Kommentar | Corona-Maßnahmen in Brandenburg - Zeit für mehr Freiheiten

Di 22.11.22 | 16:31 Uhr | Von Markus Woller
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Symbolbild: Eine Frau mit FFP2-Maske wartet am 30.09.2022 auf ihre Straßenbahn (Quelle: dpa/Rolf Vennenbernd)
Bild: dpa/Rolf Vennenbernd

Brandenburg hat die Corona-Maßnahmen verlängert. Und das, obwohl in anderen Bundesländern die Isolationspflicht abgeschafft und die Maskenpflicht im ÖPNV zur Disposition gestellt wird. Eine falsche Entscheidung, kommentiert Markus Woller.

Die Verlängerung von Isolations- und Maskenpflicht wird in Brandenburg offenbar zur unendlichen Geschichte. Das grün geführte Gesundheitsministerium zählte von Beginn an zum "Team Vorsicht". Ursula Nonnemachers fester Wille, den Schutz von Menschenleben über die individuelle Freiheit zu stellen, gipfelte vor genau einem Jahr gar in einer Rücktrittsdrohung für den Fall, dass die Koalitionspartner SPD und CDU einer Verschärfung von Maßnahmen nicht zustimmen würden. Damals ihr Credo: "Hier stehe ich und kann nicht anders."

Eigenverantwortung gehört nicht zu den Empfehlungen

Was in der Hochzeit der Pandemie noch als Standhaftigkeit ausgelegt werden konnte, könnte mittlerweile auch gut als Starrsinn bezeichnet werden. Während Hessen, Bayern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg sich an die Spitze der "Isch over"-Bewegung setzen und in weiteren Ländern munter debattiert wird, verlängert Brandenburg stillschweigend seine Corona-Maßnahmen um einen weiteren Monat. Weiter isolieren, weiter Maske tragen. Keine Eigenverantwortung. Für mich eine Form der Basta-Politik.

Der nüchterne Realitäts-Check

Dabei könnte man doch einfach einen ganz nüchternen Realitäts-Check machen. Hand aufs Herz: Kennen Sie noch die aktuellen Isolationsregeln? Kennen Sie jemanden, den die überhaupt noch interessieren? Das strenge Regelwerk ist doch in Wirklichkeit längst dem eigenen Ermessen gewichen.

Wer hustet und schnieft, der bleibt halt zuhause. Die ganz Vorsichtigen machen vielleicht noch einen Corona-Test. Sobald der zweite Streifen weg ist, geht es zurück auf Arbeit oder in die Kita. Selbst die Bundesärztekammer, die nicht im Verdacht steht, Corona zu verharmlosen, hält das Ende der Isolationspflicht mittlerweile für medizinisch vertretbar.

Und was ist mit der Maske im Nahverkehr? Sagen wir es mal so: In Eberswalde hat sich jüngst jemand aus Protest gegen die lasche Durchsetzung an einer Haltestange im Bus festgeklebt. Abgesehen von dieser Schlagzeile ist das Thema durch. Wer sich schützen will, der setzt eben die Maske auf. Das machen auch viele, besonders Menschen aus den gefährdeten Gruppen.

Pandemie-Schutz nach eigenem Ermessen: In Bus oder Bahn, aber auch im Supermarkt oder im Konzert läuft das doch gut. Strenge Regeln braucht es aus meiner Sicht nur noch in Medizin- oder Pflegeeinrichtungen.

Mehr Freiheit als Weihnachtsgeschenk

Die Gesellschaft lebt längst in der Endemie, während die Politik in Brandenburg mantramäßig Verordnungen weiterverlängert. Und sich dabei selbst widerspricht: Bräuchte es die Maßnahmen wirklich noch, dann müssten sie auch konsequent durchgesetzt werden.

Es gibt Impfungen, es gibt Medikamente, es gibt den gesunden Menschenverstand. Und es gibt ein Recht darauf, frei zu leben. Jahrelang hat die Politik dieses Recht eingeschränkt. Durchaus zurecht und mit Erfolg. Viele Menschenleben konnten so gerettet werden. Dass es dabei auch erhebliche Kollateralschäden gab, ist wohl auch unumstritten.

Nun ist die Zeit für einen Paradigmenwechsel. Nun "isch over" mit Regeln. Am 21. Dezember steht die nächste Entscheidung zu Corona-Maßnahmen im Land an. Ich finde: Mehr Freiheit wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.11.2022, 16 Uhr

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Beitrag von Markus Woller

18 Kommentare

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  1. 18.

    Wer meint, sich Schützen zu müssen, darf sich doch weiterhin testen und auch die Maske tragen. Ist ja nicht verboten. Und jetzt kann man wirklich zur Normalität zurück kehren. Aber typisch für die Landesregierung. Die hat sich so verrannt. Findet jetzt den Ausweg nicht mehr. Vorallem Frau Nonnemacher.

  2. 17.

    Die brandenburgische Coronapolitik ist nicht mehr zu verstehen. Die weiter bestehende Testplicht bei Besuchen in Pflegeheimen schränkt die Besuche der alten Menschen sehr ein. Die Heime sind durch Personalmangel vielfach nicht in der Lage zu testen, die Teststellen sind besonders im ländlichen Raum stark ausgedünnt. Die v erfehlte Coronapolitik bei den Kindern wird öffentlich diskutiert. Die vereinsamten alten Menschen scheint unsere Politiker nicht zu interessieren! Die WEIHNACHTSZEIT steht vor der Tür.

  3. 16.

