rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Quelle: rbb|24/Datawrapper

Priorisierung bei PCR-Tests

Diese Zahlen werden in der Pandemie jetzt wichtiger

Künftig sollen vor allem Menschen in Gesundheitsberufen und vulnerable Gruppen PCR-Tests bekommen. Andere bleiben außen vor. Das wird Kennzahlen wie Inzidenz und Wochentrend verfälschen. Welche Zahlen jetzt noch helfen, erklärt Haluka Maier-Borst.

Am Anfang der Pandemie war die Zahl der Tests knapp, dann entspannte sich die Lage. Als die Zahlen im Winter 2020/21 wieder stiegen, setzten irgendwann die Gesundheitsämter die Kontaktnachverfolgung in Teilen aus. Dann im Frühjahr kamen die Schnelltests und es wurde leichter, asymptomatische Fälle zu finden. Kurzum, in den letzten zwei Jahren der Pandemie gab es stets ein Auf und Ab. Immer wieder gelang es den Behörden mal schlechter, mal besser das Infektionsgeschehen zu überwachen. Und doch ist der Zeitpunkt jetzt eine drastische Zäsur.

Probleme durch neue Strategie

Alternativen für PCR-Testnachweise bleiben vorerst offen

Nach einem Beschluss der Bund-Länder-Runde sollen PCR-Tests bald auf vulnerable Personengruppen beschränkt werden. Auf absehbare Zeit betrifft das Tausende Corona-Infizierte in Berlin und Brandenburg. Offene Fragen gibt es viele, Antworten noch nicht.

Weil PCR-Tests knapp werden und die Labore am Anschlag laufen, soll künftig priorisiert werden. Nicht mehr alle sollen einen PCR-Test bekommen. Ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, Arbeitende in Pflege- und Gesundheitsberufen sollen Vorrang haben. Ansonsten sollen nur Betroffene mit klaren Symptomen per PCR getestet werden.

Für alle anderen, die zum Beispiel eine rote Warnkachel in der Corona-Warn-App haben, Kontaktperson sind oder einen ersten positiven Schnelltest haben, sollen nur die Schnelltests als Mittel der Wahl bleiben. Sind zwei von ihnen nacheinander positiv, wird davon ausgegangen, dass diese Menschen ebenfalls infiziert sind. Aber sie gehen wohl vorerst nicht in die Statistik ein, weil darin nur PCR-positive Fälle gezählt werden. Und das bedeutet, dass künftig die Fallzahlkurven noch mehr mit Vorsicht zu interpretieren sind.

Positivquote und Zahl der Tests

Wenn künftig die Kurve der Fallzahlen nicht ansteigt oder gar fällt, muss das nicht heißen, dass sich die Lage beruhigt oder gar entspannt. Es kann einfach auch heißen, dass den Labors die Tests ausgehen und man nicht mehr Fälle verzeichnen kann. Und dass darum stärker priorisiert wird. Nur keiner kann eben sagen, wie stark. Es gibt keine klare Klassifizierung und schon gar keine Datenquelle für die Priorisierung.

rbb|24 versucht das aber künftig näherungsweise abzubilden, indem wir prominenter die Positivquote und neu die Zahl der Tests für Berlin und Brandenburg darstellen. Dazu sei sofort gesagt, dass diese Daten vom ARS-Netzwerk des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommen. Labore können an diesem Austausch teilnehmen, müssen es aber nicht. Folglich sind nicht alle PCR-Tests für Berlin und Brandenburg hier abgebildet. Aber immerhin lassen sich vom ARS-Netzwerk die Daten auf Bundeslandebene und automatisiert abrufen. Und wir gehen davon aus, dass sich hier grob die Trends ablesen lassen, die auch über alle Tests zu sehen wären.

Wir haben als Folge dessen auch unseren Wochentrend überarbeitet, der für uns bislang der beste Indikator für die aktuelle Lage war. Künftig zeigen wir hier auch an, wie sich die Zahl der Tests und die Positivquote entwickelt. Analog zum Wochentrend gilt hier:

- Gehen die Testzahlen und die Positivquote um mehr als 10 Prozent zurück, ist der Trend sinkend, also blau.

- Steigen die Testzahlen und die Positivquote um mehr als 10 Prozent an, ist der Trend steigend, also orange.

- Zwischen minus und plus 10 Prozent ist der Trend gleichbleibend, also grau.

Oder einfach gesagt: Sind alle Pfeile orange, verschärft sich wahrscheinlich die Lage. Sind alle Pfeile blau, entspannt sie sich wohl.

Man könnte natürlich argumentieren, dass mit den Testzahlen und den neu gemeldeten Fällen sich die Positivquote eigentlich automatisch ergibt. Weil die Testzahlen und die Positivquote aber eben vom ARS-Netzwerk kommen und noch dazu mit mehr Zeitverzug, haben wir uns dafür entschieden, alle drei Indikatoren anzuzeigen.

Und natürlich haben die Indikatoren ihre Schwächen. Zum einen kann ein Trend um mehr als 100 Prozent steigen, aber nie um mehr als 100 Prozent sinken. Zum anderen werden bei den Fall- und Testzahlen absolute Werte verglichen. Die Positivquote hingegen zeigt Prozentwerte, sprich sie können nicht mehr als 100 Prozent erreichen.

Trotzdem glauben wir, dass diese Indikatoren helfen, gewisse Trugschlüsse zu vermeiden. Und wir sind gleichzeitig bereit, unsere Methoden anzupassen, wenn wir bessere Alternativen sehen oder sich die Datenlage verbessert.

Sendung: Inforadio, 27.01.2022, 19:30 Uhr

Beitrag von Haluka Maier-Borst

Artikel im mobilen Angebot lesen