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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 06.09.2022 | Jakub Paczkowski | Quelle: Sabine Kramm/rbb

Wellness-Tempel und die Energiekrise

Thermen in Brandenburg bleiben beheizt, aber Sparmaßnahmen laufen

Thermen wie im Spreewald oder Templin ziehen jährlich Tausende Besucher an. Angesichts von steigenden Kosten wird allerdings auch der Betrieb der Energie-intensiven Häuser teurer. Einige Bereiche müssen deshalb geschlossen werden.

Wenn Energiekosten steigen, spüren das energieintensive Einrichtungen wie Thermen in Brandenburg besonders. Aktuell müsste zum Beispiel die Spreewald-Therme in Burg (Spree-Neiße) nach eigenen Angaben 14 Mal mehr für das Erdgas zum Heizen bezahlen als beim vorigen Vertragsabschluss. "Das ist natürlich schon der Wahnsinn", sagte Sprecherin Kristin Leo dem rbb. Noch würden die Vorräte ausreichen, doch wie lange - und in welchem Rhythmus ein neuer Vertrag abgeschlossen wird -, wolle sie nicht sagen.

Blick in die Spreewaldtherme | Quelle: rbb/Jahn

Höhere Eintrittspreise, gleichbleibende Temperatur

Zurzeit sei die Therme noch abhängig vom Gas, sagte Leo weiter. Damit würden die sechs Innenbadebecken, sieben Saunen, Dampfbäder, die Warmluft im Innenbereich und ein Außenbadebecken beheizt, auf das 30 Prozent der Energie verwendet würden. Sollte es hart auf hart kommen, werde der Außenbereich geschlossen.

Wegen der steigenden Energiekosten hat die Therme bereits die Eintrittspreise erhöht. Gäste zahlen seit September in jedem Tarif zwei Euro mehr. "Alles kann man natürlich nicht auf die Gäste umlegen, das geht bei dieser Preissteigerung gar nicht", so die Sprecherin. Die Temperatur von Wasser oder anderen Bereichen senken wolle man aber auf keinen Fall.

Viel mehr setzt die Therme nach eigenen Angaben auf erneuerbare Energien. Zurzeit werde eine Photovoltaikanlage auf das Dach des dazugehörigen Hotels neben der Therme installiert. Die Bauarbeiten seien fast abgeschlossen, danach soll laut der Sprecherin auch eine Anlage auf dem Thermendach kommen. "Es wird aktuell auch eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, dass man komplett vom Erdgas weg kommt - dass es vielleicht nächsten Winter soweit sein kann." Schon jetzt werde die Abwärme des Blockheizkraftwerkes der Therme dafür genutzt, Wasser und Luft zu beheizen.

Vom Entlastungspaket enttäuscht

Das von der Bundesregierung beschlossene Entlastungspaket bringt für die Betreiber der Therme laut der Sprecherin Kristin Leo keine Entspannung. "Da sind wir schon ein bisschen traurig und hoffen, dass auch noch etwas für die Dienstleistungsbranche kommt."

An dieser würden sehr viele Arbeitsplätze hängen. In der Spreewald-Therme seien es 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schon während der Corona-Pandemie sei es schwer für die Therme gewesen. Insgesamt neun Monate lang sei sie geschlossen gewesen. "Wir hoffen natürlich, dass das nicht mehr passieren wird, aber dass man auch irgendwie Unterstützung bekommt, dass die Dienstleistungsbranche nicht vergessen wird", so Leo.

Tourismusfaktor für die Region

Seit Herbst 2005 gibt es die Spreewald-Therme in Burg. Auch durch sie habe sich der Tourismus im Spreewald weiterentwickelt, sagte René Loichen, der für das Tourismus-Marketing in Burg zuständig ist. "2007 hatte Burg 342.000 gewerbliche Übernachtungen, 2019 waren es 574.000. Da sieht man auch die Entwicklung, die der Ort genommen hat."

Seit 2015 gebe es eine intensive Kampagne, die den Winter in den Fokus nimmt, "um ein Ganzjahres-Geschäft möglich zu machen." Loichen bleibt nach eigenen Angaben zuversichtlich, dass die kommende Wintersaison gute Einnahmen bringen wird - auch, wenn einige Gäste genauer auf das Geld schauen müssen.

Treffen des Bundeskanzlers mit Ministerpräsidenten

Brandenburg will Beitrag zur Energie-Sicherheit leisten

Es sei ein gutes Gespräch gewesen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz nach dem Treffen mit den ostdeutschen Ministerpräsidenten der Kohle-Länder Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Es habe viel Einigkeit und Zuversicht gegeben.

Naturtherme Templin gegen Temperaturabsenkung

In Templin (Uckermark) wollten die Betreiber der Naturtherme nach zwei Corona-Jahren und drei Monaten Umbauzeit von April bis Juni jetzt wieder durchstarten. Insgesamt 16.000 Gäste kamen im Juli und August. Damit sei man durchaus zufrieden, hieß es. Doch die Energiekrise wirft ihre Schatten und es werde aktuell über den Betrieb im kommenden Winter diskutiert.

