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Quelle: dpa/Rolf Vennenbernd

Kommentar | Corona-Maßnahmen in Brandenburg

Zeit für mehr Freiheiten

Brandenburg hat die Corona-Maßnahmen verlängert. Und das, obwohl in anderen Bundesländern die Isolationspflicht abgeschafft und die Maskenpflicht im ÖPNV zur Disposition gestellt wird. Eine falsche Entscheidung, kommentiert Markus Woller.

Die Verlängerung von Isolations- und Maskenpflicht wird in Brandenburg offenbar zur unendlichen Geschichte. Das grün geführte Gesundheitsministerium zählte von Beginn an zum "Team Vorsicht". Ursula Nonnemachers fester Wille, den Schutz von Menschenleben über die individuelle Freiheit zu stellen, gipfelte vor genau einem Jahr gar in einer Rücktrittsdrohung für den Fall, dass die Koalitionspartner SPD und CDU einer Verschärfung von Maßnahmen nicht zustimmen würden. Damals ihr Credo: "Hier stehe ich und kann nicht anders."

Corona-Regeln verlängert

Masken- und Isolationspflicht gilt in Brandenburg weiterhin

Während einzelne Bundesländer die Corona-Isolationspflicht und auch die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr abschaffen, bleibt es in Brandenburg dabei: Das Kabinett hat am Dienstag die Corona-Maßnahmen um vier Wochen verlängert.

Eigenverantwortung gehört nicht zu den Empfehlungen

Was in der Hochzeit der Pandemie noch als Standhaftigkeit ausgelegt werden konnte, könnte mittlerweile auch gut als Starrsinn bezeichnet werden. Während Hessen, Bayern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sich an die Spitze der "Isch over"-Bewegung setzen und in weiteren Ländern munter debattiert wird, verlängert Brandenburg stillschweigend seine Corona-Maßnahmen um einen weiteren Monat. Weiter isolieren, weiter Maske tragen. Keine Eigenverantwortung. Für mich eine Form der Basta-Politik.

Der nüchterne Realitäts-Check

Dabei könnte man doch einfach einen ganz nüchternen Realitäts-Check machen. Hand aufs Herz: Kennen Sie noch die aktuellen Isolationsregeln? Kennen Sie jemanden, den die überhaupt noch interessieren? Das strenge Regelwerk ist doch in Wirklichkeit längst dem eigenen Ermessen gewichen.

Wer hustet und schnieft, der bleibt halt zuhause. Die ganz Vorsichtigen machen vielleicht noch einen Corona-Test. Sobald der zweite Streifen weg ist, geht es zurück auf Arbeit oder in die Kita. Selbst die Bundesärztekammer, die nicht im Verdacht steht, Corona zu verharmlosen, hält das Ende der Isolationspflicht mittlerweile für medizinisch vertretbar.

Und was ist mit der Maske im Nahverkehr? Sagen wir es mal so: In Eberswalde hat sich jüngst jemand aus Protest gegen die lasche Durchsetzung an einer Haltestange im Bus festgeklebt. Abgesehen von dieser Schlagzeile ist das Thema durch. Wer sich schützen will, der setzt eben die Maske auf. Das machen auch viele, besonders Menschen aus den gefährdeten Gruppen.

Pandemie-Schutz nach eigenem Ermessen: In Bus oder Bahn, aber auch im Supermarkt oder im Konzert läuft das doch gut. Strenge Regeln braucht es aus meiner Sicht nur noch in Medizin- oder Pflegeeinrichtungen.

Corona-Regeln verlängert

Masken- und Isolationspflicht bleiben in Berlin bis 21. Dezember

Berlin wird sich nicht am Vorstoß einiger Länder beteiligen, die Maßnahmen zum Infektionsschutz aufweichen wollen. Bis Mitte Dezember wird sich bei der Maskenpflicht im ÖPNV nichts ändern, Erkrankte müssen sich weiterhin isolieren.

Mehr Freiheit als Weihnachtsgeschenk

Die Gesellschaft lebt längst in der Endemie, während die Politik in Brandenburg mantramäßig Verordnungen weiterverlängert. Und sich dabei selbst widerspricht: Bräuchte es die Maßnahmen wirklich noch, dann müssten sie auch konsequent durchgesetzt werden.

Es gibt Impfungen, es gibt Medikamente, es gibt den gesunden Menschenverstand. Und es gibt ein Recht darauf, frei zu leben. Jahrelang hat die Politik dieses Recht eingeschränkt. Durchaus zurecht und mit Erfolg. Viele Menschenleben konnten so gerettet werden. Dass es dabei auch erhebliche Kollateralschäden gab, ist wohl auch unumstritten.

Nun ist die Zeit für einen Paradigmenwechsel. Nun "isch over" mit Regeln. Am 21. Dezember steht die nächste Entscheidung zu Corona-Maßnahmen im Land an. Ich finde: Mehr Freiheit wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.11.2022, 16 Uhr

Beitrag von Markus Woller

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