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Quelle: imago images/Naoki Nishimura

Olympia-Starter aus der Region

Im Fünfkampf ist alles möglich

Bei den Olympischen Spielen von Rio 2016 verpassten die deutschen Fünfkämpfer die Medaillen nur knapp. In Tokio wird es wohl ähnlich spannend werden - und dabei auch zu legaler Bestechung kommen.

Es war der bis dahin beste Wettkampf seiner Karriere. Am Ende fehlten dem Modernen Fünfkämpfer Patrick Dogue bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro 2016 trotzdem fünf Sekunden zu einer Medaille. Nach Schwimmen, Fechten und Springreiten war der Sportsoldat vom OSC Potsdam noch auf Kurs in Richtung Edelmetall. Beim abschließenden sogenannten Combined, einer Mischung aus Schusswettbewerb mit der Laserpistole und Querfeldeinlauf, zitterte dann jedoch die Hand.

Zwölf Fehlschüsse waren es schließlich für Dogue - zu viele. An seiner Waffe wird er in Tokio dennoch keine Veränderungen vornehmen, sagt Dogue beim Telefonat mit rbb|24 fünf Jahre später. Der mit Zwei-Komponenten-Holzspachtel aus dem Baumarkt geformte und genau an seine Hand angepasste Griff sei tadellos. Mit seinen 29 Jahren sei er aber auch "fast ausgewachsen", scherzt er, weshalb der 1,97 Meter große Modell-Athlet nicht mehr von einem "spontanen Wachstumsschub" ausgeht.

Berliner und Brandenburger im Team

Derzeit liegt der Fokus ohnehin eher beim Fechten, so Dogue. Zusammen mit Fabian Liebig (ebenfalls OSC Potsdam), Rebecca Langrehr und Annika Schleu (beide TSV Spandau) bildet er das vollständig aus Berlin-Brandenburg stammende Fünfkampf-Team des Deutschen Olympischen Sportbundes für Tokio, welches sich derzeit im Trainingslager in Polen den letzten Schliff holt.

Im Team-Wettbewerb, den es bei Olympia nicht gibt, haben Dogue und Liebig bei der WM 2021 Silber holen können, Langrehr und Schleu sogar Gold. In den Einzelwettbewerben hat von den vieren bisher Annika Schleu die wichtigste Medaille erringen können: WM-Silber 2018.

Medaillen-Chancen

Dennoch sagt Patrick Dogue über die Chancen der Männer: "Einer von uns beiden wird vorne landen. Eine Medaille, das braucht auch ein bisschen Glück an dem Tag. Von den 36 Athleten, die da sind, haben bestimmt 25 schon einmal eine Weltcup-Medaille gemacht. Und auch die, die noch keine gemacht haben, haben es drauf." Bei den Frauen sei es ganz ähnlich, auch wenn Dogue sagt: "Bei den Damen schätze ich die Chancen für Annika Schleu sehr hoch ein. Sie hat eine sehr gute Saison abgeliefert und ist ziemlich stabil. Sie ist definitiv eine Top-Medaillen-Kandidatin."

Für ihn "persönlich ist das Ziel, dass ich in allen Disziplinen besser bin als in Rio. Wenn ich das erreiche, wird es auch mit einer vorderen Platzierung was." Wenn nicht, dann hat er immerhin viele Freunde und Bekannte wiedergesehen, die er über die Jahre mit seiner Sportart kennengelernt hat. Dogue sagt: "Das macht es für mich ein bisschen weg, dass meine Familie und Freunde von zu Hause nicht kommen können."

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Gut zu wissen

Absolut entscheidend für das Abschneiden im Modernen Fünfkampf ist das Zusammenspiel von Athleten und Pferden. Die werden zugelost, danach verbleiben gerade einmal 20 Minuten, um sich aneinander zu gewöhnen. Dass das nicht immer gelingt, davon kann die Wahl-Berlinerin Lena Schöneborn ein Lied singen. Die erfolgreichste Fünfkämperin aller Zeiten wollte 2016 in Rio ihren Olympia-Triumph von 2008 wiederholen, erwischte jedoch ein Pferd, das gleich mehrfach verweigerte. Der Null-Punkte-Ritt zerstörte Schöneborns Siegchancen unwiderbringlich und in nur wenigen Sekunden.

Für Patrick Dogue ist allerdings auch das Teil seines Sports: "Die Aufgabe besteht nicht nur im Springreiten, sondern auch darin, mit einem fremden Lebewesen zurecht zu kommen." Was ihm dabei hilft? "Ich habe wie immer ein Stück Zucker in der Tasche", sagt Dogue. Für den noch ein ganz anderes Problem besteht: Jet-Lag. Der Abflug in Richtung Tokio erfolgt am 30. Juli abends, die Ankunft am 31. mittags. "Ich probiere meistens, die Nacht vor dem Flug nicht so gut zu schlafen. Aber gerade wenn man Richtung Osten fliegt, ist es sehr, sehr schwer. Für mich zumindest. Dann legt man sich um 21 oder 22 Uhr ins Bett und probiert irgendwie einzuschlafen. Dabei ist es in Deutschland gerade mal 15 Uhr."

Wann finden die Wettkämpfe statt?

Sendung: inforadio, 19.07.2021, 17:15 Uhr

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