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Audio: Antenne Brandenburg | 16.12.2022 | Michael Lietz | Quelle: rbb

Barnim

Ersatzteil-Engpässe führen zu häufigen Stillständen am Schiffshebewerk Niederfinow

Über zwei Monate ist das neue Schiffshebewerk in Betrieb. An fast zwei Wochen davon stand es still. Mal war etwas kaputt, mal musste nachjustiert werden. Ein großes Problem ist auch der Ersatzteil-Mangel. Vor der Winter-Wartung soll das Lager aufgefüllt werden.

Bei Temperaturen unter null Grad und strahlendem Sonnenschein treibt nur Eis den Oder-Havel-Kanal hinunter - ansonsten bewegt sich am Donnerstag am neuen Schiffshebewerk in Niederfinow (Barnim) nichts. Denn der Betrieb wurde eingestellt - mal wieder. Schiffe und Boote müssen auf das benachbarte, alte Hebewerk ausweichen.

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Wenn am Flussende ein Berg steht, müssen Kapitän und Besatzung an Land und zu Fuß weiter. Nicht so in Niederfinow. Hier, am Westrand des Oderbruchs, gibt's eine Lösung, für die der Kapitän nicht mal von Bord muss.

Stillstand wegen Lieferengpässen

Die Ursache steckt tief im Inneren der neuen Anlage. Dort muss die Elektronik ausgetauscht werden, heißt es vom zuständigen Wasserstraßen-Neubauamt. Das sollte eigentlich schon vor einem halben Jahr, und damit noch weit vor der Eröffnung, passieren, doch waren die nötigen Ersatzteile nicht zu bekommen, wie Aufsichtsingenieur Klaus Winter erklärt. "Dass, was der Bürger gerade in der Autoindustrie sieht, wenn er ewig auf sein neu bestelltes Auto wartet, ist hier eins zu eins dasselbe, mit den ganzen kleinen Bauteilen, die speziell für unsere Maschinen notwendig sind."

Das sei zwar ärgerlich, aber ansonsten ist Ingenieur Winter mit seinem Hebewerk zufrieden - eigentlich funktioniere das schon recht zuverlässig. "Kinderkrankheiten" gebe es nicht, der Koloss aus Stahlbeton verhalte sich genau so, wie vorausberechnet. Dass Bauteile kaputt gehen, wie kürzlich eine von vielen Bremsen, sei nun einmal so, wenn man vom Probe- und den Regelbetrieb gehe, sagte der Ingenieur. "Da kannst du noch so viel Qualitätssicherung durchführen. Bedingt durch die lange Bauzeit, sind Bauteile teilweise schon sechs bis sieben Jahre alt und so gut wie nie bewegt worden. Dass die jetzt möglicherweise aussteigen, ist nachvollziehbar."

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Reparatur in Stunden, Lieferung in Tagen

Seit der Einweihung vor zwei Monaten hat das neue Hebewerk insgesamt an zwölf Tagen stillgestanden. Zurückzuführen war das auf drei Störungen, bei denen Bauteile tatsächlich kaputtgegangen sind. Die Reparatur habe zwar jeweils nur wenige Stunden gedauert - dafür habe man oft tagelang auf Ersatzteile gewartet. "Es gibt aber noch einen zweiten Punkt und das ist die Gewährleistung", sagt Klaus Winter. "Wir können die Teile manchmal nicht selbst reparieren, sondern müssen auf die Fachfirmen warten, die uns diese speziellen Teile geliefert, beziehungsweise eingebaut haben." Allerdings stünden die Unternehmen auch nicht immer auf Abruf bereit.

Mit Vorrat in die Wartungsphase

Als Konsequenz aus den Lieferengpässen soll nun das das Ersatzteillager massiv aufgestockt werden. Vieles sei längst bestellt, mindestens die Hälfte aber noch nicht geliefert, erklärt Winter. Zeiten mit längerem Stillstand sollen so künftig vermieden werden. Vor allem, wenn im kommenden Januar die zweimonatige Winterreparatur am alten Hebewerk beginnt und dieses dann nicht mehr als Ausweichvariante zur Verfügung steht. Kohle-, Getreide- und Stahltransporte müssen dann durch den neuen Schiffsfahrstuhl.

Ersatzteil-Lager am Schiffshebewerk | Quelle: rbb

Erstmals soll der Kanal zwischen Stettin und Berlin auch im Winter geöffnet bleiben, sagt der Hebewerks-Leiter Jörg Schumacher. "Das neue Hebewerk wird in den zwei Monaten offen sein, es sei denn, wir haben einen größeren Kälteeinbruch, dass der Kanal wegen Eis gesperrt werden muss. Ansonsten gucken wir, wer da alles fahren möchte."

Auf eine längere Auszeit müssen sich hingegen Touristen einstellen. Zwar sind noch bis zum 6. Januar Besichtigungen der Anlage möglich. Danach ist aber erst einmal bis Anfang März die Winterpause.

Sendung: Antenne Brandenburg, 16.12.2022, 14:40 Uhr

Mit Material von Michael Lietz

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