Priorisierung bei PCR-Tests - Diese Zahlen werden in der Pandemie jetzt wichtiger

Do 27.01.22 | 11:56 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
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Diese Indikatoren werden nun wichtiger in der Pandemie
Bild: rbb|24/Datawrapper

Künftig sollen vor allem Menschen in Gesundheitsberufen und vulnerable Gruppen PCR-Tests bekommen. Andere bleiben außen vor. Das wird Kennzahlen wie Inzidenz und Wochentrend verfälschen. Welche Zahlen jetzt noch helfen, erklärt Haluka Maier-Borst.

Am Anfang der Pandemie war die Zahl der Tests knapp, dann entspannte sich die Lage. Als die Zahlen im Winter 2020/21 wieder stiegen, setzten irgendwann die Gesundheitsämter die Kontaktnachverfolgung in Teilen aus. Dann im Frühjahr kamen die Schnelltests und es wurde leichter, asymptomatische Fälle zu finden. Kurzum, in den letzten zwei Jahren der Pandemie gab es stets ein Auf und Ab. Immer wieder gelang es den Behörden mal schlechter, mal besser das Infektionsgeschehen zu überwachen. Und doch ist der Zeitpunkt jetzt eine drastische Zäsur.

Weil PCR-Tests knapp werden und die Labore am Anschlag laufen, soll künftig priorisiert werden. Nicht mehr alle sollen einen PCR-Test bekommen. Ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, Arbeitende in Pflege- und Gesundheitsberufen sollen Vorrang haben. Ansonsten sollen nur Betroffene mit klaren Symptomen per PCR getestet werden.

Für alle anderen, die zum Beispiel eine rote Warnkachel in der Corona-Warn-App haben, Kontaktperson sind oder einen ersten positiven Schnelltest haben, sollen nur die Schnelltests als Mittel der Wahl bleiben. Sind zwei von ihnen nacheinander positiv, wird davon ausgegangen, dass diese Menschen ebenfalls infiziert sind. Aber sie gehen wohl vorerst nicht in die Statistik ein, weil darin nur PCR-positive Fälle gezählt werden. Und das bedeutet, dass künftig die Fallzahlkurven noch mehr mit Vorsicht zu interpretieren sind.

Positivquote und Zahl der Tests

Wenn künftig die Kurve der Fallzahlen nicht ansteigt oder gar fällt, muss das nicht heißen, dass sich die Lage beruhigt oder gar entspannt. Es kann einfach auch heißen, dass den Labors die Tests ausgehen und man nicht mehr Fälle verzeichnen kann. Und dass darum stärker priorisiert wird. Nur keiner kann eben sagen, wie stark. Es gibt keine klare Klassifizierung und schon gar keine Datenquelle für die Priorisierung.

rbb|24 versucht das aber künftig näherungsweise abzubilden, indem wir prominenter die Positivquote und neu die Zahl der Tests für Berlin und Brandenburg darstellen. Dazu sei sofort gesagt, dass diese Daten vom ARS-Netzwerk des Robert-Koch-Instituts (RKI) kommen. Labore können an diesem Austausch teilnehmen, müssen es aber nicht. Folglich sind nicht alle PCR-Tests für Berlin und Brandenburg hier abgebildet. Aber immerhin lassen sich vom ARS-Netzwerk die Daten auf Bundeslandebene und automatisiert abrufen. Und wir gehen davon aus, dass sich hier grob die Trends ablesen lassen, die auch über alle Tests zu sehen wären.

Wir haben als Folge dessen auch unseren Wochentrend überarbeitet, der für uns bislang der beste Indikator für die aktuelle Lage war. Künftig zeigen wir hier auch an, wie sich die Zahl der Tests und die Positivquote entwickelt. Analog zum Wochentrend gilt hier:

- Gehen die Testzahlen und die Positivquote um mehr als 10 Prozent zurück, ist der Trend sinkend, also blau.

- Steigen die Testzahlen und die Positivquote um mehr als 10 Prozent an, ist der Trend steigend, also orange.

- Zwischen minus und plus 10 Prozent ist der Trend gleichbleibend, also grau.

Oder einfach gesagt: Sind alle Pfeile orange, verschärft sich wahrscheinlich die Lage. Sind alle Pfeile blau, entspannt sie sich wohl.

Man könnte natürlich argumentieren, dass mit den Testzahlen und den neu gemeldeten Fällen sich die Positivquote eigentlich automatisch ergibt. Weil die Testzahlen und die Positivquote aber eben vom ARS-Netzwerk kommen und noch dazu mit mehr Zeitverzug, haben wir uns dafür entschieden, alle drei Indikatoren anzuzeigen.