"Wenn man merklich das Angebot reduziert, in den Becken oder den Saunen etwa die Temperatur runternimmt, wird man auch weniger Gäste haben", sagte Ernst Volkhard, der Geschäftsführer der Therme. "Wir verkaufen Wärme, Wohlfühlen und Entspannen. Wir brauchen auch die Gästeanzahl." Deshalb sei es wenig hilfreich, die Temperatur symbolisch um zwei Grad abzusenken.

Voraussicht sichert kommende Monate

Es sei eine große Herausforderung, solch ein Gebäude und das Wasser warm zu halten, sagte Volkhard weiter. Die Naturtherme hat seinen Angaben zufolge eine Fläche von knapp 9.500 Quadratmetern.

Das Herz der Anlage befinde sich mit einem Blockheizkraftwerk im Keller des Hauses. "Dort erzeugen wir Strom und nutzen die Abwärme für das Gebäude", sagte Volkhard. Die Technik sei fortschrittlich, werde aber mit Gas betrieben. "Sollte eine Mangellage eintreten, wird es schwierig." Gas sei vorausschauend eingekauft worden, sodass weit über den nächsten Jahresbeginn arbeiten könne. Der Blick auf gestiegene Preise werde aber mit Sorge verfolgt. Als Notfallreserve gebe es einen Öl-Tank. Dadurch könne der Betrieb für mindestens 30 Tage garantiert werden, sagte der Geschäftsführer.

Marketingmitarbeiterin Anne Splinter und Geschäftsführer Ernst Volkhardt im Templiner Keller | Quelle: Sabine Kramm/rbb

Eine Erhöhung der Eintrittspreise für die Besucher ist den Angaben zufolge in diesem Jahr nicht geplant. "Stand heute auch nicht für nächstes Jahr", sagte Volkhard. "Aber wir gehen gerade in die Wirtschaftsplanung für die nächsten Jahre und ich kann das nicht versprechen. Wir müssen schauen, wie sich die Lage am Energie-Markt entwickelt und wir den Preis noch halten können."

Kürzere Öffnungszeiten seien ebenfalls keine Lösung. "Wir können die Becken nicht runterkühlen, nur weil wir kürzer geöffnet haben", sagte Volkhard. Dennoch seien erste Sparmaßnahmen bereits getroffen worden: Ein Dampfbad und eine Sauna seien gerade geschlossen.

Tropical Islands setzt auf Einsparungen ohne Auswirkungen für Gäste

Das Tropical Islands in Briesen (Dahme-Spreewald) will die nötigen Einsparungsmaßnahmen nach eigenen Angaben ebenfalls von den Besucherinnen und Besuchern fernhalten. So solle die Lufttemperatur in der Halle unangetastet bleiben und auch die Wassertemperaturen in den Hallenbecken unverändert bei 28 Grad (Südsee) und 32 Grad (Lagune) liegen, teilte Sprecher Matthias Möller rbb|24 auf Nachfrage mit. Das Ganzjahresbecken im Außenbereich solle "auf gemäßigte 25 Grad" eingestellt werden.

Vielmehr wolle man Energie durch "Anpassungen, die keine direkten Auswirkungen auf das Angebot für unsere Gäste haben" einsparen. "So wurden beispielsweise einzelne Büros zu Gemeinschaften zusammengelegt oder die Flurbeleuchtungen reduziert", sagte Möller.

Laut dem Sprecher sind die Schritte im Tropical Islands "freiwillig und ohne Vorgabe seitens der Behörden erfolgt". Derzeit seien darüber hinaus keine weiteren Maßnahmen vorgesehen, man beobachte den Energiemarkt aber und behalte sich "mögliche Maßnahmen vor, sofern wir behördliche Vorgaben erhalten oder die langfristige Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gefährdet sein sollte."

Preissprung nach Lieferstopp

Der vorläufige Lieferstopp Russlands über die Pipeline Nord Stream 1 hatte den europäischen Gaspreis am Montag nach oben schnellen lassen [tagesschau.de]. Der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas ist um etwa 72,50 Euro auf 281 Euro je Megawattstunde gesprungen. Das waren rund 35 Prozent mehr als am Freitag. Der TTF-Kontrakt wird häufig als Richtschnur für das europäische Preisniveau verwendet.

Von 150 auf bis zu 2.000 Landungen pro Jahr

Panketaler klagen gegen Pläne des Berliner Luftrettungsstützpunktes in Buch

Die Pläne für einen weiteren Standort der Berliner Luftrettungsstaffel in Buch sorgen weiterhin für Streit. Anwohner in Panketal fürchten den Lärm der Hubschrauber und verweisen auf womöglich falsche Unterlagen.

Als Grund dafür, dass Russland seine Erdgaslieferungen über Nord Stream 1 bis auf Weiteres ruhen lässt, gab der Konzern Gazprom am Wochenende technische Probleme an. Es wird aber vermutet, dass Russland den Westen im Ukraine-Konflikt noch mehr unter Druck setzen will.

Dagegen waren die Erdgaspreise in der vergangenen Woche spürbar gefallen. Auslöser war, dass die Erdgasspeicher in Europa schneller als geplant gefüllt werden. In den Monaten zuvor waren die Preise jedoch sehr stark gestiegen. Ende 2021 hatte Erdgas noch weniger als 100 Euro pro Kilowattstunde gekostet.

Mit Informationen von Josefine Jahn, Jakub Paczkowski und Sabine Kramm

Sendung: Antenne Brandenburg, 05.09.2022, 16:40 Uhr

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