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Audio: rbb24 Inforadio | 25.04.2022 | Ann Kristin Schenten | Quelle: dpa/Jens Krick

Berliner CDU moniert Ladenschließungen

Autofreie Friedrichstraße weiter in der Kritik

Die Kritik am Projekt "autofreie Friedrichstraße" reißt nicht ab. Die Berliner CDU-Fraktion hat Verkehrs- und Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) vorgeworfen, falschen Konzepten nachzuhängen.

"Die sogenannte Flaniermeile mit Radautobahn hat der Friedrichstraße weit mehr geschadet als genutzt", monierte der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Christian Gräff, am Dienstag. "Der Einbruch der Kundenzahlen und viele Ladenschließungen zwingen zum Umdenken." Das Modellvorhaben sei gescheitert und müsse endlich beendet werden.

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Oliver Friederici, sagte, es sei ein Geburtsfehler gewesen, die Friedrichstraße nur aus Sicht des Radverkehrs zu denken.

Auswertung des Senats am Montag

Die von den Grünen geführte Senatsverkehrsverwaltung und der Bezirk Mitte hatten das Projekt 2021 als Erfolg gewertet. Am kommenden Montag will Jarasch die komplette Auswertung des Verkehrsversuchs vorstellen.

Die Verkehrssenatorin bestätigte Ende März, dass auch sie von den Geschäftsleuten in der Straße gehört habe, dass sie weniger Kunden hätten. Sie möchte das Versuchsprojekt deshalb verändern und nicht abschaffen: "Es ist immer klar gewesen, dass das zunächst ein Versuch ist." Ihr Ziel sei insbesondere, die Aufenthaltsqualität für Fußgängerinnen und Fußgänger zu erhöhen. "Die jetzige Umsetzung gibt noch keine Flaniermeile her", merkte die Grünen-Politikerin kritisch an.

Im Bereich des jetzigen Verkehrsversuchs soll die Straße laut Jarasch weiterhin autofrei bleiben. Geplant sei außerdem ein Gestaltungswettbewerb für die Friedrichstraße und die nahe Umgebung.

Widersprüchliche GPS-Daten

Die im März gegründete Interessenvereinigung "Rettet die Friedrichstraße" hatte am Montag die Ergebnisse einer Analyse von GPS-Daten von Smartphones (Daten von Placesense) vorgestellt. Diese sagen aus, dass die Friedrichstraße im Vergleich zur Zeit vor dem Beginn des Verkehrsversuchs im August 2020 im entsprechenden Bereich an Besuchern verloren habe. Die CDU-Fraktion stützte ihre Kritik an dem Projekt auch auf diese Daten.

Doch auch wenn bei dieser GPS-Auswertung nur die Gehwege berücksichtigt worden sein sollen, gibt es an der Aussagekraft Zweifel. Stefan Lehmkühler, Aktivist von Changing Cities und Grüne-Politiker, kritisiert, dass sich Geo-Daten gar nicht metergenau auswerten ließen. "Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass in den Zahlen vor der Sperrung auch Autofahrer enthalten sind." Dies könnte das Ergebnis "massiv verzerren".

Mobilfunkdaten des Unternehmens What a Location zeigen laut "Berliner Zeitung" [bezahlter Inhalt] sogar, dass die Zahl der Besucher in der gesperrten Friedrichstraße seit Juni 2020 um 65 Prozent gestiegen sei. Kritik gibt es auch an diesen Daten: Sie ließen sich kleinräumlich gar nicht erfassen.

Bürgermeisterin sieht Handlungsbedarf

Auch der Senat sieht Handlungsbedarf. "So, wie es jetzt auf der Friedrichstraße ist, kann es nicht bleiben", hatte die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) Ende März gesagt.

Auf die derzeitige Kritik anwortete der Sprecher der Senatumweltverwaltung, Jan Thomsen, im rbb, man habe auch selbst Zahlen erhoben. Zum Thema Passantenzufriedenheit beispielsweise. "Und unsere Daten zeigen, dass dieser Verkehrsversuch keineswegs gescheitert ist, aber natürlich auch noch nicht vollendet ist". Man sehe es auch in der Umwelt- und Verkehrsverwaltung so, dass es noch Verbesserungsoptionen gäbe.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.04.2022, 07:50 Uhr

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