rbb24
  1. rbb|24
  2. Kultur
Audio: rbb|24 | 25.12.2022 | Lasse Matthiesen | Quelle: privat

#musikistkeinhobby | Lasse Matthiesen

"Eigentlich musst Du jedes Jahr neue Songs herausbringen"

Lasse Matthiesen wurde als Fünfjähriger von seinem Vater mit zu dessen Jazzkonzerten genommen. Und schlief manchmal unter dem Klavier ein. Heute produziert er erfolgreich monumentale Musik und pendelt zwischen Berlin und Kopenhagen. Von Hendrik Schröder und Christoph Schrag

In der rbb|24-Reihe #musikistkeinhobby treffen Hendrik Schröder und Christoph Schrag Musiker:innen aus der Region, die gerade auf dem Sprung nach oben sind - und ihre ganz besondere Message und Geschichte erzählen.

Gebürtig komme ich aus Kopenhagen. In Berlin bin ich wegen des Studiums gelandet, Politik und Soziologie habe ich hier studiert. Mein Vater hat immer darauf bestanden, dass ich neben der Musik noch etwas anderes lerne.

In Kopenhagen habe ich im Kinderchor gesungen und Schlagzeug gespielt. Mein Vater ist Jazz-Schlagzeuger. Er hat mich als kleines Kind schon mit zu seinen Konzerten genommen. Ich bin da ab und zu unter seinem Klavier eingeschlafen. Das war eine sehr schöne und prägende Zeit. Ich habe da auch viele Jazzgrößen kennengelernt. Heute würde das aus Jugendschutzgründen wahrscheinlich gar nicht mehr gehen.

Konzertkritik | Mia im Huxleys

"Mein Herz tanzt" – endlich wieder

Heimspiel für die Berliner Band Mia: Nach mehr als zwei Jahren pandemiebedingter Tour-Pause waren sie am Donnerstagabend im Huxleys in Neukölln zu Gast. Auch für das Publikum war es wie ein Nachhausekommen. Von Magdalena Bienert

Dann doch alles auf die Musik

Bevor ich mich also voll der Musik verschrieben hatte, habe ich nach dem Studium eine Weile im Quartiersmanagement als Soziologe gearbeitet. Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich mich voll auf die Musik konzentrieren muss, wenn daraus ernsthaft was werden soll.

Anfangs habe ich alle Auftritte gespielt, die ich irgendwie bekommen konnte. Aber nach und nach ist die Infrastruktur um mich herum gewachsen. Am Anfang habe ich vor allem Singer-Songwriter und Folk-Zeug gespielt und war in dieser Szene viel unterwegs. Weil es da relativ einfach war, viele Auftritte zu spielen, nur ich und die Gitarre. Da konnte man auch in Wohnzimmern auftreten. Bis ich im ZDF mal live spielen durfte, dann wurde das Interesse plötzlich größer, sowohl von den Fans, als auch von den Plattenfirmen. Diese Zeit vermisse ich ein bisschen, wo man ganz alleine unterwegs sein konnte.

Mut zum Monumentalen

Aber ich mache jetzt einfach nicht mehr die Musik, die dazu passt. Mittlerweile spiele ich groß aufgebaute Elektronikmusik. Nur ich und ein Drummer. Monumentale Musik. Ich brauche es einfach, mich selbst herauszufordern.

Ich habe früher immer alle Songs selbst produziert und geschrieben und hätte eigentlich mal jemanden gebraucht, der mich ein bisschen berät und sagt: 'Hey, das ist langweilig' oder: 'Mach das doch mal so und so'. Ich habe immer diese großen Songs von anderen Künstlern gehört und dachte: Das will ich auch.

Aber den Weg dahin zu schaffen, da habe ich wirklich ein bisschen Hilfe gebraucht. Deswegen habe ich angefangen mit ganz vielen anderen Leute Musik zu machen und das hat mich sehr weitergebracht. Jetzt habe ich es geschafft, diese Singer Songwriter Sache auch mal loszulassen und monumentale Sounds zu produzieren.

Unabhängigkeit ist wichtig

Mein erstes Album habe ich 2007 gemacht, seitdem lebe ich eigentlich als unabhängiger Musiker. Also ohne Sponsoring oder große Industrie im Rücken. Anfangs war das natürlich aus der Not heraus. Weil sich die Labels nicht für mich interessiert haben, habe ich die Sachen halt selbst herausgebracht.

Konzertkritik | Kae Tempest im Admiralspalast 

"Do what the fuck you want"

Kae Tempest aus London rappt, schreibt Bücher und hat in diesem Jahr eine viel beachtete neue Platte rausgebracht. Am Donnerstag war Tempest mit einer beeindruckenden Live-Performance im Berliner Admiralspalast. Von Hendrik Schröder

Dabei habe ich dann gemerkt, dass ich diese komplette Autonomie elementar wichtig finde. Auch als später größere Firmen angeklopft haben, habe ich mich dagegen entschieden. Ich habe eine kleine unabhängige Bookingfirma und einen kleinen Verlag, den Rest mache ich selbst. Ich brauche einfach diese Möglichkeit, am Ende immer alles selbst entscheiden zu können. Das heißt natürlich auch, dass dir niemand einen Vorschuss zahlt und man alles selbst vorfinanzieren muss, bevo wieder Einnahmen reinkommen.

Wenn jetzt ein tolles Label käme, mit tollen Bedingungen, dann würde ich das bestimmt überlegen. Aber eigentlich brauche ich das nicht. Ich kann von der Musik auch derzeit einigermaßen leben. Aber es ist natürlich immer die Frage, wie lange das noch funktioniert. Die meisten Einkünfte kommen ja über die Konzerte, über das Streaming verdient man nur sehr wenig. Du musst heutzutage einfach ständig was veröffentlichen, wenn Du Erfolg haben willst. Eigentlich musst Du jedes Jahr neue Songs herausbringen. Und dafür braucht man einfach Zeit.

Lieder auf dem Kinderklavier und große Deutschlandtour

"Dreams don't make noise" heißt mein neues Album. Den ersten Song darauf spiele ich auf einem kleinen Spielzeugklavier. Das wurde bis 1970 gebaut, dann ist die Fabrik abgebrannt. Ich habe es auf einem Dachboden gefunden, bei Ebay ist das mittlerweile ein richtig teures Sammlerstück. Und manchmal ist es wirklich magisch, wenn du ein neues Instrument ausprobierst, so wie ich das Kinderklavier, dann fliegen dir neue Songs und Sounds nur so zu.

Dann muss man gar nichts machen, das passiert einfach. Gerade war ich mit dem neuen Album ein paar Wochen auf Deutschlandtour, das war großartig. Im Januar fliege ich dann nach Stockholm, um da neue Songs aufzunehmen. Im Frühjahr wird es dann schon wieder neues Material von mir geben.

Sendung: rbb|24, 25.12.2022, 10:00 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder und Christoph Schrag

Artikel im mobilen Angebot lesen