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Audio: Antenne Brandenburg | 03.04.2023 | Robin Marienfeld | Quelle: dpa/Patrick Pleul

Saisonbeginn

"Ohne Folie lässt sich kein marktfähiger Spargel erzeugen"

Spargel gilt als traditioneller Frühlingsbote auf dem Teller, doch in Brandenburg wird die Anbaufläche kleiner. Landwirte kämpfen mit höheren Kosten und Unwägbarkeiten bei der Kauflust. Zum Saisonstart gibt es aber auch Zuversicht.

Auf den Feldern haben Erntehelfer die ersten Spargel-Stangen gestochen. Doch zum bevorstehenden Osterfest dürfte es das heimische Gemüse, das Wärme und Sonne braucht, erst in kleinen Mengen geben.

Die Spargelbauer in Brandenburg blicken seit Tagen erwartungsvoll auf die Wetterprognose: Sonniges Frühlingswetter mit 15 bis 20 Grad ist optimal für den Spargel. "Wir werden vor Ostern noch zu wenig Spargel haben", schätzt der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Jürgen Jakobs. In der bis Juni dauernden Saison rechnet er aber mit einer guten Ernte. Spargel aus Beelitz, größtes Anbaugebiet in Brandenburg südwestlich von Berlin und Potsdam mit langer Tradition, ist auch im Einzelhandel breit vertreten.

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Der Spreewald ist bekannt für sein Gemüse: Nicht nur Gurken, auch Tomaten, Spargel und Kartoffeln werden hier angebaut. Doch die Anbauflächen gehen zurück, viele Bauern können sich den Anbau nicht mehr leisten. Zwei Beispiele aus Burg und Göritz.

"Wir waren eigentlich auch die großen Corona-Gewinner"

Das vergangene Jahr lief Jakobs zufolge jedoch eher schlecht für die Spargel-Bauern: "2022 war von extremer Kaufzurückhaltung geprägt." In den Läden blieb nach Verbandsangaben deutscher Spargel liegen. Kunden waren in der Energiekrise verunsichert, griffen vielleicht zum preiswerteren Spargel aus dem Ausland. 2022 hätten die meisten Betriebe nicht mit einem Gewinn abgeschlossen, meinte Jakobs.

Der Deutsche Bauernverband äußerte jüngst gar die Sorge, deutscher Spargel könne wegen der billigeren Importware eines Tages von den Feldern verschwinden. Klar scheint bislang: In Brandenburg zumindest wird die Anbaufläche kleiner. "Einige Bauern sagten, wir gehen aus der Produktion raus", schilderte der Vorsitzende des Beelitzer Spargelvereins, Jürgen Jakobs, die Situation.

Auch Malte Voigts, Geschäftsführer des Spargelhofes in der Kleinstadt Kremmen, will zwar seine Fläche für den Ertrag von derzeit etwa 180 Hektar auf 150 bis 120 Hektar verkleinern, zeigt sich aber für das am 1. April gestartete Spargel-Geschäft optimistisch. "Wir waren eigentlich auch die großen Corona-Gewinner", sagte er und erinnerte an die Zeit, in der wegen der Corona-Einschränkungen mehr Menschen zu Hause mit frischen Zutaten kochten.

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Brandenburg bundesweit auf Platz drei

Spargel als heimisches Frühlingsgemüse, gewissermaßen deutsches Kulturgut, sieht Malte Voigts vom Spargelhof Kremmen im Landkreis Oberhavel nicht in Gefahr. Er blicke gut gelaunt auf den Saisonstart, auch wenn die Verbraucher in diesem Jahr womöglich beim Konsum sparen könnten, sagt er. Brandenburg steht im bundesweiten Vergleich auch nicht schlecht da: Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes war Brandenburg bei der Spargel-Ernte mit 18.700 Tonnen bundesweit auf Platz drei - nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Steigen etwa wegen höherer Produktionskosten und aufgrund des gesetzlichen Mindestlohns von 12 Euro, der für die Erntehelfer in dieser Saison zu Buche schlägt, auch die Preise im Verkauf kräftig? "Das schlägt schon ins Kontor", sagte Jakobs zu Lohnsteigerungen von bis zu 25 Prozent. Griechischer oder spanischer Spargel etwa sei günstiger zu produzieren. "Aber wir versuchen, die alten Preise zu halten." Eine gute Sorte koste im Verkauf zwölf bis 15 Euro je Kilo.

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Spargel-Experte Voigts aus Kremmen nennt für sein Sortiment mit unterschiedlicher Qualität eine Preisspanne von sechs bis 16 Euro - das sei das Vorjahresniveau. Die Erhöhung des Mindestlohns für seine rund 250 Erntehelfer aus Polen und Rumänien versuche er etwa mit Effizienzsteigerungen und jüngeren Spargel-Kulturen auf den Feldern wettzumachen.

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Im kommenden Jahr könnte es in Brandenburg deutlich weniger Anbauflächen für Spargel geben als zuletzt. Gestiegene Kosten und eine lahmende Nachfrage haben im vergangenen Jahr die Spargelhöfe belastet.

Bei Naturschützern in der Kritik

Damit der Spargel früh aus dem sandigen Boden sprießt, wächst er in der rund dreimonatigen Saison fast überall unter Plastik. Mit den Folien, die bei Naturschützern wegen des Artenschutzes umstritten sind, lässt sich die Temperatur im Spargeldamm beeinflussen und so eine schnellere Ernte hervorbringen. "Ohne Folie lässt sich kein marktfähiger Spargel erzeugen", meinte Jakobs. Der Preis würde weit höher liegen, zudem würden sich die Spargelspitzen ohne Abdeckung grün oder blau färben, was der Verbraucher wiederum verschmähe.

Auch Geschäftsführer Malte Voigts nennt Vorteile der Folie, die etwa acht bis zehn Jahre halte. Er könne zum Beispiel auf Herbizide gegen Unkraut verzichten, zudem lasse sich Wasser sparen. Doch die Meinungen gehen auseinander.

In Brandenburg an der Havel tobte ein heftiger Streit zwischen Bauern und Naturschützern wegen der Folien in einem Vogelschutzgebiet. Spargelbauer Scharkowski in Südbrandenburg mit einer vergleichsweise sehr kleinen Fläche von knapp zehn Hektar schwört auf folienfreien Anbau auch als Alleinstellungsmerkmal, wie er sagte. "Viele Kunden kommen gerade deshalb zu uns." Den ersten Spargel kann er in einigen Wochen ernten. "Wir hoffen auf Ende April, Anfang Mai."

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 02.04.2023, 19.30 Uhr

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