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Quelle: dpa/Jörg Carstensen

Gesundheitssenatorin im Abgeordnetenhaus

Kalayci lehnt Lockerungen für Geimpfte vorerst ab

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hat sich im Abgeordnetenhaus dagegen ausgesprochen, die Infektionsschutz-Maßnahmen für Geimpfte zu lockern. Aus ihrer Sicht ist dieser Schritt erst ab einer höheren Impfquote sinnvoll.

Die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hat sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegen Lockerungen für Geimpfte ausgesprochen. Sie plädierte am Montag im Abgeordnetenhaus dafür, damit zu warten, bis die dritte Corona-Infektionswelle abgeflaut ist.

Grund dafür sei unter anderem das Risiko, dass auch Geimpfte andere Menschen infizieren können. Bisher lägen dem Robert Koch Institut (RKI) noch keine Informationen vor, wie hoch die Quote dieser Fälle ist. Einzelfälle seien aber bekannt, so Kalayci.

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Stattdessen schlug die Gesundheitssenatorin vor, Geimpfte genauso zu behandeln wie Menschen mit einem tagesaktuellen, negativen Schnelltest. Die Geimpften hätten zumindest ein geringeres Ansteckungsrisiko als Schnellgeteste.

Für Berlin meldet das RKI aktuell eine Impfquote von 16,2 Prozent für Erstgeimpfte und 7,2 Prozent für Menschen mit dem kompletten Impfschutz. Die Quote beim kompletten Impfschutz ist im Bundesvergleich aktuell der Spitzenplatz; bei den Erstimpfungen liegt Berlin im vorderen Drittel.

Aus Sicht Kalaycis sei es erst sinnvoll, über die Lockerung von Infektionsschutz-Maßnahmen nachzudenken, wenn ein hoher Anteil der Bevölkerung geimpft sei. Erstrebenswert sei eine Impfquote von 60 Prozent der Gesamtbevölkerung, die aber aus ihrer Sicht erst in zwei bis drei Monaten erreicht sein dürfte. "Der Frühling wird hart", sagte Kalayci im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses.

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"Die Lage ist nach wie vor besorgniserregend", so die SPD-Politikerin am Montag im Gesundheitsausschuss. "Wir müssen die Kontakte auf ein Minium reduzieren. Es ist nicht die Zeit, sich in Gruppen zu treffen oder sich gegenseitig zu besuchen", sagte Kalayci. "Wir hatten in Berlin in den letzten sieben Tagen 4.300 Neuinfektionen."

In Berlin ist die britische Virusvarianten aktuell für 86 Prozent aller Corona-Infektionen verantwortlich. Grund zur Sorge bereite ihr, so Kalayci, dass sich die Positivrate bei PCR-Tests innerhalb der vergangenen knapp zwei Monate nahezu verdoppelt habe.

Kalayci erwartet bald Covid-Patienten aus anderen Bundesländern

Waren Mitte Februar noch 5,9 Prozent aller PCR-Tests positiv, liegt die Quote aktuell bei 11,4 Prozent. Außerdem besorgniserregend sei die Entwicklung auf den Intensivstationen. 26,3 Prozent der Intensivbetten sind aktuell ausgelastet. In konkrete Zahlen übersetzt sind das 308 Intensivpatienten. Es gibt aber auch noch freie Betten in Berlin. Stand Montag sind es 176. Außerdem könnten innerhalb von 24 Stunden 283 Betten dazu geholt werden, so Kalayci. Noch reichten die Intensivbetten der Krankenhäuser und aktuell sei nicht abzusehen, dass das Messekrankenhaus in absehbarer Zeit eingesetzt werden müsse.

Wegen der bundesweit steigenden Zahlen an Intensivpatienten erwartet Kalayci, dass in den Krankenhäusern der Hauptstadt bald Covid-19-Patienten aus anderen Bundesländern aufgenommen werden. Die SPD-Politikerin sagte, dass es einen klaren Trend nach oben gebe. Zwar zeige die Corona-Ampel bei den Intensivbetten schon Rot, aber Berlin habe auch freie Bettkapazitäten. Berlinweit seien 176 infrage kommende Betten frei. Innerhalb von 24 Stunden seien 283 weitere Intensivbetten aktivierbar.

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Kalayci wies auf Vereinbarungen mit anderen Bundesländern wie Brandenburg, Thüringen oder Sachsen hin, sich bei Bedarf gegenseitig zu unterstützen. In Brandenburg und Thüringen sei die Auslastungssituation angespannt. Sie gehe davon aus, dass eine Hilfestellung zwischen den Bundesländern erforderlich sein werde. Bisher liege aber noch kein Antrag dazu vor. Während der zweiten Welle waren Patienten beispielsweise von Brandenburg nach Berlin verlegt worden.

Das Personal sei nach Angaben der Senatorin dafür geschult, intensivmedizinisch zu arbeiten. Weil im Grunde kein zusätzliches Personal vorhanden sei, müsse das Personal aber von anderen Bereichen der Krankenhausversorgung abgezogen werden. Im Fall, dass das Messe-Notfall-Krankenhaus also gebraucht würde, müssten dann zunehmend andere Bereiche der Krankenversorgung runtergefahren werden.

Sendung: Inforadio, 12.04.2021, 13 Uhr

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