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Quelle: dpa/A. Ronchini

Warnungen in USA vor Thrombosen

Johnson & Johnson verschiebt Impfstoff-Lieferungen für Europa

Nach Astrazeneca steht auch der Impfstoff von Johnson & Johnson im Verdacht, Thrombosen auszulösen. In den nächsten Tagen sollten knapp 20.000 Dosen nach Berlin und Brandenburg geliefert werden. Doch nun drückt der US-Hersteller erst einmal auf die Bremse.

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson verzögert den Marktstart seines Impfstoffs in Europa. Das teilte der US-Konzern am Dienstag mit.

Zuvor hatten die US-Arzneimittelbehörde FDA und das Seuchenzentrum CDC am Dienstag in einer gemeinsamen Erklärung auf das Auftreten einer seltenen Thromboseart in sechs Fällen verwiesen. [tagesschau.de] Der Impfstoff sei in den USA bislang mehr als 6,8 Millionen Mal verabreicht worden.

Derzeit würden die sechs Fälle untersucht, bei denen es zwischen sechs und 13 Tagen danach zu Sinusvenenthrombosen gekommen war. In drei Fällen sei zusätzlich eine Thrombozytopenie, also ein Mangel an Blutplättchen, gemeldet worden. Es handele sich um Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren.

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Johnson & Johnson teilte nun mit, man habe Berichte über Sinusvenenthrombosen erhalten und sich für die Verzögerung entschieden. Der Konzern arbeite nun mit Experten und den Gesundheitsbehörden an der Untersuchung der Fälle.

Noch am Montag hatte die EU-Kommission mitgeteilt, der US-Hersteller habe mit der Auslieferung der ersten Chargen begonnen. Bis Ende Juni rechnet die Kommission demnach mit bis zu 55 Millionen Dosen, gut zehn Millionen davon sind für Deutschland vorgesehen. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums vom Montag sollten in den nächsten Tagen zunächst 12.000 Impfdosen nach Berlin und 7.200 nach Brandenburg geliefert werden.

Die Verschiebung der Impfstofflieferung hat kurzfristig keinen Effekt auf die Impflogistik des Landes Brandenburg, wie ein Sprecher des Innenministeriums am Dienstag auf rbb-Nachfrage sagte. Für Brandenburg sei eine vergleichsweise geringe Menge des Vakzins bestellt worden. Man warte die Entwicklung ab, so der Sprecher. Bestellung und Verteilung der Impfstoffe laufe über den Bund. Das Bundesgesundheitsministerium hatte vor der Lieferstopp-Ankündigung von Johnson & Johnson am Dienstag erklärt, es habe noch nicht entschieden, wie es nun vorgehen will.

US-Unternehmen: Klarer Zusammenhang nicht nachgewiesen

Der US-Pharmakonzern hatte in einer ersten Stellungnahme erklärt, ein klarer kausaler Zusammenhang sei bislang nicht nachgewiesen worden. Der Impfstoff von Johnson & Johnson ist der vierte, der in der EU zugelassen wurde und verwendet werden kann.

Das Vakzin von Johnson & Johnson ist ein Vektorimpfstoff, ähnlich wie das Mittel von Astrazeneca, das bislang unter anderem in Europa, nicht aber in den USA zugelassen ist. Auch nach Astrazeneca-Impfungen waren Fälle von gefährlichen Thrombosen – hauptsächlich bei Frauen unter 60 Jahren – bekannt geworden. In Deutschland wird der Wirkstoff deshalb in der Regel nur noch an über 60-Jährige verimpft. Jüngere können sich nach Rücksprache mit dem Hausarzt auf eigenes Risiko weiterhin damit impfen lassen.

Sendung: Inforadio, 13.04.2021, 14:40 Uhr

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