Und natürlich haben die Indikatoren ihre Schwächen. Zum einen kann ein Trend um mehr als 100 Prozent steigen, aber nie um mehr als 100 Prozent sinken. Zum anderen werden bei den Fall- und Testzahlen absolute Werte verglichen. Die Positivquote hingegen zeigt Prozentwerte, sprich sie können nicht mehr als 100 Prozent erreichen.

Trotzdem glauben wir, dass diese Indikatoren helfen, gewisse Trugschlüsse zu vermeiden. Und wir sind gleichzeitig bereit, unsere Methoden anzupassen, wenn wir bessere Alternativen sehen oder sich die Datenlage verbessert.

Sendung: Inforadio, 27.01.2022, 19:30 Uhr

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Beitrag von Haluka Maier-Borst

57 Kommentare

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  1. 57.

    Offensichtlich? Wie kommst du da drauf?
    Habe sogar eine Umfrage für dich:

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1105161/umfrage/corona-krise-umfrage-zum-krisenmanagement-der-bundesregierung/

    Paradebeispiel für eine Falschbehauptung.
    Ich wüsste auch nicht,was in einer Diktatur automatisch besser laufen sollte.

  2. 56.

    Das ist richtig und vollkommen konform zur Strategie mit Ziel Endemie. Es geht (und ging) immer nur darum die Gesundheitsinfrastruktur nicht zu überlasten durch zu viele Hospitaliserte in zu kurzer Zeit. Momentan kommen noch als Zusazukriterium die hohen Quarantänezahlen dazu wegen der hohen gemeldeten Fallzahlen, aber da ist man ja dran durch die Anpassungen bei den Quarantänen.

  3. 55.

    Präventiv Christine...Präventiv
    Das ist das entscheidende...jeder...auch die, die keine Symptome hatten...alle :)

  4. 54.

    Was hört man derzeit sehr wenig bis garnicht…. die Maßnahmen usw. werden gemacht um die Zahlen zu senken.
    Es geht nur darum wann wird der Höchststand erreicht sein und die Zahlen von alleine wieder sinken.

  5. 53.

    Dazu: Die Gesamtsensitivität der Tests von der Schule hier ist laut PEI-Liste ca. 20%. Jetzt gab es einen großen Nachschlag für die Testoffensive nach den Ferien - es sind die gleichen Tests mit der Gesamtsensitivität welche das Sensitivitätskriterium nicht erfüllen. Was darf man sich dabei denken, wenn Frau Ministerin Ernst damit eine Testoffensive mit täglichen Tests nach den Ferien machen will? Es wäre interessant zu sehen, wie das an anderen Schulen ist oder ob die Schule ein Einzelfall ist bei der Qualität der ausgegebenen Tests.

  6. 52.

    Eben nochmal nach gelesen, Paragraph 7 ist der wichtige und im Bußgeldkatalog dazu steht: "Rechtsgrundlage (SARS-CoV-2-Infektionsschutzverordnung): § 7 Abs. 1 Satz 1 oder Absatz 3 Satz 2
    Verstoß: Verstoß gegen die Pflicht, sich unverzüglich einem PCR-Test zu unterziehen
    Adressat des Bußgeldbescheids: Jede beteiligte Person
    Bußgeldrahmen in Euro: 100 – 1.000"

  7. 51.

    Nachzulesen war das auf berlin.de wenn man Quarantäne Verordnung Berlin googlet oder in der Infektionsschutzverordnung von Berlin, ebenfalls auf berlin.de
    Aber das war das letzte Woche als ich das las und nach den ganzen Diskussionen um die PCR Tests weiß ich nicht, ob das bereits geändert wurde.

  8. 50.

    Mit Cola werden sie nicht positiv? Okay dann weiß ich mehr. Habe ich auch noch nicht probiert. Letztendlich auch nicht wichtig, da Cola sowieso falsche Anwendung ist. ;-)



  9. 49.

    Ich bin entsetzt, wie die kleinen Kinder (unsere Zukunft) von den Verantwortlichen verheizt werden. Vor einem Jahr wurden sie "weggesperrt"... gut...
    Jetzt gibt es KEINE besrätigenden Tests, Lollitests, die NICHT anzeigen (bei positiv bestätigten) und keine Quarantäne für Kontakte..... auch keine Impf Möglichkeit (wenn man es denn wollte)
    Die eigenen Kinder, unsere Zukunft so zu betrügen, finde ich UNWÜRDIG einer Landesregierung..... Fremdschämen!!!

