Impfen vor den Olympischen Spielen - "Wenn man die Spiele stattfinden lassen will, muss man auch geimpfte Sportler hinschicken"

Do 29.04.21 | 21:57 Uhr
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Die Olympischen Ringe in Tokio (Quelle: imago images/Kyodo News)
Bild: imago images/Kyodo News

In rund drei Monaten sollen erst die Olympischen und dann die Paralympischen Spiele in Tokio stattfinden. Die deutschen Athleten können sich in den nächsten zwei Wochen impfen lassen - und die Mehrheit will das Angebot auch nutzen.

Es ist nur ein kleiner Pieks, wie für viele andere Menschen hat aber auch für die Olympischen und Paralympischen Sportler die Corona-Impfung eine große Bedeutung. Denn in rund drei Monaten fliegen sie zu den Sommerspielen nach Tokio. Beim größten Sportereignis der Welt treffen Tausende Athleten aus fast allen Nationen der Welt aufeinander. In Zeiten der Pandemie ein Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.

Sportler werden ab Montag geimpft

"Wenn man realistisch die Spiele stattfinden lassen will, muss man auch geimpfte Sportler hinschicken", findet daher der Berliner Hockeyspieler Martin Häner. Nachdem sich die Bundesregierung für eine Impfung der deutschen Sportler ausgesprochen hatte, stellte das Bundesinnenministerium vor rund einer Woche den Impfplan vor.

Am dem 3. Mai sollen rund 1.400 Sportler innerhalb von zwei Wochen geimpft werden. Das Vakzin erhält allerdings nur, wer entweder bereits für die Spiele qualifiziert ist oder eine realistische Chance hat, sich noch ein Ticket zu sichern sowie die Trainer und Betreuer. Um die Vielzahl der Athleten in dem zweiwöchigen Zeitraum zu impfen, wird der Impfstoff möglicherweise über die Olympiastützpunkte verteilt.

92 Prozent der Sportler wollen sich impfen lassen

Die Bereitschaft unter den Athleten ist hoch: Rund 92 Prozent der Olympioniken wollen laut einer Umfrage des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) das Impfangebot annehmen, darunter auch der dreimalige Olympiasieger Sebastian Brendel. "Ich bin dankbar, dass Olympiateilnehmer die Möglichkeit bekommen, sich vor den Spielen impfen zu lassen", sagt der Potsdamer Kanute.

Und auch Para-Schwimmer Malte Braunschweig will sich impfen lassen und denkt dabei nicht nur an den eigenen Schutz. "Ich persönlich finde es sehr gut, auch, um das Risiko für die japanische Bevölkerung aber auch für andere Länder zu minimieren. Wenn wir geimpft sind, ist es einfach sicherer", so der Berliner.

Corona-Infektion kann die Athleten weit zurückwerfen

Auch in der Bevölkerung steigt die Zahl der Bürger, die eine Impfung der Sportler befürworten. 46 Prozent sind laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur dafür - aber auch 28 Prozent dagegen. "Das kann ich natürlich verstehen", sagt Braunschweig, "denn es gibt viele Leute, die momentan nicht arbeiten können oder zu Hause arbeiten müssen. Für die ist es unverständlich, dass junge Leute wie wir, die ein gesundes und gutes Immunsystem haben, zuerst geimpft werden sollen."

Welche Auswirkungen eine Corona-Infektion für die Berufssportler haben kann, hat Annika Schleu erlebt. Die Moderne Fünfkämpferin infizierte sich im März mit dem Virus und ist inzwischen wieder fit. Der Weg zurück zur alten Leistungsfähigkeit war aber schwerer, als die Berlinerin erwartet hatte, und auch um ihre Olympia-Teilnahme hat die 31-Jährige deswegen zittern müssen. "Ich denke, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir durch eine Infektion für längere Zeit berufsunfähig sind, relativ hoch ist. Außerdem gefährden wir die Bevölkerung mit, weil wir aus dem Ausland einreisen", begründet sie die Pro-Argumente für eine Impfung der Sportler. Sie selbst kann das Angebot allerdings nicht annehmen, weil eine Impfung erst rund sechs Monate nach einer Infektion durchgeführt wird.

Keine Impfpflicht für Olympia-Sportler geplant

Und die Moderne Fünfkämpferin wird nicht die einzige sein, die ohne Corona-Impfstempel im Impfausweis nach Japan reist. Denn längst nicht alle der 140 Nationen werden ihre Athleten geimpft nach Tokio schicken. "Es kann nicht sein, dass es Sportler erster und zweiter Klasse gibt. Also die, die geimpft sind und die, die nicht geimpft sind. Dann müsste man sich auf eine einheitliche Regelung verständigen", meint der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Eine Impfpflicht plant das Internationale Olympische Komitee (IOC) aber nicht.

Sendung: rbb UM6, 26.04.2021, 18 Uhr

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11 Kommentare

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  1. 11.

    Das finde ich nicht ok, ich bin nicht Impf-neidisch aber wer denk an die Verkäufer/rinnen die seit 1 Jahr arbeiten an vorderster Front?!! Systemrelevant sind Lebensmittelläden laut Aussage, aber bevor diese Leute ein Impf-Angebot bekommen werden Sportler mal so geimpft?! Das ist für mich unverständlich und ärgerlich, zu mal viele sich an die Regeln halten- auf Reisen und Kontakte verzichten......
    Wenn Sportler, dann erst nach sämtlichen System Relevanten. Ohne Worte

  2. 10.

    Geht aus dem Bericht nicht ganz hervor, aber in einer anderen Quelle stand, dass die Zahl alle betrifft. Athleten, Trainer und Betreuer. Was ja auch Sinn macht. ZB paralympische Sportler ohne Betreuer wird eher schwierig.

  3. 9.

    Sprechen wir hier wirklich auch von den Betreuern und Trainern ? Oder nur Sportlern? Habe ich da was überlesen?

  4. 8.

    Sie wissen schon, wofür Olympia steht oder? Und da Sie auch die Paralympischen Spiele miteinbeziehen ist wohl eine Diskussion mit Ihnen sinnlos.

  5. 7.

    Gut so. Die Anzahl der Sportler und Begleiter ist nun wirklich überschaubar, die sind ruckzuck geimpft. Aber manche machen echt ein Fass auf. Ich bin auch noch nicht geimpft und habe kein Problem damit, dass die Teilnehmer von Olympia und Paralympics nun geimpft werden. Hört auf mit eurem Impfneid, ist ja nicht mehr normal. Gut Piks und später viel Erfolg. :-)

  6. 6.

    Ihre Meinung über die vordrängelnden Lokalpolitiker, die samt Anhang plötzlich "ehrenamtlich" im Seniorenheim " arbeiten", kann ich gut teilen. Ebenso kenne ich junge Menschen (25-35),die seit Monaten krankgeschrieben ihre Einkäufe nicht 2 Treppen hochtragen können. Die tun mir wirklich leid, auch wenn die für ihre Ansteckung mit verantwortlich sind.
    Für die Impfunterstützung der Teilnehmer/innen an den profitorientierten OS durch die Bundesregierung habe ich hingegen überhaupt kein Verständnis. Wo ist denn die Unterstützung für das Personal an den Schulen der Republik? 100000e Lehrer/ innen warten sehnsüchtig auf Impfung; Dort sehe ich mehr Unterstützungsbedarf bzgl. Impfangebot als für Tokio- Interessierte. Soll der ganze Tross, der mitfährt, ohne Sportler zu sein (Funktionäre etc.) möglicherweise auch noch vorgezogen werden? Wenn die L fertig geimpft ins neue Schuljahr gehen sollen, muss jetzt damit begonnen werden. OS - Teilnahme ist nett aber nicht wirklich wichtig.

  7. 5.

    Volle Zustimmung.
    Es gibt noch genug nicht geimpfte Problemfälle aber die Herrschaften machen Lustreisen mit allen Privilegien.

  8. 3.

    Es geht um 1.400 Leute aus ganz Deutschland.... muss man wegen der paar Leute wieder so ein gedöns Drum machen ?
    Und lasst es einfach krampfhaft nach einer Begründung zu suchen... sie schützen damit auch andere ... die Wahrscheinlichkeit durch eine Infektion für längere Zeit berufsunfähig zu sein ist genauso hoch wie bei jedem anderen auch.
    Einfach mal fünfe grade sein lassen und nicht immer alles 150% korrekt machen wollen was am Ende eh nicht klappt.

  9. 2.

    Ätzend wo hier die Prioritäten liegen. Wir haben eine Pandemie und internationale Sportgroßveranstaltungen haben Vorrang. Profisport ist echt so überflüssig heutzutage.

  10. 1.

    Finde ich grundsätzlich richtig - jeder geimpfte Mitmensch schützt auch mich :-) insofern muss ich dankbar sein, dass die Sportler neben Medaillen nix anderes mitbringen aus Asien. Ich kenne genug Leistungssporter(keine Profis), die es völlig umgehauen hat, und die nach einem Jahr immer noch nicht wieder zwei Treppenstufen auf einmal nehmen können, sondern 4 mal pausieren müssen für 4 Etagen. Wer damit sein Geld verdient, fit zu sein, steht vor dem Nichts!
    Ich sponsore gerne so überlegte und disziplinierte Menschen wie die im Bericht! Habe aber kein Verständnis für vorgedrängelte Dorf-Bürgermeister oder Ärzte, die mit einemal alle Gattinnen, Kinder, Cousinen und Nichten als Praxispersonal angestellt haben, um sie zu impfen...

    Viel Erfolg den Sportlern und mögen sie die Impfung gut vertragen!

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