rbb24
  1. rbb|24
  2. Politik
Quelle: dpa/Monika Skolimowska

Senat streicht Zulage für neue Lehrer

GEW warnt vor massiven Einbußen für ältere Quereinsteiger

Lange Zeit hatten neue Lehrkräfte in Berlin keine Chance auf eine Verbeamtung, stattdessen wurde mit einer Zulage gelockt. Die wird nun gestrichen - das kann für ältere Quereinsteiger massive Einbußen bedeuten, kritisiert die Gewerkschaft GEW.

Ältere Quereinsteigende, die ihr Referendariat erst im kommenden Jahr abschließen, müssen mit deutlichen Einbußen bei ihrem Einstiegsgehalt rechnen. Der Grund: Weil nun auch Berlin Lehrerinnen und Lehrer wieder verbeamtet, fällt ab dem 1. Januar 2023 die bisher gewährte Zulage von 1.600 Euro für neu angestellte Lehrkräfte weg.

Nach Angaben der Berliner Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) trifft der Wegfall diejenigen, die aus gesundheitlichen oder aus Altersgründen nicht verbeamtet werden können. Für eine Verbeamtung muss unter anderem eine "gesundheitliche Eignung" nachgewiesen werden. Im Frühjahr waren Pläne bekannt worden, die Altersgrenze für eine Verbeamtung für Lehrer befristet auf 52 Jahre anzuheben. Grundsätzlich können aber auch Quereinsteiger verbeamtet werden, wenn sie das zweite Staatsexamen haben.

Problem Fachkräftemangel

Neues Schuljahr hat am Montag in der Hauptstadtregion begonnen

An Berlins und Brandenburgs Schulen ist es am Montag wieder voll geworden. Und stellenweise war noch etwas enger als zuletzt: Denn die Schülerzahl liegt auf Rekordniveau. Eines der vordringlichsten Probleme ist der Fachkräftemangel.

Zulage sollte Wettbewerbsnachteil ausgleichen

Der GEW-Vorsitzende Tom Erdmann sprach von mehreren hundert älteren Quereinsteigenden, die zur Zeit noch in ihrem dreijährigen Vorbereitungsdienst stecken und ihre Vollbefähigung als Lehrerin oder Lehrer erst im kommenden Jahr oder später erlangen werden. Diese hätten bislang mit einem Gehalt von 5.800 Euro gerechnet, müssten nun aber mit rund 4.200 Euro einsteigen, so Erdmann.

Erdmann bezeichnet diese Entwicklung als "hochdramatisch". Gerade in Zeiten des akuten Lehrkräftemangels stoße der Senat damit vor allem Quereinsteigende vor den Kopf. In Berlin fehlen nach Angaben von Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) für dieses Schuljahr rund 875 Lehrkräfte.

Noch beim sogenannten "Berlin-Tag" im Mai habe der Senat mit der 1.600-Euro-Zulage auch um Quereinsteigende geworben, kritisiert der GEW-Vorsitzende, obwohl schon damals klar gewesen sei, dass sie ab Januar 2023 wegfallen werde.

GEW: Besonders ältere Quereinsteiger betroffen

Martin Klesmann, Sprecher von Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse, begründet die Streichung der Zulage mit dem Systemwechsel Berlins zurück zur Verbeamtung von Lehrkräften. Die Tarifgemeinschaft der Länder habe das höhere Einstiegsgehalt von rund 5.800 Euro für neuangestellte Lehrerinnen und Lehrer nur geduldet, weil Berlin bislang als einziges Bundesland eben nicht verbeamtet hatte. Seit 2009 habe die Hauptstadt die Zulage ausnahmsweise zahlen dürfen, um die Wettbewerbsnachteile gegenüber den anderen Ländern zu kompensieren.

Es sei immer klar gewesen, so Klesmann, dass diese Ausnahme beendet werden müsse, wenn Berlin selbst zur Verbeamtung zurückkehrt. Darauf werde ab jetzt auch in allen Publikationen und Veröffentlichungen der Senatsbildungsverwaltung hingewiesen.

Allen Lehrkräften, die bisher mit der Zulage eingestellt worden sind, drohen nach Senatsangaben keinerlei Einbußen oder Rückstufungen.

Korrekturhinweis: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, im Frühjahr sei die Altersgrenze zur Verbeamtung von Lehrern in Berlin auf 52 Jahre angehoben worden. Das was so nicht korrekt, es wurden lediglich entsprechende Pläne bekannt.

Sendung: rbb24 Abendschau, 12.09.2022, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen