Beschluss der Gesundheitsminister
Schulklassen sollen nicht mehr geschlossen in Quarantäne müssen, wenn es in ihnen positive Corona-Fälle gab. Die Lehrergewerkschaft begrüßt das zwar, sieht aber Probleme in einigen Bereichen. Grundsätzlicher fällt die Kritik der Schulleiter aus.
Die Lehrergewerkschaft GEW hat den Beschluss der Länder für ein einheitlicheres Corona-Konzept an Schulen grundsätzlich begrüßt - fordert aber Änderungen in Teilbereichen. "Dass es jetzt endlich einheitliche Leitlinien gibt, war dringend überfällig", sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dem TV-Sender RTL/ntv.
Solange es ein funktionierendes Masken- und Lüftungskonzept an Schulen gebe, sei es nachvollziehbar, nur direkte Sitznachbarn im Falle einer Corona-Erkrankung in der Klasse in Quarantäne zu schicken. "Nur: Für mich ist es ganz wichtig, dass das Freitesten mit einem PCR-Test und nicht mit einem Selbsttest passiert", so die GEW-Chefin, "weil wir doch zu oft wissen, dass das Ergebnis der Schnelltests nicht gut genug ist."
Die Gesundheitsminister der Länder hatten sich am Montag mehrheitlich für einfachere Quarantäne-Regeln bei Corona-Fällen in Schulen ausgesprochen. Grundsätzlich solle bei einem positiven Fall nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne, heißt in dem Beschluss nach Beratungen mit dem Bund. Geimpfte und Genesene Personen sollen grundsätzlich ausgenommen sein.
Symptomfreie Kinder, die als enge Kontaktpersonen in Quarantäne sind, sollen diese frühestens nach fünf Tagen mit einem negativen Test beenden können. Der Vorsitzende der Länder-Ressortchefs, Klaus Holetschek (CSU) aus Bayern, sagte, dies solle als "Leitplanken" für die Gesundheitsämter dienen. Der Beschluss wurde bei Enthaltung zweier Länder angenommen.
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Gudrun Wolters-Vogeler, Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland (ASD), hält diese Regelungen allerdings für realitätsfern. "Die Regeln gehen davon aus, dass die Schülerinnen und Schüler ständig an festen Plätzen arbeiten. Das entspricht nicht moderner Pädagogik", sagte sie dem rbb. Es sei pädagogisch nicht vertretbar an den Grundschulen zum Frontalunterricht zurückzukehren, so Wolters-Vogeler.
Zudem geht die ASD-Vorsitzende davon aus, dass die Beschlüsse nicht bundesweit einheitlich umgesetzt werden. "In den Hamburger Vorschulklassen beispielsweise gibt es gar keine Maskenpflicht", sagte Wolters-Vogeler dem rbb-Inforadio.
Eine Impfpflicht für Lehrpersonal hingegen unterstützt der Verband. "Spätestens wenn wir einen Positiv-Fall in einer Klasse haben, muss ich die Kollegen sowieso fragen, ob sie geimpft sind, weil davon die Entscheidung abhängt, ob sie in Quarantäne gehen oder nicht."
Mit Blick auf das Schuljahr zeigte sich Finnern vorsichtig optimistisch. "Ich glaube, dass wir in diesem Winter schon anders durchkommen, als im letzten Jahr - auch wenn das Schuljahr alles andere als normal sein wird."
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte am Montag an die Berliner Amtsärzte und Amtsärztinnen appelliert, die von ihr initiierte Regelung umzusetzen.
Vergangene Woche hatte der Senat entschieden, dass Kinder, die Kontakt zu infizierten Mitschülern hatten, künftig nur noch fünf statt 14 Tage in Quarantäne müssen [berlin.de]. Die Amtsärztinnen und Amtsärzte hatten sich Ende August gänzlich gegen eine prophylaktische Quarantäne für Schul- und Kitakinder ausgesprochen.
Sendung: Abendschau, 07.09.2021, 19.30 Uhr
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