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Quelle: rbb/Sebastian Schneider

Rohrdommelweg in Berlin-Britz

Da steht ein Ei in der Flur

Einmal kräftig in einen bauchigen Tonkrug pusten. So in etwa lässt sich der Ruf männlicher Rohrdommeln beschreiben. Des dumpfen, monotonen Tons wegen wird der Vogel auch gern zum Rindvieh gemacht. Als Riedochse, Wasserochse, Mooskuh kennt der Volksmund das Tier. Der Nabu spricht vom Moorochsen [mecklenburg-vorpommern.nabu.de]. Der olle Goethe fand den Vogelruf offenbar so schön melodisch und schaurig, dass er mit ihm den Besuch von Faust und Mephisto auf dem Blocksberg untermalte.

Der Vogel, etwas größer als ein Haushuhn, mit fleckigem grau-braunem Gefieder, grünen Staksbeinen und einem pfeilspitzen Schnabel fühlt sich besonders in feuchten Röhricht- oder Schilffeldern wohl. Also Orten, die in Deutschland seit Hunderten von Jahren trockengelegt, bewirtschaftetet oder zugebaut werden. In Berlin sollen heute noch etwa 20 Exemplare leben, in Brandenburg sind es einige mehr.

Quelle: Imagebroker/Horst Jegen

Immerhin wird dem Vogel in Berlin mit einem kleinen Weg gedacht. Am Sportbad Britz vorbei schlängelt sich der Rohrdommelweg zum Eingang einer Kleingartenkolonie. Gut zu erkennen durch ein Ei; so groß, dass ein Bär seinen Winterschlaf drinnen halten könnte. 2018 hat das Grünflächenamt Neukölln das Ei austellen lassen, um an die Rohrdommel und andere Vögel zu erinnern, denen die Wege im Kiez ihre Namen verdanken.

"Land Art" seien das Ei und die nestartige Benjeshecke. Zukünftig soll das Nest noch weiter durch Schnittgut von der Baumpflege aufgefüllt werden. Rund herum soll eine Wilblumenwiese ausgesät werden, heißt es. Der Rohrdommel wäre das wieder-naturierte Kleinod wahrscheinlich dennoch noch zu trocken.

Aber vielleicht setzen sich ja ein paar Vogelfreunde mit einem bauchigen Tonkrug vor das Ei. Mit kurzen, kräftigen, dumpfen Pustern und geschlossenen Augen kann man sich den Moorochsen zumindest vorstellen.

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