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Quelle: picture alliance/Andreas Franke

Meinung: Pro | Schneller Kohleausstieg

"Jede Verlängerung der Verstromung wäre eine Versündigung an künftigen Generationen"

Sie sollten die Finger von der Braunkohle nehmen. Stattdessen werben die Ministerpräsidenten der Kohle-Länder im Osten beim Kanzler für die intensivere Nutzung des klimaschädlichsten Energieträgers über 2030 hinaus. Von Hanno Christ

Eine solche Haltung nach diesem Sommer ist wahrhaft atemberaubend: Die vergangenen Monate haben einmal mehr gezeigt, wie ernst die Klimakrise ist. Nahezu täglich verzeichnen Beobachter Temperaturrekorde auf dem Globus. Bilder von Bränden in Europa, von schmelzenden Gletschern, lebensfeindlicher Hitze in Indien oder von der Flutkatastrophe aus Pakistan sind erschreckend. Die Weltmeere sind am Limit der C02-Kompensation.

Fahrplan für Kohleausstieg

Kanzler Scholz berät mit ostdeutschen Kohle-Ländern über Strukturwandel

Welche Rolle wird Braunkohle trotz des beschlossenen Ausstiegs in der Zukunft noch spielen? Von der Beantwortung hängt in der Lausitz die Zukunft ab. Am Freitag wird darüber auf höchster Ebene beraten. Die Unwägbarkeiten sind so groß wie nie zuvor.

Brandenburg bereits jetzt eine der trockensten Regionen Europas

Es gibt Hinweise, dass der Golfstrom aufgrund der Erwärmung zusammenbricht, einer der Taktgeber unseres Wetters. Brandenburg, das Bundesland, in dem ich wohne, gehört bereits zu den trockensten Regionen Europas und hat erneut harte Monate hinter sich. Die Verteilung von Wasser ist ein Politikum, auch hier zwangen Brände Menschen dazu, ihre Häuser zu verlassen. Selbst Klimaforscher zeigen sich überrascht, wie ihre Prognosen der Erderwärmung von der Realität rechts überholt werden. Braucht es noch mehr?

Es ist an der Zeit, dass auch Ministerpräsidenten und andere Regionalpolitiker den Schutz unserer Lebensgrundlagen ganz oben in ihre Politik einpreisen. Sie müssen es nicht nur dann tun, wenn es gerade nicht weh tut, wenn es etwa um Nationalparks und Tourismus geht. Denn jetzt geht es ans Eingemachte: Die Regierung ist in der Pflicht, den Menschen klarzumachen, dass die fetten Jahre vorbei sind und wir uns einschränken müssen. Nicht wegen kriegsbedingter Versorgungsengpässe, sondern weil wir uns über allen Maßen an den Ressourcen des Planeten laben.

Meinung: Contra | Schneller Kohleausstieg

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Jede Verlängerung der Kohleverstromung ist Versündigung an künftigen Generationen

Politiker müssen die Bürger darauf vorbereiten, dass sie Energie nicht mehr überall und zu jeder Zeit zur Verfügung haben. Und sie müssen dafür sorgen, dass Energie gerecht verteilt kann – und klüger, ressourcenschonender erzeugt werden muss. Besonders Brandenburgs Regierung steht in der Pflicht, schnell zu handeln: Nicht alleine wegen der Arbeitsplätze, sondern weil CO2 aus Jänschwalder Kohle eine Jahrtausend-währende Altlast in der Atmosphäre ist. Jede Verlängerung der Verstromung wäre eine Versündigung an künftigen Generationen.

Richtig ist auch: Die Regierung hat unlängst ambitionierte Klimapläne für die nächsten Jahrzehnte veröffentlicht. Das Land ist im bundesweiten Vergleich weit vorne bei Wind- und Solarkraftnutzung, hält aber weiterhin an einem Braunkohleausstieg nach 2030 fest. Das ist keine nachhaltige Politik. Der rasche Ausstieg aus der Braunkohle kann auch weh tun. Es nicht zu tun, wird aber viel größere Schmerzen mit sich bringen.

Beitrag von Hanno Christ

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