Oberspreewald-Lausitz - Chinesischer Batteriehersteller übernimmt Vestas-Standort in Lauchhammer

Fr 09.09.22 | 16:25 Uhr
  31
Am Pult redet Kai-Uwe Wollenhaupt, der Präsident von SVolt Europe (Foto: rbb/Lepsch)
Video: rbb24 16 Uhr | 09.09.2022 | Bild: rbb/Lepsch

Batterien statt Windflügel: Rund ein Jahr, nachdem Vestas überraschend die Schließung seines Werkes in Lauchhammer angekündigt hat, hat sich Nachfolger SVolt vorgestellt. Damit wächst Brandenburg weiter zu einem Zentrum der Elektromobilität.

Das chinesische Hightech-Unternehmen SVolt kommt nach Lauchhammer (Oberspreewald-Lausitz) im Süden Brandenburgs. Der Batteriehersteller siedelt sich auf dem früheren Vestas-Gelände an und hat dort am Freitag seine Pläne für den Standort vorgestellt. Demnach will das Unternehmen in der Lausitz Batteriezellen herstellen.

Die Ansiedlung in Lauchhammer habe nicht nur eine große Bedeutung für die Weiterverwertung des Standortes, sondern sei "ein weiterer Meilenstein für den Aufbau von lokalen Batterieproduktionskapazitäten in Europa", sagte der Europachef des Unternehmens, Kai-Uwe Wollenhaupt. Wieviel Geld SVolt am Lausitzer Standort investieren will und wie viele Arbeitsplätze entstehen sollen, wurde am Freitag nicht gesagt. SVolt befinde sich mit dem Projekt noch in einer frühen Phase, so Wollenhaupt.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach im Gespräch bei SVolt Präsentation (Foto: rbb/Lepsch)
Wirtschaftsminister Jörg Steinbach im Gespräch bei der SVolt Präsentation | Bild: rbb/Lepsch

Hunderte Arbeitsplätze möglich

Derzeit werde ein Masterplan für den Umbau, die Modernisierung und Erweiterung des ehemaligen Vestas-Geländes erarbeitet, so der Europachef. Eine Übernahme von ehemaligen Vestas-Mitarbeitenden sei für das Unternehmen denkbar. Das Werk könnte einmal eine Kapazität von 1.000 Arbeitsplätzen haben. "Wir sind zurzeit zuversichtlich, dass wir in der Größenordnung 2025 in Produktion sein können", so der Europachef des Unternehmens.

SVolt stellt Lithium-Ionen-Batterien, Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge und Energiespeicher her. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 12.000 Mitarbeiter, davon 3.000 im Bereich Forschung und Entwicklung. Der Firmenhauptsitz befindet sich in der Provinz Jiangsu in China. Die europäische Tochter SVolt Energy Technology (Europe) GmbH sitzt in Frankfurt am Main.

Gewerkschaft IG BCE will Mitbestimmung aufbauen

Die Ansiedlung von SVolt wird von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Bezirk Lausitz begrüßt. Sie sieht darin eine Chance für den Strukturwandel in der Lausitz, heißt es in einer Gewerkschafts-Pressemitteilung am Freitag. "Es wird somit zukünftig in Lauchhammer wieder Industrieproduktion geben, die in die Zukunft ausgerichtet ist. Damit besteht eine echte Chance, emissionsfreies Wirtschaften zu unterstützen." Die Konzepte und Produkte von SVolt stünden laut IG BCE im Einklang mit den Zielen der Gewerkschaft für einen nachhaltigen Umbau der Industrie, "weil sie für den Erfolg der ambitionierten politischen Ziele dringend notwendig sind."

Gewerkschaftssekretär Hannes Hauke Kühn nannte in der Pressemitteilung das Ziel, dass die IG BCE auch im neuen Unternehmen "eine durchsetzungsstarke Mitbestimmung" aufbauen wolle, wie auch zuvor bei Vestas. "Dazu gehört es auch, eine Tarifbindung herzustellen", so der Sekretär. "Daher laden wir die Geschäftsführung von SVolt bereits heute herzlich dazu ein, mit uns über den Weg zur Gründung eines Betriebsrates am Standort in Kontakt zu treten.“

Land zufrieden mit Ansiedlung

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) sagte bei dem Termin am Freitag in Lauchhammer, dass er sich an dem Standort Arbeit für etwa 250 Menschen wünsche. Im Wirtschaftsministerium sei es laut Steinbach immer darum gegangen, eine Firma zu finden, die eine Produktionsanlage aufbauen will und tatsächlich Ersatzarbeitsplätze schafft. "Es war nicht selbstverständlich, dass wir unser Wort einhalten konnten, das ich den Vestas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegeben habe." Sie hätten jetzt eine "riesige Chance" bei SVolt unterzukommen, die Weiterqualifizierungen würden von Land und Bund gefördert werden.

Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich am Freitag in Lauchhammer zufrieden mit der Neuansiedlung. "Es ist ein schöner Tag, nachdem wir vor circa zwölf Monaten erstmal einen Dämpfer hatten", so Woidke.

Blick auf das ehemalige Vestas-Werk, der Schriftzug ist abmontiert, aber schemenhaft noch auf dem Untergrund erkennbar (Foto. rbb/Lepsch)
Das ehemalige Vestas-Werk | Bild: rbb/Lepsch

Vestas-Standort-Aus nach 20 Jahren

Im Herbst 2021 hatte Vestas angekündigt, sein Werk in Lauchhammer und zwei weitere europäische Standorte zu schließen. In Lauchhammer wurden Flügel für Windräder hergestellt. Die Schließung nach 20 Jahren begründete das Unternehmen mit zu hohen Produktionskosten und zu geringen Absätzen. Ende Juni hat Vestas den Standort endgültig geschlossen.

Das Aus für das Werk hatte auch das Wirtschaftsministerium hart getroffen, sagte Henrik Fischer, der Brandenburger Wirtschaftsstaatssekretär Ende Juni. "Wir haben dieses Werk immer sehr intensiv begleitet, es hat verschiedene Förderungen gegeben", so Fischer. Man sei sehr stolz darauf gewesen, solch einen "globalen Player" in Lauchhammer zu haben. Vestas sei allerdings nicht bereit gewesen, Anpassungen in der Produktion vorzunehmen. Rund 460 Mitarbeiter waren von der Schließung betroffen.

Elektromobilitäts-Hochburg Brandenburg

Mit der Ansiedlung wächst Brandenburg weiter zum Zentrum der Elektromobilität. Es komme ein Unternehmen, das laut dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), Steffen Kammradt, bestens in die Lausitz passe. Die WFBB hat die Ansiedlung intensiv begleitet. "Die Lausitz entwickelt ein starkes Profil im Bereich der Batterietechnik", so Kammradt.

Die BASF baut in Schwarzheide (Oberspreewald-Lausitz) eine Anlage zur Kathodenproduktion, einem wesentlichen Bestandteil für Autobatterien. Die deutsch-malaysisch-australische Gruppe Altech will in Schwarze Pumpe eine Anlage errichten, um Anodengraphit zu produzieren - ein Grundstoff für Batterien. In Guben (Spree-Neiße) will das deutsch-kanadische Unternehmen "Rock Tech Lithium" noch in diesem Jahr damit beginnen, den europaweit ersten Lithiumhydroxid-Konverter zu bauen. Lithiumhydroxid ist ein elementarer Bestandteil von Autobatterien, der trotz Tesla-Ansiedlung in Grünheide (Oder-Spree) bisher nicht in Deutschland oder Europa hergestellt wird. Bei Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) hat das US-amerikanische Unternehmen "Microvast" eine Batteriefabrik eröffnet.

Mit Informationen von Aline Lepsch und Ralf Jußen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.09.2022, 16:40 Uhr

31 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 31.

    Es geht um den Durchschnitt über das gesamte Jahr. Im Winter ist der Anteil an EE Strom natürlich geringer. Dafür sind es im Sommer bis zu 80% und mehr.

    Und ja, wenn es sich Deutschland mit China verdirbt, dann steht unsere Wirtschaft komplett still. Dann ist Schicht im Schacht.
    Wir sind restlos abhängig usn haben nicht die geringste Chance, etwas daran zu ändern. Mit den aktuellen Bemühungen sollen einfach nur die wichtigsten Zulieferteile für die deutsche Produktion hier in der EU gefertigt werden, damit zumindest die Unwägbarkeiten des Überseetransports wegfallen.
    Sollte es allerdings tatsächlich zu einem Konflikt mit China kommen, würde zumindest die Möglichkeit bestehen, die Fabriken hier zu enteignen und mit dem europäischen Fachpersonal selbst weiter zu betreiben. Wird ausschliesslich in China gefertigt, sind wir bei einem Embargo ohne jede Option ausgeliefert.

  2. 30.

