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Video: Brandenburg aktuell | 16.03.2021 | Quelle: dpa/Alessandro Fucarini

FAQ zu Corona-Impfungen

Astrazeneca-Impfstopp - das passiert mit Ihren Impfterminen in Berlin und Brandenburg

Der Impfstoff Astrazeneca wird in Deutschland vorerst nicht mehr genutzt. Experten wollen zunächst den Zusammenhang mit Thrombose-Fällen prüfen. Doch wie geht es in Berlin und Brandenburg jetzt mit den Impfterminen weiter? Das und andere Fragen klären wir im FAQ.

Was ist mit meinem Impftermin?

"Bereits vereinbarte Termine mit diesem Impfstoff müssten die zuständige Stellen absagen", teilte das Berliner Gesundheitsministerium mit. In den Berliner Corona-Impfzentren Tegel und Tempelhof können keine weiteren Termine vereinbart werden. Bestehende Astrazeneca-Termine werden bis auf Weiteres nicht durchgeführt. Dies betreffe nur Astrazeneca und nicht die Impfstoffe von Biontech und Moderna.

In Brandenburg sollen alle Personen, die in dieser Woche einen Impftermin mit Astrazeneca in einem Impfzentrum haben, nicht zum Impfzentrum fahren. Die Impfung könne nicht durchgeführt werden, teilte das Gesundheitsministerium des Landes mit.

In dieser Woche waren in Brandenburg rund 22.500 Erst-Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca in den Impfzentren geplant. Von allen rund 22.500 Personen müssen beide Termine (Erst- und Zweitimpfung) abgesagt werden. Außerdem waren in dieser Woche circa 1.200 Impfungen mit Astrazeneca von Lehrkräften in zehn Krankenhäusern geplant. Auch diese Impfungen können jetzt nicht stattfinden.

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Was ist mit meinem zweiten Termin, wenn ich schon die erste Dosis erhalten habe?

In Berlin werden alle Impfungen mit Astrazeneca ausgesetzt - sowohl die erste als auch die zweite Dosis dürfen nicht verabreicht werden. Betroffene sollen in den nächsten Tagen auf der Behörden-Hotline 116 117 Auskunft erhalten, wie es für sie weitergeht.

In Brandenburg behalten Personen, die schon eine Erstimpfung mit Astrazeneca hatten, ihren Termin für ihre Zweitimpfung. Der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung beträgt bei Astrazeneca zwischen neun und zwölf Wochen. Die ersten Impfungen mit Astrazeneca fanden in Brandenburg am 17. Februar 2021 statt. Das bedeutet, dass die ersten Zweitimpfungen Mitte April folgen sollen.

Kann ich bei der zweiten Impfung auch einen anderen Impfstoff nehmen?

Britische Mediziner erforschen gerade in einer klinischen Studie die Wirksamkeit der Kombination zweier unterschiedlicher Impfstoffe wie Astrazeneca und Biontech [Pharmazeutische Zeitung]. Allerdings handelt es sich bei den Impfstoffen von Biontech und Moderna um mRNA-Vakzine, bei dem von Astrazeneca um einen Vektorimpfstoff.

Wo wird jetzt in Berlin weitergeimpft und welche Impfzentren machen zu?

"Wir haben das Impfen in den Einrichtungen in Tempelhof und Tegel unmittelbar eingestellt", berichtet Mario Czaja, Präsident des Deutschen Rotes Kreuzes in Berlin, dem rbb. Die zwei Corona-Impfzentren, die Astrazeneca geimpft haben, bleiben bis auf weiteres geschlossen.

In den vier Impfzentren Arena Berlin, Erika-Heß-Eisstadion, Messe Berlin und Velodrom in denen die Impfstoffe von Moderna und Biontech verabreicht werden, gehen die Impfungen weiter.

Wie komme ich jetzt in Brandenburg zu einem neuen Termin?

Solange die Corona-Schutzimpfungen mit dem Impfstoff des Herstellers Astrazeneca in Deutschland ausgesetzt sind, können keine neuen Impftermine auf dem Buchungsportal www.impfterminservice.de vergeben werden.

Sobald der Impfstoff wieder empfohlen wird, sollen die von der Terminabsage betroffenen Personen per E-Mail über die Möglichkeit der Terminbuchung informiert werden. Danach wird auf dem Portal www.brandenburg-impft.de und über die Presse über die Terminvergabe informiert.

Wieso wurde der Astrazeneca Impfstoff jetzt ausgesetzt?

Vergangenen Donnerstag meldete das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland insgesamt elf Fälle von unterschiedlichen thromboembolischen Ereignissen bei etwa 1,2 Millionen verimpften Dosen. Damals sahen die Expertinnen und Experten des PEI keinen Hinweis, dass die Impfung diese Erkrankungen verursacht hat.

Am Montag sind aber weitere Fälle in Deutschland gemeldet worden. Bei der Analyse des neuen Datenstands sieht das PEI jetzt eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff Astrazeneca [Pharmazeutische Zeitung].

Deswegen empfiehlt das Institut nach intensiven Beratungen zu den in Deutschland und Europa aufgetretenen schwerwiegenden thrombotischen Ereignissen die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff Astrazeneca. Die Daten werden von der Europäischen Arzneimittelagentur (European Medicines Agency, EMA) weiter analysiert und bewertet.
Geimpfte Menschen, die sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen, sollen sich laut Paul-Ehrlich-Institut unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben. Zu den Beschwerden können starke, anhaltende Kopfschmerzen oder punktförmige Hautblutungen gehören.

