Impfreihenfolge gilt weiter - Impfpriorisierung in Berliner Arztpraxen aufgeweicht

Mo 17.05.21 | 13:59 Uhr
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Zahlreiche Impfwillige warten auf den Gehwegen rund um eine Turnhalle einer Schule in Neukölln, wo eine Schwerpunktimpfung gegen Corona stattfindet. Quelle: dpa/Bernd von Jutrczenka
Video: Abendschau | 17.05.2021 | Rainer Unruh und Christian Titze | Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa

In Berlin können sich seit Montag alle Impfwilligen unabhängig von der Prioritätsgruppe um Termine für Corona-Impfungen in Arztpraxen bemühen. Sie bekommen aber nur eine Impfung, wenn die Ärzte ihre Impfdosen nicht für priorisierte Gruppen verbrauchen können.

In Berlin ist am Montag die Priorisierung bei den Corona-Impfungen in Arztpraxen etwas aufgeweicht worden. Impfwillige können sich nun unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen in Hausarztpraxen um Impftermine bemühen.

Haus- und Facharztpraxen dürften aber nur von der vorgeschriebenen Reihenfolge abweichen, wenn sie ihre Impfdosen nicht für priorisierte Gruppen verbrauchen könnten, meldete der Senat bereits am Freitag. Das gelte auch für Impfungen durch Betriebsärztinnen und -ärzte, die im Rahmen des Berliner Pilotprojekts bereits gestartet sind. Es darf also nur in Ausnahmefällen von der festgelegten Impfreihenfolge abgewichen werden.

Der ursprüngliche Plan des Senats besagte, die Impfreihenfolge bei Haus- und Betriebsärzten komplett aufzuheben. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin beschwerte sich daraufhin. Sie kritisierte, dass dies bei begrenzten Impfstoffmengen in den Praxen falsche Erwartungen bei Bürgern wecken könne. Daraufhin wurde die Regelung am Freitag noch mal angepasst.

Festgelegte Impfreihenfolge gilt weiterhin

In den Berliner Arztpraxen gilt also weiter die festgelegte Impfreihenfolge. Anders als etwa in Baden-Württemberg sei die sogenannte Priorisierung nicht aufgehoben, sagte eine KV-Sprecherin am Montag. Auch ein Sprecher der Senatsverwaltung für Gesundheit bestätigte am Montag auf Anfrage, zunächst sollten die priorisierten Gruppen geimpft werden. Allerdings seien Abweichungen nun möglich. Für den Impfalltag habe sich nichts geändert, bestätigte die KV-Sprecherin.

Grundsätzlich sind bei Haus- und Betriebsärzten also nun alle impfberechtigt. In der Praxis wird sich aber vermutlich wenig ändern. Vielerorts dürfte sowieso noch nicht ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen. Zudem werden zunächst die Wartelisten der Impf-Priorisierten abgearbeitet. Die neue Regel soll aber für mehr Flexibilität sorgen.

Laut Gesundheitsverwaltung werde erst ab Juni mit größeren Mengen an Impfstoff gerechnet. Patienten, die zu einer der drei Prioritätengruppen zählen und noch nicht geimpft sind, hätten zudem weiter Vorrang, erläuterte der Sprecher. In den Berliner Impfzentren bleibt die Priorisierung vorerst noch bestehen. Berechtigte der Prioritätsgruppe 3 können in den Impfzentren der Hauptstadt bereits seit Anfang Mai Termine buchen.

2.200 Menschen bei Schwerpunktimpfung in Neukölln

Auf der Suche nach Möglichkeiten, das Impftempo in der Hauptstadt zu beschleunigen, wurden in einem Modellversuch von Freitag bis Sonntag zusätzlich 2.200 Menschen in Neukölln geimpft. Das Impfangebot war Teil eines Modellversuchs für Stadtgebiete mit einer Inzidenz, die weit über dem Berliner Durchschnitt liegt. "Wir sind sehr zufrieden", sagte Moritz Quiske, Sprecher der Senatsgesundheitsverwaltung, am Sonntagabend nach dem Ende des Modellversuchs. Unter den Impfwilligen seien von Freitag bis Sonntag junge Menschen, Eltern sowie Ältere gewesen, darunter auch Menschen mit Migrationshintergrund. "Wir haben die erreicht, die wir erreichen wollten", sagte Quiske. Mit den Bezirken Mitte und Spandau gebe es Gespräche, Schwerpunktimpfungen auch dort anzubieten. Insgesamt sind dafür bisher rund 10.000 Dosen Impfstoff eingeplant.

