Bis morgen, bleiben Sie drinnen und Prost, sagt

Haluka Maier-Borst

Beitrag von Haluka Maier-Borst

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