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Audio: Antenne Brandenburg | 29.10.2020 | Torsten Glauche | Quelle: dpa/Carsten Rehder

Kritik an Brandenburger Umweltministerium

Jagd- und Forstverbände brechen Gespräche über Wölfe ab

Bauern-, Jagd- und Waldbesitzerverbände haben ihre Mitarbeit beim sogenannten Wolfsmanagement in Brandenburg aufgekündigt. Sie würden beim Thema Wolf nur noch alibimäßig beteiligt, lautet der Vorwurf.

Der Streit zwischen Landnutzern und Brandenburger Landesregierung über den weiteren Umgang mit dem Wolf hat eine neue Eskalationsstufe erreicht. Das "Forum Natur Brandenburg", in dem verschiedene Jagd-, Waldbesitzer- oder Bauernverbände organisiert sind [forum-natur-brandenburg.de], hat am Donnerstag bei einer Sitzung in Potsdam den Beschluss gefasst, sich geschlossen aus den Gremien des brandenburgischen Wolfsmanagements zurückzuziehen - mit sofortiger Wirkung.

"Landesregierung trägt Verantwortung allein"

Die Verbände wollten die gegenwärtige Politik der Landesregierung im Umgang mit dem Wolf nicht mehr mitverantworten, sagte Landesbauernpräsident Henrik Wendorff. "Nun trägt die Landesregierung für alles was passiert die Verantwortung allein." Im Forum Natur Brandenburg sind unter anderem der Landebauernverband, der Verband der Berufsjäger, der Verband der Waldbesitzer und der Landesjagdverband organisiert.

Kritik an Umweltministerium

Die eingerichteten Gremien des Wolfsmanagements seien zu einer "reinen Alibiveranstaltung verkommen", teilte das Forum am Donnerstag mit. Bemängelt wurde fehlendes Mitspracherecht und zu späte Einbeziehung bei Entscheidungen. Trotz der großen Wolfspopulation in Brandenburg verweigere sich zudem das Wolfsmanagement des Landes der "Frage nach einer zukünftigen Bestandsregulation". Vorschläge etwa zur Wolfsverordnung und Neuregelungen würden von der Landesregierung ignoriert. Namentlich kritisiert wird in dem Papier von Umweltminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen).

Agrarministerium will Hunde und Zäune gegen Wolf finanzieren

Axel Vogel selbst wiederum nannte den Rückzug aus der Arbeitsgruppe am Donnerstag "bedauerlich". "Wir wollen den Dialog fortsetzen und gemeinsam tragfähige rechtssichere Lösungen für den Herdenschutz finden", teilte der Minister mit. Die Landesregierung unterstütze beispielsweise die Forderung einiger Landnutzerverbände nach Finanzierung von Hunden und Zäunen zur Wolfsabwehr. Bund und Land könnten zahlen. Eine entsprechende Richtlinie sei schon ausgearbeitet und könne "zeitnah an den Start gehen".

Hunderte Wölfe in Brandenburg

Seit der Jahrtausendwende leben in Deutschland wieder Wolfsrudel. Brandenburg hat Deutschlandweit die höchste Wolfspopulation. Hier leben aktuell mehr als 300 Wölfe - das sind in etwa so viele wie in Schweden, allerdings in Brandenburg bei deutlich weniger Fläche und höherer Bevölkerungsdichte.

Mit der Ausbreitung der Wölfe nehmen auch die Schäden zu - meistens sind Schafe betroffen, aber auch andere Nutztiere werden gerissen. Wölfe stehen unter strengem Schutz. Sie dürfen geschossen werden, wenn sie Nutztiere töten, aber jeder einzelne Abschuss muss genehmigt werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 29.10.2020, 16:30 Uhr

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