Die EMA hält den Nutzen des Astrazeneca-Vakzins bis zum Abschluss der laufenden Untersuchungen für größer als die Gefahren. Solange die Untersuchungen der EU-Behörde andauerten, sei man entschieden davon überzeugt, dass die Vorteile des Impfstoffs bei der Verhinderung von Covid-19 das Risiko überwögen, bekräftigte EMA-Chefin Emer Cooke am
Dienstag. Am Donnerstag wolle die EMA eine Einschätzung zu möglichen Risiken und zur weiteren Verwendung abgeben.

Was ist eine Sinusvenenthrombose und wie häufig ist sie?

Bei einer Sinusvenenthrombose handelt es sich um die Verstopfung eines der großen venöse Blutgefäße im Gehirn durch ein Blutgerinnsel (Thrombose). Die Sinusvenen (Blutleiter) verlaufen innerhalb der harten Hirnhaut und transportieren einen Großteil des sauerstoffarmen Bluts aus dem Gehirn Richtung Herz. Diese Verstopfung stört den Abfluss von Blut aus dem Gehirn. In der Folge kommt es zu einem Druckanstieg im Schädelinneren und zu Durchblutungsstörungen und Sauerstoffmangel im Gehirn. Diese Veränderungen können schwere gesundheitliche Probleme verursachen.

In den sieben Fällen seltener Hirnvenenthrombosen, die jetzt in Zusammenhang mit einer Astrazeneca-Impfung geprüft werden, sind nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) vorwiegend Frauen betroffen. Demnach sind sechs Frauen, bei denen mit einer Sinusvenenthrombose auftrat, und ein Mann im Alter von etwa 20 bis 50 Jahren betroffen. Die Erkrankungen seien vier bis 16 Tage nach der Impfung aufgetreten. Das PEI bestätigte, dass drei Personen gestorben sind.

In Deutschland komme diese Erkrankung etwa 50 Mal im Jahr vor, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker und Mediziner Karl Lauterbach am Dienstag im "ARD-Morgenmagazin" [tagesschau.de]. Am höchsten ist das Risiko für Menschen um die 30 Jahre, Frauen erkranken häufiger als Männer.

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Fragen und Antworten

Was Sie über die Corona-Impfung wissen sollten

Welche Reaktionen können bei einer Impfung auftreten?

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) listet einige mögliche Reaktionen auf, die das Präparat im Körper auslöst. Sehr häufig, also in mehr als einem von zehn Fällen, tat es an der Einstichstelle weh, es gab Kopf- und Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Übelkeit. Seltener (weniger als einer von zehn Fällen) traten Übelkeit, Durchfall oder Fieber auf.

Mit Bauchschmerzen, Schwindel und Hautausschlag reagierten weniger als einer unter 100 Geimpften. Laut RKI und Paul-Ehrlich-Institut sind das übliche Impfreaktionen, die auch bei anderen Impfstoffen auftreten können.

Je jünger jemand ist, desto aktiver ist das eigene Immunsystem - und um so heftiger fällt die Reaktion auf ein Virus aus. Fieber zum Beispiel ist oft höher bei Jüngeren als bei Älteren.

Wann werden die Impfungen mit Astrazeneca wieder aufgenommen?

Die Impfungen mit dem Covid-19-Impfstoff von Astrazeneca werden bis zum Abschluss der Bewertung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA in Deutschland ausgesetzt. EMA erklärte, sie wolle den Impfstoff am Donnerstag erneut bewerten.

PEI-Präsident Klaus Cichutek sagte dagegen, er gehe davon aus, dass die Analyse der Todesursachen noch diese Woche andauern werde. Die PEI-Experten sitzen in den EMA-Gremien. "Ich glaube, es ist ein gutes Signal für die Impfwilligen in diesem Land, dass wir wachsam sind, dass wir genau aufpassen und selbst bei kleinsten Signalen gucken, dass wir diese analysieren, bevor die Impfungen einfach weitergehen", sagte Cichutek.

Die Weltgesundheitsorganisation und die EU-Arzneimittelbehörde empfahlen auch am Montag, das Präparat weiter zu verimpfen. Auch in Österreich, Norwegen, Dänemark und Italien werden Todesfälle im Zusammenhang mit einer Astrazeneca-Impfung geprüft

Wie wirkt sich die Aussetzung von Astrazeneca auf den weiteren Impf-Zeitplan aus?

Der Impfstopp von Astrazeneca ist ein weiterer Rückschlag für die deutsche Impf-Kampagne - nachdem es schon bei Astrazeneca und Biontech zu Lieferschwierigkeiten gekommen ist und schon mehrmals zugesagte Liefermengen deutlich gekürzt wurden. Johnson & Johnson, dessen Impfstoff kürzlich als viertes Vakzin in der EU zugelassen worden war, wird wohl frühestens Mitte April liefern können.

Bislang wurden in Deutschland Stand 14. März knapp 1.65 Millionen Menschen ein erstes Mal mit Astrazeneca geimpft. Mit dem Impfstoff von Moderna wurden erst 240.000 Menschen geimpft, im Fall von Biontech/Pfizer waren es gut 4.6 Millionen.

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