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Video: rbb|24 | 27.11.2019 | Material: Brandenburg aktuell | Quelle: ODEG

Ausbau Regionalbahn

Neue RE1-Züge sind zu lang für Ostbrandenburger Bahnsteige

Die RE1-Linie ist häufig überlastet. Ab 2022 sollen neue Züge eingesetzt werden, die deutlich mehr Passagiere transportieren können. Allerdings werden sie knapp 20 Meter länger sein als die meisten märkischen Bahnsteige.

Ab 2022 sollen auf der Strecke des RE1 zwischen Magdeburg und Cottbus längere Züge fahren. Aber mit 157 Metern sind die geplanten Züge länger als die Bahnsteige an sieben Bahnhöfen zwischen Erkner und Frankfurt (Oder).

Neue, aber zu lange Züge?

Die RE1-Linie fährt seit 1994 und ist die am meisten genutzte Regionalstrecke in Berlin und Brandenburg. Im Berufsverkehr sind inzwischen viele Züge durch Pendler und Studierende überlastet. Der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) hat deshalb die Strecke neu ausgeschrieben. Mindestens 600 Sitzplätze soll es künftig pro Zug geben. Die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG), die den Zuschlag bekam, lässt jetzt bei Siemens neue Züge vom Typ Desiro HC bauen. Die sind knapp 20 Meter länger als die Bahnsteige an allen RE1-Haltestellen in Ostbrandenburg außer Fürstenwalde.

Lahme Bauaufträge?

"Die Züge sind nicht zu lang, sondern die Bahnsteige zu kurz", sagt ODEG-Geschäftsführer Arnulf Schuchmann. Wolle man die vorgegebene Fahrgastzahl befördern und außerdem bequeme Sitzabstände einhalten, gebe es nur die langen Züge mit zwei Triebwagen und vier Waggons.

Die Bahnhöfe, etwa in Briesen, Berkenbrück und Hangelsberg, müssten also verlängert werden. Das ist spätestens seit Januar 2019 bekannt, als die ODEG den Zuschlag erhielt. Die Bauarbeiten muss der VBB bei der Deutschen-Bahn-Tochter Station & Service beauftragen. Das ist aber bisher nicht passiert.

Zu optimistischer Zeitplan?

Man befinde sich seit Anfang des Jahres in enger Abstimmung mit der DB Station & Service, beschwichtigt VBB Geschäftsführerin Susanne Henckel. "Die Planungen beinhalten eine Kostenkalkulation, dann klären wir die Finanzierung und dann geht's los mit dem Bau." Der Zeitplan scheint optimistisch, wenn 2022 die neuen Züge fahren sollen.

Auch Peter Cornelius vom Fahrgastverband Pro Bahn ist skeptisch: "Ich war 2012 Testpassagier am BER, und da habe ich noch geglaubt, dass er im Juni aufmacht", erzählt Cornelius. Er hoffe, dass das beim Bahnprojekt besser sein werde.

Passt der Zug nicht in den Bahnhof, bleiben die Türen geschlossen. | Quelle: ODEG

Halt mit geschlossenen Türen

Und auch die ODEG traut der Deutschen Bahn anscheinend einen derart rasanten Bahnsteigausbau nicht unbedingt zu. Sie hat schon einen Plan B: Der sieht vor, dass in dem Waggon, der nicht an den Bahnsteig passt, die Türen geschlossen bleiben. "Die Deutsche Bahn ist von der Verkehrswende überrascht, weil man 30 Jahre nichts getan hat an der Infrastruktur", kritisiert Geschäftsführer Schuchmann. Die Deutsche Bahn hat sich auf Anfrage des rbb bisher offiziell nicht geäußert.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.11.2019, 15:40 Uhr

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