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Audio: Antenne Brandenburg | 16.05.2022 | Michael Lietz und Dilan Polat | Quelle: rbb

RE1-Strecke Berlin-Frankfurt (Oder)

Lösung für zu kurze Bahnsteige beim RE1 lässt auf sich warten

Ab Dezember soll die ODEG mit neuen Zügen den Betrieb auf der Strecke von und nach Frankfurt (Oder) übernehmen. Allerdings sind viele Bahnsteige entlang der RE1 zu kurz. Die Zeit drängt und reicht wohl nur für eine Übergangslösung.

Seit drei Jahren steht fest, dass Ende 2022 auf der Strecke des Regionalexpress zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin der 20-Minuten-Takt mit neuen Zügen eingeführt wird. Seit drei Jahren ist auch bekannt, dass einige Bahnhöfe für die neuen Züge zu kurz sind. Sichtbar getan hat sich in der Sache bisher jedoch nichts - und möglicherweise läuft es auf eine Übergangslösung hinaus.

Neuer Betreiber mit längeren Zügen

Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (ODEG) hat bei Siemens 22 neue Züge bestellt, um diese ab Ende des Jahres auf der RE1-Linie fahren zu lassen. Diese Züge sind länger als die, die der aktuelle Streckenbetreiber Deutschen Bahn einsetzt, weil mit weiter steigenden Fahrgastzahlen gerechnet wird.

Die neuen Züge sind mindestens 157 Meter lang - und damit zu lang für manche Bahnhöfe. Oder anders gesehen: Die Bahnhöfe sind zu kurz für die Züge, die mehr Passagieren Platz bieten sollen. Seit drei Jahren ist das Problem bei der Deutschen Bahn, der die Bahnhöfe auch nach dem Betreiberwechsel gehören, bekannt.

Karte der kurzen Bahnhöfe in Oder-Spree | Quelle: rbb

Beim Fahrgastverband "Pro Bahn" sorgt das für Unverständnis. "Ich habe in mehreren Gremien, in denen wir vertreten sind - zum Beispiel ein Beirat des VBB - schon entsprechend nachgefragt, und wir haben immer die Aussage bekommen, dass alles rechtzeitig fertig wird", sagte Peter Cornelius von "Pro Bahn" dem rbb. "Momentan scheint es aber so, dass es vielleicht nicht rechtzeitig fertig wird."

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Bitte nicht die Türen vorne oder hinten benutzen

Zu kurz wären nach dem Betreiberwechsel die Bahnsteige in Fangschleuse, Hangelsberg, Berkenbrück, Jacobsdorf, Briesen und Pillgram im Landkreis Oder-Spree. Meist würden etwa zehn Meter fehlen. Das wäre so viel, dass an den neuen ODEG-Zügen hinten oder vorn eine Tür nicht geöffnet werden könnte.

Dass eine Tür nicht geöffnet werden kann, müsse das Eisenbahnbundesamt genehmigen. Die ODEG vertraut jedoch darauf, dass das nicht gemacht werden muss, sagt Geschäftsführer Roland Pauli: "Wie genau das abläuft, kann ich nicht beantworten. Das macht die DB Station & Service AG [Betreibergesellschaft der Verkehrsstationen am Streckennetz der Deutschen Bahn Netz AG, Anm.d.Red.] und liegt in deren Hoheitsgebiet. Sie haben uns aber versichert, dass dieses Projekt im Dezember dieses Jahres beendet ist. Es gibt auch fixierte Sperrpausen, wann das alles erfolgen soll, und das ist die Maßgabe unter der wir arbeiten. Wichtig ist, es ist am Ende ein Bahnsteig da, an dem alle Türen 'ranpassen, und dann können wir das Programm auch so bedienen, wie es ist."

Bahnsteige sollen pünktlich bereit sein - aber wie?

Die Deutsche Bahn lehnte eine Interview-Anfrage des rbb ab, antwortete aber schriftlich: "Ende August dieses Jahres beginnen die eigentlichen Bauarbeiten, die zum Jahresende 2022 abgeschlossen sein werden - pünktlich zum Fahrplanwechsel, wenn die längeren Züge erstmals zum Einsatz kommen." Wie die Bahnsteig-Verlängerung genau aussehen wird, konkretisierte die Bahn nicht. Für eine dauerhaft installierte Bahnsteig-Verlängerung wird es aufgrund des Zeitdrucks aber vermutlich nicht mehr reichen, spekuliert der Fahrgastverband.

Wahrscheinlicher ist an den betroffenen Bahnhöfen eine Übergangslösung aus Holz oder Stahl. Der Fahrgastverband "Pro Bahn" hält das für unzureichend, wie Peter Cornelius sagt. "Denn wenn wir unterstellen, dass dieser Holz-Bahnsteig mit Inbetriebnahme des Netzes am 12. Dezember freigegeben wird, ist ja auch ein bisschen Winter. Dann könnte es schneien und glatt sein. Das ist auch dem Holz-Bahnsteig aber wahrscheinlich noch schlechter als auf einem normalen Bahnsteig", sagt Cornelius. "Ich finde es unverständlich, und es ist wahrscheinlich auch für die Fahrgäste problematisch."

Update 20. Mai 2022: Inzwischen hat sich die Deutsche Bahn konkret zu der Bauweise der Bahnsteige geäußert. Ein Unternehmenssprecher teilte dem rbb schriftlich mit, dass "für die Verlängerung der Bahnsteige dasselbe Material verwendet wird, aus dem diese Bahnsteige auch heute schon bestehen, also Beton, Pflastersteine und Asphalt. Der Standard bleibt also hinsichtlich Trittsicherheit erhalten".

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.05.2022, 15:10 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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