    Der letzte Satz des Kommentars zeigt das Grundproblem. Die Grundrechte zurückzuerlangen ist kein Geschenk. Es ist die Wiederherstellung des Normalzustands. Und das sollte auch so ausgedrückt werden. Derzeit werden Grundrechte eingeschränkt. Und viele erkennen es nicht mehr.

  4. 15.

    Jeder darf sich auch ohne gesetzliche Vorgaben selber schützen. Wo ist das Problem?
    Eigenverantwortung sollte für mündige Bürger kein Fremdwort sein.

  5. 14.

    Was für dolle Wortspiele. Sie machen nur keinen Sinn aber das liegt vielleicht daran das sie die Bedeutung der benutzen Worte nicht kennen.
    „ Als Eigenverantwortung oder Selbstverantwortung bezeichnet man die Bereitschaft und die Pflicht, für das eigene Handeln und Unterlassen Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, dass man für das eigene Tun und Unterlassen einsteht und die Konsequenzen, etwa in Form von Sanktionen, dafür trägt“

  6. 13.

    Begründung für die Notwendigkeit der Fortsetzung der Maßnahmen, Fehlanzeige. Also ist es Willkür

  7. 12.

    Man ist zum Konzert. Beispiel Schmelinghalle - Deep Purple. Maskenquote… geschätzte 0,5% - ja, es gab welche.

    Nahverkehrszug - pro Abteil ein bis 0 Fahrgäste - mal ein Pärchen. Sicher war’s im Zug viel gefährlicher, als in der Halle.
    Aber Argumente zählen hier nicht - wir wollen ja „Leben retten“.
    In China hat die Corona nach einiger Zeit wieder ein offizielles Opfer gefunden: ein 87jähriger starb…

  8. 11.

    Bis zum Fazit mit dem Weihnachtsgeschenk alles sehr treffend. Es kommt eine Assoziation zur Weihnachtsamnestie der JVA auf. Ich will meine Grundrechte nicht nur wegen Weihnachten zurück. Im übrigen sind sämtliche Coronazahlen rückläufig. Das sollte auch erwähnt werden. Die Welle bleibt aus.

  9. 10.

    Es reicht doch langsam, jeder kann selber entscheiden ob er Maske oder nicht Maske trägt. Aber in der Bahn setzen die meisten die Maske erst nach 3 Minuten auf, usw. Die ganzen Politiker halten sich auch nicht dran.
    Also ganz allgemein wo ist denn noch die Notlage im Krankenhaus, bsw wenn sogar die Ärzte sagen es ist nicht mehr so schlimm, sollte jeder selber wissen was er macht.

  10. 9.

    Die "vernunft" ist UNvernunft, "Eigenverantwotung" = eigene+Verantwortungslosigkeit.

  11. 8.

    Warum lernt D nicht von Berlin und Brandenburg, wo die hohen Todeszahlen aufgrund der zwar oft milderen Verläufe nach Ansteckung mit den jetzt vermehrt ansteckenden Virusvarianten wahrgenommen und berücksichtigt werden?

  12. 7.

    Freiheit ist kein Geschenk. Man nimmt oder erkämpft sie sich oder man hat sie nicht.

  13. 6.

    Die Deutsche Bundesländer sollten endlich die Vernunft der meisten anderen Europäischen Ländern folgen, wo bereits seit dem Frühling keine Masken mehr getragen werden müssen im ÖPNV. In den meisten Ländern weiß sogar kaum jemand was eine FFP2-Maske überhaupt ist.
    Die haben das alle schon lange genug "Probe gefahren", und gezeigt, dass es auch ohne geht - oder es eben den Menschen selbst überlassen kann.

    (Die einzige Ausnahme in Europa ist Spanien, wo auch das absurde Maskentragen im Freien bis 2021 lange Zeit Pflicht war...)

  14. 5.

    "Mehr Freiheiten als Weihnachtsgeschenk" finde ich sehr unglücklich formuliert. Mehr Freiheiten aufgrund sachlicher Argumente - da kann ich schon eher mitgehen. Dazu gehört für mich allerdings auch nicht "Die anderen machen das auch so." Wie gut das mit der Eigenverantwortung klappt, haben wir ja in den vergangenen Monaten gesehen, in denen es zwar eine Maskenpflicht gab, diese aber kaum kontrolliert wurde...

  15. 4.

    Dem ist nichts hinzuzufügen. Besser hätte man es nicht sagen können.

  16. 3.

    Ich stimme dem Kommentator zu und bedauere, dass BRB und BLN nicht mit den vorausgehenden Bundesländern mitgehen. Hinzu kommt, dass Bay und SHST ernsthaft über den Wegfall der Maske im ÖPNV nachdenken und BLN und BRB auch weiterhin auf der FFP2 bestehen. Warum lernt D nicht von all Ländern drum herum und gesteht ein, dass wir nicht mehr 2020 haben, sondern 2022 und die Coronasituation heute eine gänzlich andere ist als 2020.

  17. 2.

    Ich stimme diesem Kommentar bis auf die Schlussfolgerung zu. Die Formulierung "Weihnachtsgeschenk" offenbart genau das fehlende Verständnis von Grundrechten, die die vierte Gewalt bei der Betrachtung der Coronapandemie oft gezeigt hat.

  18. 1.

    Ein Bericht der wohl die Meinung von vielen wiedergibt, wenn man sich im Supermarkt, Kino usw. umsieht.
    „ Ich finde: Mehr Freiheit wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk.“
    Die Formulierung finde ich etwas unglücklich denn eigentlich wäre es schon längst ihre verdammte Pflicht oder mal mit Daten aufwarten die Maßnahmen rechtfertigen.

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