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Video: rbb24 16 Uhr | 09.09.2022 | Quelle: rbb/Lepsch

Oberspreewald-Lausitz

Chinesischer Batteriehersteller übernimmt Vestas-Standort in Lauchhammer

Batterien statt Windflügel: Rund ein Jahr, nachdem Vestas überraschend die Schließung seines Werkes in Lauchhammer angekündigt hat, hat sich Nachfolger SVolt vorgestellt. Damit wächst Brandenburg weiter zu einem Zentrum der Elektromobilität.

Das chinesische Hightech-Unternehmen SVolt kommt nach Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) im Süden Brandenburgs. Der Batteriehersteller siedelt sich auf dem früheren Vestas-Gelände an und hat dort am Freitag seine Pläne für den Standort vorgestellt. Demnach will das Unternehmen in der Lausitz Batteriezellen herstellen.

Die Ansiedlung in Lauchhammer habe nicht nur eine große Bedeutung für die Weiterverwertung des Standortes, sondern sei "ein weiterer Meilenstein für den Aufbau von lokalen Batterieproduktionskapazitäten in Europa", sagte der Europachef des Unternehmens, Kai-Uwe Wollenhaupt. Wieviel Geld SVolt am Lausitzer Standort investieren will und wie viele Arbeitsplätze entstehen sollen, wurde am Freitag nicht gesagt. SVolt befinde sich mit dem Projekt noch in einer frühen Phase, so Wollenhaupt.

Wirtschaftsminister Jörg Steinbach im Gespräch bei der SVolt Präsentation | Quelle: rbb/Lepsch

Hunderte Arbeitsplätze möglich

Derzeit werde ein Masterplan für den Umbau, die Modernisierung und Erweiterung des ehemaligen Vestas-Geländes erarbeitet, so der Europachef. Eine Übernahme von ehemaligen Vestas-Mitarbeitenden sei für das Unternehmen denkbar. Das Werk könnte einmal eine Kapazität von 1.000 Arbeitsplätzen haben. "Wir sind zurzeit zuversichtlich, dass wir in der Größenordnung 2025 in Produktion sein können", so der Europachef des Unternehmens.

SVolt stellt Lithium-Ionen-Batterien, Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge und Energiespeicher her. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 12.000 Mitarbeiter, davon 3.000 im Bereich Forschung und Entwicklung. Der Firmenhauptsitz befindet sich in der Provinz Jiangsu in China. Die europäische Tochter SVolt Energy Technology (Europe) GmbH sitzt in Frankfurt am Main.

Lausitzkonferenz

Politiker und Gewerkschafter diskutieren in Cottbus Perspektiven im Strukturwandel

Es ist schon die 18. Lausitzkonferenz des DGB. Gewerkschafter und Politiker diskutierten am Donnerstag in Cottbus über Themen wie Revierwende, Sicherheit im Wandel sowie vorausschauende Industriepolitik.

Gewerkschaft IG BCE will Mitbestimmung aufbauen

Die Ansiedlung von SVolt wird von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Bezirk Lausitz begrüßt. Sie sieht darin eine Chance für den Strukturwandel in der Lausitz, heißt es in einer Gewerkschafts-Pressemitteilung am Freitag. "Es wird somit zukünftig in Lauchhammer wieder Industrieproduktion geben, die in die Zukunft ausgerichtet ist. Damit besteht eine echte Chance, emissionsfreies Wirtschaften zu unterstützen." Die Konzepte und Produkte von SVolt stünden laut IG BCE im Einklang mit den Zielen der Gewerkschaft für einen nachhaltigen Umbau der Industrie, "weil sie für den Erfolg der ambitionierten politischen Ziele dringend notwendig sind."

Gewerkschaftssekretär Hannes Hauke Kühn nannte in der Pressemitteilung das Ziel, dass die IG BCE auch im neuen Unternehmen "eine durchsetzungsstarke Mitbestimmung" aufbauen wolle, wie auch zuvor bei Vestas. "Dazu gehört es auch, eine Tarifbindung herzustellen", so der Sekretär. "Daher laden wir die Geschäftsführung von SVolt bereits heute herzlich dazu ein, mit uns über den Weg zur Gründung eines Betriebsrates am Standort in Kontakt zu treten.“

Land zufrieden mit Ansiedlung

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte bei dem Termin am Freitag in Lauchhammer, dass er sich an dem Standort Arbeit für etwa 250 Menschen wünsche. Im Wirtschaftsministerium sei es laut Steinbach immer darum gegangen, eine Firma zu finden, die eine Produktionsanlage aufbauen will und tatsächlich Ersatzarbeitsplätze schafft. "Es war nicht selbstverständlich, dass wir unser Wort einhalten konnten, das ich den Vestas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegeben habe." Sie hätten jetzt eine "riesige Chance" bei SVolt unterzukommen, die Weiterqualifizierungen würden von Land und Bund gefördert werden.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich am Freitag in Lauchhammer zufrieden mit der Neuansiedlung. "Es ist ein schöner Tag, nachdem wir vor circa zwölf Monaten erstmal einen Dämpfer hatten", so Woidke.

Das ehemalige Vestas-Werk | Quelle: rbb/Lepsch

Vestas-Standort-Aus nach 20 Jahren

Im Herbst 2021 hatte Vestas angekündigt, sein Werk in Lauchhammer und zwei weitere europäische Standorte zu schließen. In Lauchhammer wurden Flügel für Windräder hergestellt. Die Schließung nach 20 Jahren begründete das Unternehmen mit zu hohen Produktionskosten und zu geringen Absätzen. Ende Juni hat Vestas den Standort endgültig geschlossen.

Das Aus für das Werk hatte auch das Wirtschaftsministerium hart getroffen, sagte Henrik Fischer, der Brandenburger Wirtschaftsstaatssekretär Ende Juni. "Wir haben dieses Werk immer sehr intensiv begleitet, es hat verschiedene Förderungen gegeben", so Fischer. Man sei sehr stolz darauf gewesen, solch einen "globalen Player" in Lauchhammer zu haben. Vestas sei allerdings nicht bereit gewesen, Anpassungen in der Produktion vorzunehmen. Rund 460 Mitarbeiter waren von der Schließung betroffen.

Elektromobilitäts-Hochburg Brandenburg

Mit der Ansiedlung wächst Brandenburg weiter zum Zentrum der Elektromobilität. Es komme ein Unternehmen, das laut dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), Steffen Kammradt, bestens in die Lausitz passe. Die WFBB hat die Ansiedlung intensiv begleitet. "Die Lausitz entwickelt ein starkes Profil im Bereich der Batterietechnik", so Kammradt.

Die BASF baut in Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz) eine Anlage zur Kathodenproduktion, einem wesentlichen Bestandteil für Autobatterien. Die deutsch-malaysisch-australische Gruppe Altech will in Schwarze Pumpe eine Anlage errichten, um Anodengraphit zu produzieren - ein Grundstoff für Batterien. In Guben (Spree-Neiße) will das deutsch-kanadische Unternehmen "Rock Tech Lithium" noch in diesem Jahr damit beginnen, den europaweit ersten Lithiumhydroxid-Konverter zu bauen. Lithiumhydroxid ist ein elementarer Bestandteil von Autobatterien, der trotz Tesla-Ansiedlung in Grünheide (Oder-Spree) bisher nicht in Deutschland oder Europa hergestellt wird. Bei Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) hat das US-amerikanische Unternehmen "Microvast" eine Batteriefabrik eröffnet.

Mit Informationen von Aline Lepsch und Ralf Jußen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.09.2022, 16:40 Uhr

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