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Quelle: imago images/Kyodo News

Impfen vor den Olympischen Spielen

"Wenn man die Spiele stattfinden lassen will, muss man auch geimpfte Sportler hinschicken"

In rund drei Monaten sollen erst die Olympischen und dann die Paralympischen Spiele in Tokio stattfinden. Die deutschen Athleten können sich in den nächsten zwei Wochen impfen lassen - und die Mehrheit will das Angebot auch nutzen.

Es ist nur ein kleiner Pieks, wie für viele andere Menschen hat aber auch für die Olympischen und Paralympischen Sportler die Corona-Impfung eine große Bedeutung. Denn in rund drei Monaten fliegen sie zu den Sommerspielen nach Tokio. Beim größten Sportereignis der Welt treffen Tausende Athleten aus fast allen Nationen der Welt aufeinander. In Zeiten der Pandemie ein Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

Sportler werden ab Montag geimpft

"Wenn man realistisch die Spiele stattfinden lassen will, muss man auch geimpfte Sportler hinschicken", findet daher der Berliner Hockeyspieler Martin Häner. Nachdem sich die Bundesregierung für eine Impfung der deutschen Sportler ausgesprochen hatte, stellte das Bundesinnenministerium vor rund einer Woche den Impfplan vor.

Am dem 3. Mai sollen rund 1.400 Sportler innerhalb von zwei Wochen geimpft werden. Das Vakzin erhält allerdings nur, wer entweder bereits für die Spiele qualifiziert ist oder eine realistische Chance hat, sich noch ein Ticket zu sichern sowie die Trainer und Betreuer. Um die Vielzahl der Athleten in dem zweiwöchigen Zeitraum zu impfen, wird der Impfstoff möglicherweise über die Olympiastützpunkte verteilt.

92 Prozent der Sportler wollen sich impfen lassen

Die Bereitschaft unter den Athleten ist hoch: Rund 92 Prozent der Olympioniken wollen laut einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) das Impfangebot annehmen, darunter auch der dreimalige Olympiasieger Sebastian Brendel. "Ich bin dankbar, dass Olympiateilnehmer die Möglichkeit bekommen, sich vor den Spielen impfen zu lassen", sagt der Potsdamer Kanute.

Und auch Para-Schwimmer Malte Braunschweig will sich impfen lassen und denkt dabei nicht nur an den eigenen Schutz. "Ich persönlich finde es sehr gut, auch, um das Risiko für die japanische Bevölkerung aber auch für andere Länder zu minimieren. Wenn wir geimpft sind, ist es einfach sicherer", so der Berliner.

Hintergrund

Fünfkämpferin Annika Schleu

Das große Ziel Tokio fest im Blick

Corona-Infektion kann die Athleten weit zurückwerfen

Auch in der Bevölkerung steigt die Zahl der Bürger, die eine Impfung der Sportler befürworten. 46 Prozent sind laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur dafür - aber auch 28 Prozent dagegen. "Das kann ich natürlich verstehen", sagt Braunschweig, "denn es gibt viele Leute, die momentan nicht arbeiten können oder zu Hause arbeiten müssen. Für die ist es unverständlich, dass junge Leute wie wir, die ein gesundes und gutes Immunsystem haben, zuerst geimpft werden sollen."

Welche Auswirkungen eine Corona-Infektion für die Berufssportler haben kann, hat Annika Schleu erlebt. Die Moderne Fünfkämpferin infizierte sich im März mit dem Virus und ist inzwischen wieder fit. Der Weg zurück zur alten Leistungsfähigkeit war aber schwerer, als die Berlinerin erwartet hatte, und auch um ihre Olympia-Teilnahme hat die 31-Jährige deswegen zittern müssen. "Ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir durch eine Infektion für längere Zeit berufsunfähig sind, relativ hoch ist. Außerdem gefährden wir die Bevölkerung mit, weil wir aus dem Ausland einreisen", begründet sie die Pro-Argumente für eine Impfung der Sportler. Sie selbst kann das Angebot allerdings nicht annehmen, weil eine Impfung erst rund sechs Monate nach einer Infektion durchgeführt wird.

Keine Impfpflicht für Olympia-Sportler geplant

Und die Moderne Fünfkämpferin wird nicht die einzige sein, die ohne Corona-Impfstempel im Impfausweis nach Japan reist. Denn längst nicht alle der 140 Nationen werden ihre Athleten geimpft nach Tokio schicken. "Es kann nicht sein, dass es Sportler erster und zweiter Klasse gibt. Also die, die geimpft sind und die, die nicht geimpft sind. Dann müsste man sich auf eine einheitliche Regelung verständigen", meint der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Eine Impfpflicht plant das Internationale Olympische Komitee (IOC) aber nicht.

Sendung: rbb UM6, 26.04.2021, 18 Uhr

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