rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 22.09.2022 | Quelle: dpa

Schutz vor Pleitewelle

Brandenburger Kliniken fordern vom Bund schnelle Nothilfe

Vielen der 66 Krankenhäuser in Brandenburg drohen in den kommenden Wochen enorme finanzielle Probleme. Die Landeskrankenhausgesellschaft warnt vor Pleiten, sollte der Bund nicht rasch handeln.

Die Brandenburger Landeskrankenhausgesellschaft warnt vor weitreichenden Zahlungsausfällen in Kliniken im Land, falls der Bund angesichts der Kostensteigerung keine schnelle Nothilfe leistet.

In diesem Jahr noch drohten Liquiditätsengpässe bei dem ein oder anderen Krankenhaus, dies werde sich aber vor allem im kommenden Jahr zeigen, sagte der Vorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg (LKB), Detlef Troppens, am Donnerstag bei rbb24 Brandenburg aktuell.

Inflation und Energiekrise

Berliner Krankenhäuser fordern Rettungsschirm wegen steigender Kosten

Die aktuell schnell steigenden Energiepreise sowie die allgemeine starke Preissteigerung setzen Krankenhäuser enorm unter Kostendruck. Berliner Betreiber fordern, dass schnell ein Rettungsschirm aufgesetzt wird.

Auch Ministerin Nonnemacher fordert Bundeshilfen

Energiekrise und Inflation, aber auch schwer stemmbare Investitionen gefährdeten die Kliniken. "Kurzfristig brauchen wir einen Inflationsausgleich, damit es nächstes Jahr nicht zur Pleitewelle kommt", so Troppens. Der Bund müsse für dieses Jahr einen Zuschuss geben, um die Betriebskosten der Häuser abzufedern. "Ansonsten können die Krankenhäuser ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Wir brauchen neben der Nothilfe aber auch eine grundsätzliche Reform des Finanzierungssystems", betonte Troppens zugleich.

Das Land Brandenburg könne nur bei den Investitionen unterstützen, fügte er hinzu. Die zugesagten 82 Millionen Euro der Landesregierung seien "besser als nichts", reichten aber bei weitem nicht aus, um die Krankenhäuser gegen die Inflation zu wappnen. Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagte am Donnerstag, der Bund müsse sehr schnell helfen.

Insolvenzfall in Spremberg - Investitionsstau in Potsdam

Es gibt bereits einen ersten Fall von Zahlungsunfähigkeit in Brandenburgs Krankenhausgesellschaft: Das Krankenhaus Spremberg (Kreis Spree-Neiße), das nach Ministeriumsangaben um die 130 Betten hat, beantragte vor etwa zehn Tagen eine Planinsolvenz als Schutzschirmverfahren. Damit soll die Möglichkeit einer Unternehmenssanierung gegeben sein. Die Krankenhausgesellschaft und auch Nonnemacher äußerten sich nicht zur Frage, ob bereits weitere Kliniken Insolvenz beantragt haben.

Besonders deutlich wird derweil der Investitionsstau im Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam. Wie der Leiter der Haustechnik, Thomas Schuder, in rbb24 Brandenburg aktuell erklärte, müsse besonders das Bettenhaus C dringend saniert werden. Würden hier beispielsweise die veralteten und oft undichten Fenster sowie die Fassade erneuert, könnten hier über 40 Prozent der Energiekosten eingespart werden, so Schuder.

Energetisch saniert wurden im Bergmann-Klinikum bislang nur neun der insgesamt 37 Gebäude. Wären alle saniert, könnten rund 1,5 Millionen Euro Energiekosten im Jahr gespart werden, so Schuder. Doch für solche Investitionen fehlt dem Klinikum das Geld.

Konzept vorgelegt

Krankenhaus Spremberg soll wegen Geldnot umstrukturiert werden

Lauterbach hat Hilfen angekündigt

In Brandenburg gibt es dem Gesundheitsministerium zufolge 66 Krankenhaus-Standorte. Bundesweit schrieben bereits 2021 viele Kliniken nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft rote Zahlen. Auch über akuten Personalmangel und Auswirkungen der Corona-Pandemie klagt die Gesundheitsbranche.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte vor zwei Wochen ein Hilfspaket für die Kliniken wegen der stark gestiegenen Betriebskosten an. Dafür sollten in den nächsten Wochen konkrete Vorschläge vorgelegt und mit den Ländern beschlossen werden.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22. September 2022, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen