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Video: rbb24 Abendschau | 07.04.2022 | Max Kell | Quelle: AP/Pavel Golovkin

Russischer Rapper Oxxxymiron in Berlin

Fette Beats für den russisch-ukrainischen Frieden

Ein russischer Musiker, der nur im Ausland auftritt, weil er den Krieg verurteilt: das ist Rapper Oxxxymiron, der während seiner Show Russen und Ukrainer vereint - zumindest in Berlin. Von Oliver Soos

Der Kreml hält nichts von ihm, denn er verurteilt den russischen Krieg gegen die Ukraine: Der 37-jährige Miron Fjodorov aus St. Petersburg - besser bekannt als Oxxxymiron - ist einer der erfolgreichsten russischen Rapper. Er hat alle seine Russland-Auftritte abgesagt und macht stattdessen Benefizkonzerte im Ausland unter dem Motto "Russians against war" - Russen gegen den Krieg. Den Erlös spendet er an ukrainische Flüchtlinge. Das erste solche Konzert fand in Istanbul statt, das zweite in London. Am Mittwochabend war Oxxxymiron in Berlin - im Huxleys Neue Welt an der Hasenheide.

Zuschauer aus Russland und der Ukraine

Innerhalb von zehn Stunden waren die 1.700 Berliner Tickets ausverkauft. Im Huxleys sind dann am Konzertabend überwiegend Russen und einige Ukrainer, die sich in blau-gelbe Fahnen gehüllt haben. Auf der Bühne ist ein Riesenbanner mit der Aufschrift "Russians Against War" zu sehen.

Bevor Oxxxymiron startet, stimmen die Zuschauer Sprechchöre an mit derben Worten: "Verpiss dich, russisches Kriegsschiff" und "Putin Drecksack". "Das Ziel dieses Konzerts ist zu zeigen, dass auch wir als Russen gegen den Krieg gegen die Ukraine sind", sagt einer der Zuschauer. "Oxxxymiron ist bekannt als Regierungskritiker in Russland. Ich komme aus Kiew. Ich finde es gut, dass er seinen ganzen Gewinn abgibt für einen guten Zweck für Ukrainer", sagt ein anderer.

Viellschichtige, herausfordernde Texte

Und dann kommt er auch schon auf die Bühne und legt los. Er trägt ein schwarzes T-Shirt und eine blaue Jeans-Hose mit aufgenähten Blumen und sieht dem ukrainischen Präsidenten Wolodymir Selenski zum Verwechseln ähnlich. Auch er stammt aus einer jüdischen Familie, allerdings stammt der Rapper aus St. Petersburg. Bei jungen Russen ist er wegen seiner Beats beliebt, bei älteren wegen seiner intelligenten Texte, die immer sehr vielschichtig und herausfordernd sind.

So auch Oxxxymirons Persönlichkeit: Er ist in St. Petersburg und Essen aufgewachsen und hat in London gelebt. Er hat einen Uni-Abschluss in Oxford in Englischer Literatur des 12. bis 15. Jahrhundert, und bei bei ihm wurde eine bipolare Störung diagnostiziert.

Fette Beats verursachen Gänsehaut

Aber vor allem hat er Mut. Beim Konzert spricht er die russischen Gräueltaten in Butscha bei Kiew an: "Nach den Bildern die wir am 3. April gesehen haben, kann man sich nur schwer vorstellen, dass Russen und Ukrainer irgendwann wieder Freunde sein können. Aber hier im Saal sind viele Ukrainer und viele Russen." Die Zuschauer jubeln. "Und zum Zweiten sind wir in Berlin. Hätte sich 1941 jemand vorstellen können, dass hier auf der Bühne ein Jude aus Russland steht und afroamerikanische Musik aufführt? Wenn ich mir euch anschaue, dann glaube ich, dass alles möglich ist. Danke, dass ihr da seid."

Die eindringlichste Botschaft des Abends ist der Zusammenhalt der vielen jungen Russen und Ukrainer, die gemeinsam für den Frieden einstehen und sich von keiner Propaganda vereinnahmen lassen. Die fetten Beats und dazu zu diese schnelle harte russische Sprache verursachen Gänsehaut pur. Der Abend ist ein politisches Event.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.04.2022, 07:08 Uhr

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