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Quelle: dpa-Symbolbild/Bart Maat

Präsenzunterricht oder Wechselunterricht?

Pro und Contra zu Schulöffnungen in Berlin

Während Brandenburger Grundschulen wieder im Regelbetrieb sind, will Berlin bis zu den Sommerferien am Wechselunterricht festhalten. Iris Sayram hält das für "kaum begründbar". Kirsten Buchmann findet das angesichts der Sieben-Tage-Inzidenz bei Schülern sinnvoll.

Pro Schulöffnungen: "Schüler seit Monaten im Ausnahmezustand"

Ok, ich muss das jetzt nicht kommentieren, dass ausgerechnet Berlin noch Anfang des Jahres die Schulen schrittweise wieder öffnen wollte - als eines der ganz wenigen Bundesländer, wohl gemerkt.

Jeder verlorene Schultag sei einer zu viel. Das Kindeswohl sei gefährdet. Gerade Kinder aus bildungsfernen Familien leiden mehr. Das waren so Sätze, die damals als Begründung gefallen sind. Und sie stimmen heute noch ganz genauso. Und sogar noch mehr: Da, wo Schüler seit Monaten im Ausnahmezustand sind, wo die Inzidenzen schon weit unter 50 liegen, die Krankenhäuser wieder in den Regelbetrieb gehen und auch die Biergärten aus allen Nähten platzen.

Aber ausgerechnet jetzt macht Berlin einen auf Hardliner. Schulsenatorin Sandra Scheeres wolle "eine zusätzliche Belastung" der Schulen vermeiden. Man könne eine Schule nicht von heute auf morgen auf Präsenzbetrieb umstellen, heißt es von der sehr einflussreichen Lehrer-Gewerkschaft, der GEW. Und das bedeutet noch einmal fast vier Wochen weniger normale Unterrichtszeit - vier Wochen von 18 im 2. Halbjahr.

Bildung ist ein Grundrecht. Warum es trotz allem weiter eingeschränkt bleiben soll, scheint so kaum begründbar. Ein Mehr an Verwaltungsaufwand kann es doch nicht sein. Und Mehraufwand eigentlich für was? Normalen Unterricht anzubieten? Ich dachte bislang, das wäre die Kernaufgabe dieser Institutionen. Komisch, dass ausgerechnet das den Schulen so schwer zu fallen scheint.

Iris Sayram, landespolitische rbb-Reporterin

Contra Schulöffnungen: "Sieben-Tage-Inzidenz in ihren Altersgruppen nach wie vor bei rund 53 bis 79"

Formeln, Vokabeln, Grammatik büffeln - im Endspurt sind die Schülerinnen und Schüler schon diese Woche. In diesen Tagen schreiben sie geballt Klassenarbeiten und Tests in ihren verschiedenen Fächern. Das steht an den Schulen schon fest. Denn die Ergebnisse sollen ja noch in die Zeugnisnoten einfließen. Nach diesem Endspurt ist aber, erfahrungsgemäß, die Luft raus, in jedem Schuljahr. Egal ob im Wechsel- oder im Regelunterricht.

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Berliner Kinder und Jugendliche nach dieser Endspurt-Woche in ihre Klassenzimmer zu setzen, damit sie dort unbedingt vor den Ferien zusammen nach dem Stundenplan lernen, erscheint mir nicht sinnvoll in der Corona-Pandemie. Schließlich liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in ihren Altersgruppen nach wie vor bei rund 53 bis 79 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Darauf, dass nicht geimpfte Schüler von – zumindest an den Oberschulen – oft noch nicht geimpften Lehrern in einem Raum unterrichtet werden, würde ich unter den jetzigen Umständen gerne noch verzichten.

Möglichst viel Schule draußen und da auch in der ganzen Klasse – das klingt für mich dagegen nach einem guten Kompromiss. Dort sollte dann auch stattfinden, was in den letzten Monaten viel zu kurz kam: Exkursionen etwa zu verschiedenen Orten in der Stadt, zum Beispiel im Geschichts- oder Biologieunterricht. Nicht zuletzt können Kinder und Jugendliche auf solchen und anderen Ausflügen einfach mal wieder als Klasse zusammen sein. Denn das fehlt ihnen schon lange.

Kirsten Buchmann, landespolitische rbb-Reporterin

Sendung: Antenne Brandenburg, 31.05.2021, 14:00 Uhr

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