    Ein die werden nicht schlauer, denn Sie sind mehr mit sich selbst beschäftigt als über wichtige Dinge nach zu Denken. Sie die Gas und Strom Diskutierei.

  3. 29.

    Mein Tip: die Preise ändern sich. Und raten Sie mal in welche Richtung !

  4. 28.

    Den stürmischen Februar und recht windigen Januar diesen Jahres schon vergessen?
    Da waren es in Monatssumme vielleicht sogar mehr als 50%, deren Energiequellen nicht importiert werden mußten und deutlich weniger Schaden verursachen.

  5. 27.

    Verstehe die Diskussion zur Abhängigkeit von China nicht. Wir sind schon lange abhängig. Hat doch inzwischen hoffentlich jeder mitbekommen, was nicht geht, wenn in China 3 Arbeiter husten.
    Dann lieber die Werke hier im Land haben.
    Offensichtlich haben deutsche Unternehmen kein Interesse am Standort in Lauchhammer. Alternative wäre dann wohl eine weitere leere Fabrikhalle. Haben wir hier auch noch einige rumstehen, deren Nutzen wohl nur noch das PV-Dach ist.

  6. 26.

    Chinesen leisten Entwicklungsarbeit in Sachen zeitgemäßer Energie und greifen dem rückständigen Deutschland bei Zukunftstechnik unter die Arme. So sieht die Sache aus. Wir hinken hinterher.

  7. 25.

    Werden unsere Politiker überhaupt nicht schlauer?
    Immer schön abhängig machen.
    Bis zum nächsten Knall.

  8. 23.

    vielleicht sollten sich die Menschen freuen, dass überhaupt Mindestlohn gezahlt wird bevor Arbeitslosigkeit eintritt

  9. 22.

    " Chinesischer Batteriehersteller übernimmt Vestas-Standort in Lauchhammer "

    einerseits über die Abhängigkeit von Russlands Energie jammern,und gleichzeitig China in Brandenburg einen neuen
    Technologiestandort einräumen....es bewahrheitet sich immer wieder aufs Neue: Politik ist die Wissenschaft von Betrug und Lüge

  10. 21.

    Wir sind hier allerdings nicht in Bayer, wo man weder WKA noch Höchstspannungsleitungen haben will und voll auf Strom mittels Gas vom Putin gesetzt hat. Da Sie aber zudem kurzfristige Probleme nicht von einer langfristigen Strategie unterscheiden können, haben Sie bestimmt auch schlaflose Nächte. Die Tankstelle braucht nämlich zweierlei für Ihren Verbenner: Sprit und Strom für die Zapfsäule.

  11. 20.

    Das paßt zu Tesla. Das Wasserproblem von Tesla lässt sich jetzt auch lösen. PCK Schwedt brauch weniger oder gar kein Wasser mehr. Über den Oder-Spree-Kanal und die Müggelspree kann das nicht mehr gebrauchte Oderwasser zu Tesla geleitet werden.

  12. 19.

    Dabei ist gerade Ihnen noch nicht bewusst, dass durch die Bestrebungen unserer neuen Bundesregierung der Anteil der erneuerbaren Energien bereits bei über 50% liwgt.

  13. 18.

    Genau, nur weiter so in die Abhängigkeit und Fremdbestimmung.

  14. 17.

    Ob China oder sonstwer, bevor die Akkus geladen werden können, muß der Strom erzeugt werden. Aber hier: Stromerzeugung weg, bzw. Maschinen zur Energiegewinnung. Dafür Speicher für Elektroenergie, die woher kommt? Von sanktioniert en Lieferanten?

  15. 15.

    Mir fehlen auch die Worte - aus Freude über den Technologietransfer aus China in das Batterie-Entwicklungsland Deutschland.

  16. 14.

    Hoffentlich bringen sie dann auch Öl, Gas und Energie mit, die sie vorher bei Putin gekauft haben. Hier ist nämlich nichts mehr zu finden.

  17. 13.

    Dann importieren wir weniger Akkus aus China und lassen die hierzulande fertigen. In Bezug auf die Technologie sind wir allerdings eh die verlängerte Werkbank der Rotchinesen.

  18. 12.

    Wenn man auch zu dämlich ist und dem Staatsterroristen XI dass nächste Werk zuschustert Undd der damit wieder einen Fuß mehr in unsere Tür bekommt, braucht man diese,, mit der Verlaub, dämlich Frage nicht zu stellen.

Nächster Artikel