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Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 20.06.2022 | Alexander Goligowski | Quelle: rbb

Interview | Förster des Jahres Dietrich Henke

"Die Natur braucht nicht uns Menschen, aber wir brauchen die Natur"

2018 fielen dem verheerenden Waldbrand in Treuenbrietzen 135 Hektar Wald zum Opfer. Stadtförster Dietrich Henke musste diese Fläche jahrelang wiederbeleben. Dafür ist er nun als Förster des Jahres ausgezeichnet worden.

rbb: Herr Henke, Sie dürfen sich nun Förster des Jahres nennen. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Dietrich Henke: Das ist eine tolle Anerkennung, zumal das ja deutschlandweit ist. Ich bin auch deswegen sehr zufrieden, weil wir in Brandenburg und auch Berlin eine besondere Situation haben, mit der Trockenheit, der Dürre, gerade auch vor dem Hintergrund dieser vielen Waldbrände. Und da bemühen wir uns sehr – um die Wiederaufforstung, die Wiederbegründung von Wald.

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Wofür wurden Sie genau ausgezeichnet?

Was honoriert wurde, ist diese Wiederbegründung von Brandflächen. Dass wir es in der Stadt Treuenbrietzen einfach mal gewagt haben, einen anderen Weg zu gehen als den, der in der Forstwirtschaft üblich ist. Wir haben keine Kahlschläge geführt, wir fahren dort nicht ganzflächig mit Maschinen, wir haben mit eigenem Vermehrungsgut aus der Region gearbeitet.

Und das hat gezeigt, dass dort Pflanzen und Bäume wieder entstehen, die sehr widerstandsfähig sind. Wir haben damals nach dem Waldbrand versucht, der Natur mal die Chance zu geben, dass sie es einfach mal selber macht. Die Natur braucht uns Menschen nicht, aber wir brauchen die Natur.

Bei dem Feuer vor vier Jahren wurden rund 135 Hektar Wald zerstört. Worauf kommt es danach an?

Wichtig ist nach so einem Waldbrand, dass man sich für die Planung Zeit nimmt, dass man die Reaktionen der Natur abwartet. Wir haben ein Jahr gewartet und dann geguckt, welche Strukturen entstehen denn nach dem Brand. Ganz entscheidend war da, dass der Boden sich versucht zu regenerieren. Denn der Humus ist ja total weggebrannt, nach einem Brand ist nichts mehr da.

Wir fragten uns: Wie passiert es jetzt, dass der Boden überhaupt wieder wasserhaltefähig wird? Wie bleiben die Nährstoffe erhalten? Und dafür sorgen in erster Linie krautartige Pflanzen und Moose. Welche das sind, wann die kommen – das sind alles Dinge, die im Nachgang passieren und woraus wir uns die Schlüsse für die weitere Waldbewirtschaftung gezogen haben.

Feuerwehr weiter im Einsatz

Bereits mehr als doppelt so viele Waldbrände in Brandenburg wie im Vorjahr

"Immer wieder offene Feuerstellen": Die Brandenburger Feuerwehr kämpft derzeit gegen ein Aufflammen der Feuer in den Waldbrandgebieten. Während die Gefahr andauert, ist die bisherige Bilanz: 362 Brände auf insgesamt 920 Hektar Fläche.

Wie kann man Ihrer Meinung nach in Zukunft großen Waldbränden begegnen?

Wenn wir Wald wieder begründen, also etwa durch eigene Saaten, dann müssen wir zusehen, dass wir schon frühzeitig den Mischaspekt einbingen. Nach einem Brand kommen immer Vorwaldbaumarten, die von ganz allein kommen, dazu gehören Birken oder Pappeln. Das dauert aber seine Zeit. Wir müssen lernen, dann schon Baumarten dazuzumischen und frühzeitig zu stabilisieren. Die Mischung macht es und die Struktur macht es. Das geht am besten über die Saat. Das haben wir über die Forschung rausbekommen und das sollte auch das Land Brandenburg verfolgen, dass wir diese Forschung auf dieser Fläche berücksichtigen können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bei diesem Interview handelt sich um eine redigierte und gekürzte Fassung eines Gesprächs mit Antenne Brandenburg.

Die zerstörte Brandfläche im Wald bei Treuenbrietzen 2018 | Quelle: dpa/Ralf Hirschberger

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.07.2022, 19:30 Uhr

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