Am Freitag hatte es vor dem für den Versuch eingerichteten Impfzentrum in einer Turnhalle an der Köllnischen Heide noch eine lange Warteschlange gegeben. Nicht jeder konnte zum Zug kommen. Samstag und Sonntag seien noch Kapazitäten frei gewesen, sagte Quiske. Daraufhin sei ein Rufwagen durch die Straßen gefahren und habe weitere Impfwillige motivieren können. Die Stimmung sei insgesamt gelassen und ruhig gewesen. Dankbarkeit über das Angebot habe den Unmut mancher Wartenden überwogen.

Eigene Impfstelle für Justizangestellte

Eine eigene Impfstelle hatte der Senat am Sonntag zudem für die Berliner Justiz angekündigt. Im Berliner Kriminalgericht können sich ab Montag Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte und andere Mitarbeitende impfen lassen.

Da eine funktionierende Justiz wichtig für den Rechtsstaat sei, hätten Gerichte und Strafverfolgungsbehörden Anspruch auf Schutzimpfungen mit erhöhter Priorität. Dies entspreche auch der Linie anderer Bundesländer, hatte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) vergangene Woche mitgeteilt. Er will bei der Eröffnung der Impfstelle zusammen mit der Vize-Präsidentin des Kammergerichts, Svenja Schröder-Lomb, dabei sein.

Ein Drittel aller Berliner geimpft

Die Kosten von etwa 315.000 Euro für das Impfzentrum kommen laut Verwaltung zunächst aus der Justizkasse. Dort könnten pro Tag etwa 150 Beschäftigte geimpft werden. Es stehe aber jedem frei, auch zum Hausarzt oder in eines der großen Impfzentren zu gehen, hieß es.

Nach Angaben der Senatsverwaltung für Gesundheit von Sonntag wurden in der Hauptstadt bislang insgesamt rund 1,6 Millionen Dosen verimpft, rund ein Drittel aller Berliner hat demnach eine erste Impfung erhalten. 12 Prozent der Bevölkerung haben eine Zweitimpfung bekommen.

Sendung: Inforadio, 16.05.2021, 20 Uhr

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32 Kommentare

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  1. 32.

    1. bin ich froh, daß die Foren im Internet nicht die Wirklichkeit sind.
    2. frage ich mich, wie es bisher ca 28 Mio Menschen geschafft haben sich impfen zu lassen. Glaubt man den Forenmaulern so dürften die alle keinen Termin bekommen haben.

  2. 30.

    Es lohnt sich, die impfhotline anzurufen, dort ist die terminvergabe einfacher als auf der doctolib webseite. Nr.: Impf-Hotline zur Buchung eines Impftermins
    030 9028 2200 (7 bis 18 Uhr)

  3. 29.

    " dass der Termin nicht frei ist. Das ist Verar...... hoch zehn. "

    das ist leider allgemein bei den Impfseiten der Bundesländer... " keine freien Termine, Sie können die Seite verlassen "

  4. 27.

    " Daher fühle ich mich auch vom RBB nicht ausreichend genug informiert "

    mit den ständig wechselnden Vorgaben kann der rbb wohl auch nicht Schritt halten , allg. halte ich das sog. Impfmanagment in Deutschland für ein Desaster , nicht nur in BB

  5. 26.

    Sind denn die 6 Wochen schon um? Zwischen erster und zweiter Impfung sind da dann mehr als 6 Wochen dazwischen?

  6. 25.

    Warum lassen Sie sich nicht mit AZ impfen? Über Ostern konnte jeder Ü60 Jährige sich im Impfzentrum Tempelhof impfen lassen. Sie müssen sich leider selber kümmern. Ich drücke Ihnen die Daumen.

  7. 24.

    Dem kann ich nur zustimmen. Wir versuchen das seit zwei Wochen auch ständig tagsüber. Doctolib scheint technisch mit dem Ansturm völlig überfordert zu sein. Ich habe gestern mehrmals immer wieder denselben Termin angeklickt, um im nächsten Schritt darüber informiert zu werden, dass der Termin nicht frei ist. Das ist Verar...... hoch zehn. Lieber RBB, hakt doch da mal nach. Kennt irgend jemand einen, der über diese Schiene einen Termin bekommen hat? Und wenn ja, wie hat er das angestellt?

  8. 23.

    Laut Ärzteblatt bekommen die Brandenburger Praxen diese Woche ganze 12 (kein Scherz) Impfdosen pro Praxis (also 2 Ampullen). Bei der 116117 bin ich Freitag das erste mal nach drei Wochen Dauerversuchen durch gekommen. Es war eine nette Dame (das sind sie alle und sie tun mir echt leid) dran, die in ganz Brandenburg geschaut hat, aber nicht ein Termin war zu finden. Seit dem komme ich öfter durch, aber immer die gleiche Aussage: keine Termine. Es ist so traurig. Mein Kind ist seit über einem Jahr wegen mir im Homeschooling und ich fühle mich schuldig. Aber nun steigt die Wut.....

