rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: rbb24 Inforadio | 19.08.2022 | Wolf Siebert | Quelle: rbb/Wolf Siebert

Trockenheit und Dürre

Krügers Kleingarten: die wasserschonende Klimainsel

Wasser ist ein knappes Gut geworden. Für Wolfgang Krüger aus Berlin-Charlottenburg kein Problem. Er wässert seinen Kleingarten schon seit 13 Jahren nur mit Regenwasser. Aber auch ihm macht die Trockenheit zu schaffen. Von Wolf Siebert

Ein paar Stufen hinab geht es in Krügers Kleingarten, und schon fühlt man sich wie im Dschungel - mitten in Charlottenburg: Hier wuchert ein Blauregen, dort ranken Bohnen, die Gurke macht die Biege, und auf dem Dach räkelt sich der Wein.

Straßenbäume im Stresstest

Auf der Suche nach klimaresistenten Baumarten

Jedes Jahr verliert Berlin mehr als 1.100 Straßenbäume. Als natürliche Klimaanlage der Metropole sind sie unabdingbar. Daher wird in Eberswalde seit sechs Jahren an den Straßenbäumen der Zukunft geforscht. Von Maren Schibilsky

220 Quadratmeter groß ist der Garten, 15 bis 20 Liter Wasser pro Quadratmeter pro Woche braucht so ein Garten. Übers Jahr gerechnet wird dabei sehr viel kostbares Wasser verbraucht. Deshalb hat Wolfgang Krüger schon vor Jahren auf Regenwasser umgestellt.

Regenwasser wird mit mehreren Tonnen aufgefangen

Der 74-jährige großgewachsene Mann mit dem Drei-Tage-Bart hat hinter der Hütte seiner Parzelle eine Konstruktion, mit der das Regenwasser aufgefangen wird – die hat er sich selber ausgedacht: "Hier stehen vier Regentonnen in unterschiedlichen Höhen, die mit Leitungen verbunden sind, und wie in einer Kaskade läuft das Wasser von der obersten Tonne nach unten, so dass ich es dann hier rausschöpfen kann."

Auch das Duschwasser aus dem Gartenschlauch wird gesammelt. So entsteht ein Wasservorrat von rund 1.100 Litern, das reicht für drei Wochen. Aber auch nur, weil Krüger und seine Ehefrau klare Prinzipien haben.

Wolfgang Krügers Regentonnen-Konstruktion: Mehrere Tonnen sind miteinander verbunden | Quelle: rbb/Wolf Siebert

Die Krügers haben drei Prinzipien

Prinzip Nummer eins – die "Wasser-Diät": "Wir gießen nur das Gemüse, also Tomaten, Zucchini, Gurken und Co. Alles andere muss ohne klarkommen. Dennoch verbrauchen wir 70 Liter am Tag", sagt Krüger.

Auf dem Rasen auf der anderen Seite der Hütte ist es, obwohl es eben auf der Straße noch kochend-heiß war, angenehm kühl. Dank Krügers Prinzip Nummer zwei: "Wir haben so gepflanzt, dass wir viel Schatten haben. Das ist das Prinzip des Wald-Gartens. Wir haben also einen großen Baum und kleine Bäume, so dass wir kaum Flächen haben, die sich aufheizen können." Pflaumenbaum und Rotbuche beschatten den Rasen, der hier wachsen darf, wie er will. Löwenzahn, Klee und Moos - der Alptraum vieler Gartenbesitzer - hier geht ihnen keiner an die Wurzel. Sie brauchen nicht viel Wasser oder speichern Feuchtigkeit, sagt Wolfgang Krüger, der als Psychotherapeut und Buchautor arbeitet.

Und Prinzip Nummer drei verrät Krüger auch: "Die Natur ist der Chef, wir greifen nicht zu viel ein. Was wächst, wächst. Wir können das nur begleiten und gelegentlich helfen." Nicht der mit viel Wasser gepflegte Ziergarten ist Krügers Vorbild, sondern der klimaresistente Garten.

Klimainseln helfen gegen Wasser-Not

Dank dieser Philosophie leben bei Krügers Brennnesseln und Malven, Farne und Storchenschnabel harmonisch nebeneinander und spenden sich Schatten. Gefragt, warum er das alles macht, erzählt Krüger vom "Club of Rome", der schon 1972 vor dem Klimawandel gewarnt hat. Seinen Kleingarten sieht er als "Klimainsel", die eine Ressource schont, die uns langsam ausgeht: Wasser. Überall, wo er in seinem Leben gewohnt hat, hat er versucht, solche "Klimainseln" zu schaffen, hat aus Innenhöfen Stein und Asphalt rausgerissen und Versickerungsflächen geschaffen oder Häuser begrünt.

Der Regen sei seltener geworden, sagt Krüger, und weniger intensiv: "Mittlerweile ist das nur noch ein Gepiesel, so dass es gerade mal für einen Tag reicht." Er klopft an eine der Regentonnen, sie klingt hohl: "Bald sitzen wir hier auf dem Trockenen."

Brandenburgs Innenminister Stübgen

"Schlimmste Dürre in der Geschichte des Landes"

Bereits 400 Waldbrände in diesem Jahr, darunter fünf Großschadenslagen, die Feuerwehr am Limit: Brandenburgs Innenminister Stübgen hat ein dramatisches Bild der Situation infolge der anhaltenden Trockenheit gezeichnet.

Mehr Regentonnen würden helfen

In Deutschland sind im Juli pro Quadratmeter nur 35 Liter Regenwasser gefallen. In Berlin waren es sogar noch weniger. Krüger klopft an eine Regentonne. "Hier ist noch ein bisschen was drin, das reicht noch drei bis fünf Tage."

Wolfgang Krüger will sich im Berliner Kleingartenverband dafür einsetzen, dass die 70.000 Berliner Kleingärtner die Zahl ihrer Regentonnen verdoppeln.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.08.2022, 09:08 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 20.08.2022 um 17:47 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regelnunserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Artikel im mobilen Angebot lesen