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Video: rbb24 Abendschau | 16.01.2023 | Dorit Knieling | Quelle: dpa/Florian Gaertner

Nachverdichtung für mehr Wohnraum

Berliner Linke schlägt Wohnungsbau über Fast-Food-Restaurants vor

Auf der Suche nach mehr Wohnraum in Berlin schlägt die Linke vor, Wohnungen auf Fast-Food-Restaurants zu bauen. Die Überlegung erinnert an die Idee Wohnraum auf Supermärkten zu bauen - auch hier tut sich etwas.

Mit Nachverdichtung will die Berliner Linke mehr Wohnraum schaffen. Mit Aufbauten auf einstöckigen Fast-Food-Restaurants könne an zahlreichen Standorten neuer Wohnraum geschaffen werden, ohne neue Flächen erschließen zu müssen.

Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Grunst erklärte im rbb, dass so alleine in seinem Bezirk einige hundert Wohnungen gebaut werden könnten. An bis zu 30 Standorten im Berliner Osten gebe es Potential zum Wohnungsbau.

Sein Parteikollege, der Lichtenberger Abgeordnete Sebastian Schlüsselburg meint, Berlin könne nicht in der Breite wachsen, aber in der Höhe. "Hier bauen wir keine Innenhöfe zu, sondern nutzen vernünftiges Potenzial - wenn die Eigentümer mitziehen", sagte er dem rbb.

Bausenator Geisel befürwortet Vorschlag

Berlins Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Andreas Geisel (SPD), begrüßte den Vorschlag. Es sei sinnvoll, auf bereits versiegelten Flächen Wohnungen zu bauen, sagte er am Montag in der rbb24 Abendschau. Man schaue sich jeden Standort an, ob er infrage komme.

Geisel verwies darauf, dass durch die Aufstockung von Supermärkten bereits pro Jahr etwa 500 Wohnungen entstünden. Das löse zwar nicht das Wohnungsproblem Berlins, aber es sei ein Baustein.

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Auch CDU zeigt sich offen - aber kritisiert den Senat

Die Oppositionspartei CDU stimmte dem Vorschlag grundsätzlich zu. Der bau- und wohnungsbaupolitische Sprecher Dirk Stettner nannte jeden Wohnungsbau über einem Eingeschosser sinnvoll, sofern er auch städtebaulich sinnvoll wäre. In diesem Zusammenhang warf Stettner dem Senat vor, dass bislang ähnliche Chancen bei Supermärkten ungenutzt blieben. Das Potenzial werde hier nicht konsequent ausgenutzt. "Eigentümer müssen aktiv angesprochen und gefördert werden. Dann kann man mit denen auch Regelungen treffen, dass bezahlbarer Wohnraum entsteht", sagte Stettner. Die Linken bilden gemeinsam mit der SPD und den Grünen seit Ende 2016 die Landesregierung.

Nach mehreren sogenannten "Supermarkt-Gipfeln" hatte der Senat Wohnungsbaupotenziale bei rund 330 Supermärkten in Berlin identifiziert. Bis zu 36.000 Wohnungen könnten auf diesen entstehen. Aus einer Antwort auf eine Anfrage der CDU geht hervor, dass derzeit rund 100 Projekte in Planung oder im Bau seien.

Franchiseverband ist skeptisch

Wenig begeistert vom Vorschlag der Linken zeigte sich dagegen der Deutsche Franchiseverband. Auf rbb-Anfrage hieß es, viele der Fast-Food-Restaurants würden im Franchisemodell von mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern geführt. Diese würden die Grundstücke mieten und im Auftrag der Mutterkonzerne führen. Diskussionen über den Wohnungsbau auf ihren Gewerbeflächen nehme den Restaurantbetreibern Planungssicherheit und gefährde deren wirtschaftliche Existenz, heißt es vom Verband.

Sendung: rbb24 Abendschau, 16.01.2022, 19:30 Uhr

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