  9. 22.

    Hallo,

    hab vor 3, 4 Wochen Vermittlungscode für die Terminbuchung im Impfzentrum online erhalten. Bin Prio 3, erste Gruppe sozusagen. Bis jetzt keinen Terminangebot online buchbar, da kein Impstoff da und somit keine Termine. Verstehe ich aber nicht, da Brb jeden Tag Erstimpfungstatistiken veröffentlicht... da kann was nicht stimmen oder es sind nur die Hausärzte die noch erstimpfen und in den Zentren werden die AstraZenecaerstimpfungen zweitgeimpft und somit fehlt der Stoff für den Rest. Bin nur noch enttäuscht von der Planung, Kommunikation und diesem Bundesland...

  10. 21.

    Hallo Rose,
    probieren Sie es doch einmal telefonisch gegen 12.00 Uhr in einem Berliner Impfzentrum.
    Bei einigen hat dies schon geklappt!
    Ich drücke die Daumen!

  11. 20.

    Habe heute gegen 13 Uhr erfahren, dass mein Hausarzt den Impftermin für die Zweitimpfung, der übermorgen sein sollte, nicht einhalten kann. Er kann frühestens 9 Tage später impfen. D.h. der Zweitimpfungstermin liegt über der Zulassung des Impfstoffes. Der Grund ist, dass er keine Liederung erhalten hat.
    Die Politik gibt die Impfpriorisierung auf, hat aber noch noch nicht einmal genügend Impfstoff, um die Zweitimpfungen in der zugelassenen Zeit durchführen zu lassen.

  12. 19.

    Das Foto täuscht. Ich wohne 50 Meter Luftlinie vom Ort des Geschehens entfernt. Es wurde sehr wohl Abstand gehalten.

  13. 18.

    Hallo RBB, warum wurde mein Kommentar, in welchem ich die missverständliche Berichterstattung zum Thema "Ende der Priorisierung in Berlin", die jetzt eben doch ganz anders aussieht (Nur Restmengen gehen an Impfgruppe 4, sonst bleibt es bei der Reihenfolge) als zunächst von Ihnen dargestellt wurde, kritisiert hatte, nicht veröffentlicht?

  14. 17.

    Hallo Rose, ich habe hier beim RBB gelesen, dass das Land Brandenburg in den Impfzentren nun komplett für Prio-Gruppe 3, zu der Sie ja gehören, das Impfen frei gibt (nicht für Gruppe 4.)
    Besteht evtl. die Möglichkeit, sich DA mal zu erkundigen? (Ansonsten war eigentlich MEIN Stand, dass es in den Zentren weiter nach der Reihe geht. Interessant, dass das offenbar jetzt doch nicht mehr der Fall ist?)
    PS: Falls hier Brandenburger sind und es inzwischen neue Entwicklungen gibt oder Berliner sich nicht in Brandenburg impfen lassen dürfen, bitte entsprechend antworten, vielen Dank!

  15. 16.

    "Warum halten die alle keinen Abstand ein ? Warum ruft keiner die Polizei "

    Ist nicht nötig, die werden ja eh alle gleich geimpft :-)

  16. 15.

    Davon, dass es so ist, wie im Text beschrieben, nämlich, dass es bei der Priorisierung zunächst bleibt und nur etwaige Restmengen nun frei verimpft werden können, habe ich das erste Mal gestern abend bei Anne Will gehört.
    Daher fühle ich mich auch vom RBB nicht ausreichend genug informiert, der zwar berichtet hatte, dass die KVen den Praxisärzten raten, weiterhin nach Reihenfolge vorzugehen, nicht aber, dass nun eben DOCH nicht, wie zunächst angenommen, prinzipiell jeder sich um einen Termin in nächster Zeit bemühen kann.

  17. 13.

    Das ist doch großer Quark. Aufhebung der Priorisierung suggeriert, dass der Impferfolg nun nur noch an den Impflingen oder Ärzten liegt. Gleichzeitig sagt man aber auch, dass noch mind. 2 Wochen zu wenig Material vorhanden ist. Was soll das dann bringen außer Frustration bei Ärzten und Impflingen, weil sich für die nächsten 2 Wochen nix wesentlich ändern wird.
    Wenn ein Bundesland nicht weiß wohin mit dem Stoff, dann dahin wo noch großer Bedarf nach der Prioliste ist und Mangel herrscht. Die Priorisierung ist doch eine Bundesvorgabe und sollte allen in Deutschland helfen. Die Altersstrukturen und Riskogruppen sind nun mal unterschiedlich verteilt in den einzelnen Bundesländern.

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