    Einfach nur traurig und wütend!

  10. 48.

    Übrigens großes Lob für diese Seite. Sie haben sich mit diesem Beitrag und der neuen statistischen Erfassung dankenswerterweise sehr engagiert, trotz langsam "schwindenden" Zahlen (wegen schwindender Testkapazität) das Verbreitungsgeschehen weiterhin einigermaßen beobachtbar zu halten.

    Vielen Dank für Ihre Arbeit.

    Vielleicht ist es ja sogar möglich, die Kommentarspalte unter dieser Seite für stärker statistisch und wissenschaftlich Interessierte dauerhaft offen zuhalten? - So dass diese Seite dann ein stärker wissenschaftliches Profil bei den Diskutanten gewinnen kann.

  11. 47.

    Der richtige Name für ein Pilotprojekt wurde noch nicht gefunden!
    "jeder spuckt", "alles rotzt" oder "jeder speichelt"? (Ironie)

  12. 45.

    Das ist Unsinn. Vielleicht mal probieren und dann darüber reden

  13. 44.

    Ich spreche von der Spezifität und nicht, was Sie meinen, von der Sensitivität. Ich habe auch gesagt, dass wenn der Schnelltest positiv!! ist, man eigentlich keine PCR Bestätigung braucht.
    Bitte die Begriffe nicht verwechseln

  14. 43.

    An welcher Stelle sind wir mal wieder falsch abgebogen? Dachte, der einzig entscheidende Indikator ist die Hospitalisierungsrate.

  15. 42.

    "Ziel ist die Endemie ud nicht Null Fälle. Für die Endemiekann die Zahl gar nicht hoch genug sein, solange die Hospitalisierungsrate weiter soniedrig bleibt." Ja, und das war es leider von Anfang an. Wieviele Menschenleben hätte man retten können, wenn man von Anfang an die Behörden unterstützt hätte und sie ihre Arbeit machen lassen, wie bei Webasto. Ein Aufstocken der Gesundheitsämter + vor allem die Strategie der (verlangsamten) Ausbreitung des Virus hätte unterlassen werden müssen.
    Gerade heute hat Taiwan (das von 08/21 bis 12/21 Coronafrei war) gemeldet dass es das höchste Wirtschaftswachstum seit 11 Jahren hat, als Grund wird die stabile epidemische Lage angegeben + alle heutigen 21 Omikroninlandsfälle konnten per Kontaktnachverfolgung den bisherigen Clustern zugeordnet werden.
    Und das liegt nicht an der Insellage sondern am anderen politischen Managment.
    Hat es sich für uns wirklich gelohnt uns zu durchseuchen? Soviele Tote und ist es der Wirtschaft dabei gutgegangen?

  16. 41.

    "Warum werden die PCR-Kapazitäten knapp?
    Und warum schafft die Stadt Wien zahlenmäßig mehr PCR-Tests als Gesamtdeutschland?
    Das kann ich nach zwei Jahren Pandemie nich nachvollziehen. "

    Sie haben vollkommen Recht. Es wäre besser möglich gewesen: Bei "Alles gurgelt", hat man bereits seit 2020 begonnen die PCR-Kapazität auszubauen. Jetzt kann man im kleineren Wien 800 000 Tests/Tag machen, während das größere Berlin laut rbb24.de nur 50 000/ Woche schafft.

    https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien-chronik/2134250-Wien-baut-Test-Kapazitaeten-aus.html

    https://allesgurgelt.at/wien/

    Bei "alles gurgelt" gurgelt man zu Hause(spart Personalkosten) gibt die Probe im Supermarkt/Tankstelle/Kiosk ab und hat 24 h später sein kostenloses PCR-Ergebnis mit Zertifikat auf dem Handy.

  17. 40.

    "Bei manchen Tests reicht auch Cola, um positiv zu werden ;-) "
    Cola reicht auch aus um Schwangerschaftstest positiv zu machen. Das ist eigentlich kein Zeichen dafür dass die Tests von schlechter Qualität sind. Es wird in beiden Fällen die Säure in der Cola angezeigt. Habe ich allerdings selbst noch nicht probiert.

    Dennoch zeigen Schnelltests natürlich schlechter an, im Vergleich zur PCR.

  18. 39.

    Die Mehrheit der deutschen Bürger sieht das offensichtlich anders. Schade für Sie, dass wir in einer Demokratie leben.

  19. 38.

    Die Schnelltests springen nur bei hoher Virenlast an. Die Verlässlichkeit bei bei geringer Virenlast schwankt zwischen 46 und 56%. Kommt auf den Hersteller drauf an.

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