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Audio: Antenne Brandenburg | 17.05.2021 | Amelie Ernst | Quelle: dpa/Nicole Kubelka

Impfungen für alle ab 16

Priorisierung bei Corona-Impfungen soll zum 7. Juni enden

Bund und Länder heben die Impf-Priorisierung zum 7. Juni auf. Das hat Gesundheitsminister Jens Spahn angekündigt. Dann würden auch Betriebs- und Privatärzte in die Impfkampagne eingebunden. Die Ankündigung stößt jedoch auch auf Kritik.

Ab dem 7. Juni sollen alle Menschen ab 16 Jahren in Deutschland eine Impfung zum Schutz vor dem Coronavirus bekommen können. Das hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montagabend mitgeteilt. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hätten sich darauf verständigt, die Priorisierung aufzuheben. Die festgelegte Reihenfolge entfalle dann bundesweit in allen Arztpraxen und regionalen Impfzentren sowie bei Betriebsärzten.

Damit könnten sich erstmals Menschen, die keiner der drei Priorisierungsgruppen angehören, um einen Impftermin bemühen. Ärztevertreter verweisen aber darauf, dass derzeit noch nicht genügend Impfstoff für alle vorhanden sei. Einige Bundesländer haben die Impfpriorisierung bereits aufgehoben; auch Berlin hat bestimmte Regelungen aufgeweicht.

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Zur Begründung der Aufhebung heißt es in dem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern laut Reuters, dass bis Ende Mai voraussichtlich mehr als 40 Prozent der Bürger mindestens einmal geimpft seien und jeder siebte über den vollen Impfschutz verfügten. "Im Bundesdurchschnitt sind zudem über 70 Prozent aller Über-60-Jährigen mindestens einmal geimpft, fast 25 Prozent sind in dieser Altersgruppe bereits voll geimpft", heißt es weiter. In den nächsten drei Wochen bis zum 7. Juni 2021 werden in Deutschland nach aktueller Planung noch mindestens 15 Millionen Erst- und Zweitimpfungen erfolgen.

Ärzte-Vertreter warnen vor falscher Verteilung

Die geplante Aufhebung der Impfpriorisierung stößt jedoch auch auf Kritik. "Nicht ein Datum darf das Ende der ethischen Reihenfolge bei der Impfung bestimmen. Allein der Impffortschritt in den drei Prioritätsgruppen muss der Maßstab für das Ende der Priorisierung sein", sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch der "Rheinischen Post" (Dienstag).

Er warf Bundesgesundheitsminister Spahn vor, dieser kapituliere vor den Alleingängen der Ministerpräsidenten: "Es war ein Fehler, dass nicht der Bundestag die Regeln festgesetzt hat. Kommt im Herbst die notwendige Auffrischungsimpfung für wenigstens 60 Millionen Menschen, sind alle ethischen Leitplanken demoliert. Dann werden nicht mehr die Schwachen und relevanten Berufsgruppen geschützt, sondern es regieren die Starken und Schnellen."

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Auch der Ehrenpräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, zeigt sich skeptisch, ob eine Verteilung durch die Hausärzte zu einer besseren Verteilung führen werde. Die Aufhebung der Priorisierung sei "die klassische Verantwortungsverlagerung" der Politik, sagte Montgomery bei RTL/ntv. "Sie macht den schlanken Fuß und schiebt den Hausärzten das Problem zu." Das Kernproblem sei der Mangel an Impfstoff, so der Experte.

"Es wird viele enttäuschte Impfwillige geben"

Auch die Brandenburger Kassenärzte warnten, die vorgeschriebene Corona-Impfreihenfolge vorschnell aufzuheben. Hintergrund ist die geringe verfügbare Impfstoffmenge. "Hier werden in der breiten Bevölkerung Hoffnungen auf sehr schnelle Impftermine geweckt, die nicht erfüllt werden können, und es wird viele enttäuschte Impfwillige geben", warnte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), Peter Noack, am Montag. Die aktuelle Diskussion sei wenig zielführend, wenn nicht sogar populistisch.

Bislang sind lediglich die Impfstoffe von Astrazeneca und Johnson Johnson von der Priorisierung freigegeben.

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