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Audio: Radioeins| 03.03.2021 | Interview Ursula Nonnemacher | Quelle: rbb/P. Manske

Pilotprojekt für schnelleres Impfen

In Brandenburg wird ab jetzt in Arztpraxen geimpft

Brandenburg hinkt beim Impftempo hinterher. Nun will das Land gegensteuern und startet einen Modellversuch. Ab Mittwoch soll auch in Arztpraxen gegen das Coronavirus geimpft werden. Es gibt allerdings noch einen Hürde.

Am Mittwoch hat Brandenburg damit begonnen, die ersten Corona-Schutzimpfungen durch niedergelassene Ärzte in Praxen vorzunehmen zu lassen. Mit dem Modellprojekt will das Land im Kampf gegen das Coronavirus sein Impf-Ziel von 70 Prozent bis Ende des Sommers erreichen.

Für reguläre Impfungen in den Praxen und bei Hausbesuchen müsste allerdings die Corona-Impfverordnung des Bundes geändert werden. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sprach am Dienstag im rbb-Inforadio davon, dass Ende März oder Anfang April der reguläre Einsatz in den Praxen möglich sein werde. Das hatte bereits Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt. "Dann müssen wir mit allen Säulen, mit allen Beteiligten richtig doll loslegen", so Nonnemacher.

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Zunächst vier Praxen, später 50

Zunächst sollen im Modellversuch vier Praxen in Brandenburg mit Impfungen an den Start gehen: in Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark), Pritzwalk (Prignitz), Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) und Wittenberge (Prignitz). Welche genau das sind, ist bisher nicht öffentlich.

Noch im März soll nach Angaben des Gesundheitsministeriums und der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) das Angebot auf rund 50 Praxen erweitert werden. Geplant ist, dass die Ärzte die Termine selbst an ihre Patienten vergeben. Nonnemacher sagte am Mittwoch bei Radioeins vom rbb, dass man "ab April endlich richtig voll in die Arztpraxen" gehen wolle und das sei "ein gutes Signal".

Brandenburg verfolgt damit das Ziel, 3,5 Millionen Impfungen bis zum kalendarischen Sommerende am 21. September zu tätigen, das heißt zwei Impfungen für 1,75 Millionen Brandenburger. Dafür müssten nach Angaben von Nonnemacher ab April über 400.000 Impfungen im Monat realisiert werden, ab Mai über eine halbe Million monatlich.

Eine erste Maßnahme sei, auch an Samstagen zu impfen, sagte die Gesundheitsministerin bei Radioeins und ergänzte: "Ich kann mir vorstellen, dass man unter Höchstlast auch das ganze Wochenende mitnimmt". In den Impfstraßen sei aber die Anwesenheit eines Arztes notwendig, so dass eine Rund-um-die-Uhr-Auslastung - etwa wie in den USA - unrealistisch sei.

Kassenärztliche Vereinigung: Vorteile durch Praxisimpfung

Uwe Weidlich war am Mittwoch in Senftenberg der erste, der sich impfen lassen durfte. Es sei für ihn auch deshalb eine Selbstverständlichkeit, "weil ich in einer Vorreiterrolle bin. Wir sind in einem Unternehmen in der Seniorenpflege tätig." Es gehe darum, die Patienten zu schützen, sagte er.

Das Impfen in Praxen hat aus Sicht von Peter Noack, dem Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, mehrere Vorteile. "Die impfenden Ärzte kennen ihre Patienten, damit kann man den Patienten viel Mühe, viele Wege abnehmen." Am Ende sei es auch der Schritt, "der dazu beitragen wird, dass wir eine hohe Durchimpfungsrate erreichen - und dann auch unsere Herdenimmunität", so Noack.

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Nicht nur Mühe werde den Patienten genommen, zwischen ihnen und dem Hausarzt herrsche ein Vertrauensverhältnis, sagt Ärztin Claudia Richartz, die nun in ihrer Senftenberger Praxis impfen darf. Als Beispiel nennt sie den jüngsten Hausbesuch bei einem Ehepaar "die gesagt haben: Ach, da müssen wir erst unsere Tochter fragen." Die Ärztin habe dem Paar daraufhin erklärt, dass die Impfung wegen ihrer vielen Vorerkrankungen gut für sie sei. "Und sehen sie, sie kommen morgen hier in die Praxis.“

Die Impf-Priorisierung werde trotzdem beibehalten, junge gesunde Menschen müssen warten, sagt die Ärztin. "Das ist auch der Vorteil - wir kennen unsere Patienten, die Wege sind nicht weit. Dann fahre ich am Abend mit den Spritzen durch die Gegend und verimpfe auch die letzten."

Weitere Impfstofflieferungen zugesagt

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Dienstag [msgiv.brandenburg.de] wurden im Land bisher 184.111 Impfungen vorgenommen, davon 108.655 Erst- und 75.456 Zweitimpfungen. Zum Vergleich: Berlin hat nach eigenen Angaben [berlin.de] bisher insgesamt 311.102 Mal geimpft. Impfberechtigt in Brandenburg sind derzeit Personen über 80 Jahre, sowie Personal an Primar- und Förderschulen und in Kindertageseinrichtungen.

Vor allem der Mangel an Impfstoffen hat bisher zu Verzögerungen geführt. Laut einer Ministeriumsmitteilung vom Montag wurde aber bis Anfang April die Lieferung weiterer Impfdosen zugesagt: 148.590 von Biontech/Pfizer, 13.200 von Moderna und 127.200 Dosen Astrazeneca.

Sendung: Inforadio, 03.03.2021, 6 Uhr

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