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Audio: rbb24 Inforadio | 22.09.2022 | Phil Beng | Quelle: Patrick Pleul/dpa POOL

Sechs Monate Werk in Grünheide

Teslas Produktion nimmt nur langsam Fahrt auf

Vor genau einem halben Jahr feierte der US-Konzern mit dem sogenannten "Delivery Day" die Eröffnung seines E-Auto-Werks in Grünheide. Von seinem Ziel, dort jährlich 500.000 Fahrzeuge zu fertigen, ist Tesla aber noch weit entfernt. Von Phil Beng

Große Prominenz in der kleinen Speckgürtel-Gemeinde Grünheide: Am 22. März treffen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) auf Elon Musk, den umstrittenen Unternehmer aus Kalifornien.

Beim sogenannten Delivery Day übergibt der Tesla-Chef den ersten 30 Kunden ihre neuen Autos: die ersten in Europa gefertigten Teslas. Die Hoffnungen, die Politik und Konzern in das Werk stecken, sind groß: Mit einer halben Million E-Autos pro Jahr soll Tesla die E-Mobilitätswende in Deutschland ein gutes Stück voranbringen.

Werk in Grünheide

Tesla hält an Plänen für Batteriefabrik in Brandenburg fest

Tesla will die Batterie-Herstellung in den USA priorisieren. Zunächst war es unklar, was diese Pläne für die geplante Batterie-Fabrik in Grünheide bedeuten würden. Nun steht offenbar fest: Die Fabrik soll gebaut werden - und sogar schneller als geplant.

Tesla Grünheide läuft noch nicht unter Volllast

Sechs Monate später läuft die Fabrik in Grünheide allerdings längst noch nicht unter Volllast. Beobachter schätzen, dass aktuell rund 2.000 Teslas pro Woche vom Band rollen, ein gutes Fünftel der angestrebten Produktionskapazität. Noch im Juni hatte das Unternehmen erklärt, die Marke von 1.000 Fahrzeugen pro Woche geknackt zu haben. Sollte die Schlagzahl im Tesla-Werk kontinuierlich weiterwachsen, könnte man Ende 2023 das Produktionsziel erreichen.

Die Gründe dafür, warum die Tesla-Fabrik noch nicht das angekündigte Produktionsziel erreicht hat, sind bisher nicht öffentlich bekannt. Mit Informationen über das eigene Unternehmen geht der US-Elektroauto-Hersteller sparsam um. Es liegt aber nahe, dass ein Werk dieser Größe nicht innerhalb kurzer Zeit hochgefahren werden kann. Denn einerseits wurden noch nicht alle vorgesehenen Mitarbeiter eingestellt. Andererseits hat das Unternehmen noch nicht alle Baumaßnahmen an der Fabrik abgeschlossen. Auch in der Fabrik im US-amerikanischen Texas hat es rund vier Monate gedauert, ehe man bei 1.000 produzierten Autos pro Woche angekommen war. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (DPA) will Tesla bis zum ersten Quartal 2023 5.000 Autos pro Woche in Grünheide bauen.

Auch wenn noch nicht alle an Bord sind: Die Belegschaft in Grünheide wächst schnell. Von den 12.000 Mitarbeitern, die Tesla hier anstellen will, sollen bisher gut 7.000 ihren Job angetreten haben. Das schätzen die IG Metall und das Brandenburger Wirtschaftsministerium. Damit wäre Tesla schon jetzt einer der größten privaten Arbeitgeber in Brandenburg, vergleichbar etwa mit dem Braunkohlkonzern Leag in der Lausitz.

Interview | Wirtschaftswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer

"Elon Musk wird versuchen, die holprige Produktion zu verbessern"

Tesla hat im zweiten Quartal des Jahres einen Gewinn von umgerechnet rund 2,25 Milliarden Euro erzielt. Das ist doppelt so viel wie im Vorjahresquartal, lag aber unter den Erwartungen von Analysten. Der Wirtschaftswissenschaftler Ferdinand Dudenhöffer erklärt die Gründe für diese Entwicklung.

Weitere Rodungen geplant

Doch während der US-Elektroautobauer seine Grünheider Fabrik langsam hochfährt, sind schon erste Erweiterungsschritte geplant. In einem Waldstück direkt östlich des aktuellen Betriebsareals will Tesla Logistikflächen schaffen: Lagerhallen, Parkplätze und ein Güterbahnhof sollen hier entstehen. Mehr Lagerflächen bedeuten, dass Tesla mit seiner Produktion weniger abhängig von internationalen Lieferketten wäre. Dafür müssten 100 Hektar Kiefernforst gerodet werden.

Umweltverbände und die Bürgerinitiative Grünheide, die die Tesla-Ansiedlung schon lange kritisch begleiten, können diesen Plänen nichts abgewinnen. Sie zeigen sich besorgt um Naturräume und das benachbarte Trinkwasserschutzgebiet.

Kampf mit der Gemeinde geht weiter

Abgesehen von Umweltbedenken steht Tesla mit seinen Expansionsplänen aber noch vor ganz anderen Hürden: Für das noch bewaldete Gelände zwischen Tesla-Areal und der Landstraße L23 gibt es keinen Bebauungsplan. Der Grünheider Hauptausschuss hatte zwar bereits im Juni abgenickt, die die nötigen Verfahren zur Erstellung eines B-Plans einzuleiten. Doch auch die Gemeindevertretung müsste zustimmen. Zur Abstimmung kam es in der letzten Sitzung der Gemeindevertreterversammlung nicht – und auch für den nächstmöglichen Termin am 29. September steht das Thema nicht auf der Tagesordnung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 22.09.2022, 7:12 Uhr

Beitrag von Phil Beng

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