Trockenheit und Dürre - Krügers Kleingarten: die wasserschonende Klimainsel

Sa 20.08.22 | 08:08 Uhr
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Der Berliner Kleingärtner Wolfgang Krüger in seinem Garten (Quelle: rbb/Wolf Siebert)
Audio: rbb24 Inforadio | 19.08.2022 | Wolf Siebert | Bild: rbb/Wolf Siebert

Wasser ist ein knappes Gut geworden. Für Wolfgang Krüger aus Berlin-Charlottenburg kein Problem. Er wässert seinen Kleingarten schon seit 13 Jahren nur mit Regenwasser. Aber auch ihm macht die Trockenheit zu schaffen. Von Wolf Siebert

Ein paar Stufen hinab geht es in Krügers Kleingarten, und schon fühlt man sich wie im Dschungel - mitten in Charlottenburg: Hier wuchert ein Blauregen, dort ranken Bohnen, die Gurke macht die Biege, und auf dem Dach räkelt sich der Wein.

220 Quadratmeter groß ist der Garten, 15 bis 20 Liter Wasser pro Quadratmeter pro Woche braucht so ein Garten. Übers Jahr gerechnet wird dabei sehr viel kostbares Wasser verbraucht. Deshalb hat Wolfgang Krüger schon vor Jahren auf Regenwasser umgestellt.

Regenwasser wird mit mehreren Tonnen aufgefangen

Der 74-jährige großgewachsene Mann mit dem Drei-Tage-Bart hat hinter der Hütte seiner Parzelle eine Konstruktion, mit der das Regenwasser aufgefangen wird – die hat er sich selber ausgedacht: "Hier stehen vier Regentonnen in unterschiedlichen Höhen, die mit Leitungen verbunden sind, und wie in einer Kaskade läuft das Wasser von der obersten Tonne nach unten, so dass ich es dann hier rausschöpfen kann."

Auch das Duschwasser aus dem Gartenschlauch wird gesammelt. So entsteht ein Wasservorrat von rund 1.100 Litern, das reicht für drei Wochen. Aber auch nur, weil Krüger und seine Ehefrau klare Prinzipien haben.

Regentonnen-Kaskaden in Selbstkonstruktion von Herrn Krüger (Quelle: rbb/Wolf Siebert)Wolfgang Krügers Regentonnen-Konstruktion: Mehrere Tonnen sind miteinander verbunden

Die Krügers haben drei Prinzipien

Prinzip Nummer eins – die "Wasser-Diät": "Wir gießen nur das Gemüse, also Tomaten, Zucchini, Gurken und Co. Alles andere muss ohne klarkommen. Dennoch verbrauchen wir 70 Liter am Tag", sagt Krüger.

Auf dem Rasen auf der anderen Seite der Hütte ist es, obwohl es eben auf der Straße noch kochend-heiß war, angenehm kühl. Dank Krügers Prinzip Nummer zwei: "Wir haben so gepflanzt, dass wir viel Schatten haben. Das ist das Prinzip des Wald-Gartens. Wir haben also einen großen Baum und kleine Bäume, so dass wir kaum Flächen haben, die sich aufheizen können." Pflaumenbaum und Rotbuche beschatten den Rasen, der hier wachsen darf, wie er will. Löwenzahn, Klee und Moos - der Alptraum vieler Gartenbesitzer - hier geht ihnen keiner an die Wurzel. Sie brauchen nicht viel Wasser oder speichern Feuchtigkeit, sagt Wolfgang Krüger, der als Psychotherapeut und Buchautor arbeitet.

Und Prinzip Nummer drei verrät Krüger auch: "Die Natur ist der Chef, wir greifen nicht zu viel ein. Was wächst, wächst. Wir können das nur begleiten und gelegentlich helfen." Nicht der mit viel Wasser gepflegte Ziergarten ist Krügers Vorbild, sondern der klimaresistente Garten.

Die Natur ist der Chef, wir greifen nicht zu viel ein. Was wächst, wächst. Wir können das nur begleiten und gelegentlich helfen

Kleingärtner Wolfgang Krüger

Klimainseln helfen gegen Wasser-Not

Dank dieser Philosophie leben bei Krügers Brennnesseln und Malven, Farne und Storchenschnabel harmonisch nebeneinander und spenden sich Schatten. Gefragt, warum er das alles macht, erzählt Krüger vom "Club of Rome", der schon 1972 vor dem Klimawandel gewarnt hat. Seinen Kleingarten sieht er als "Klimainsel", die eine Ressource schont, die uns langsam ausgeht: Wasser. Überall, wo er in seinem Leben gewohnt hat, hat er versucht, solche "Klimainseln" zu schaffen, hat aus Innenhöfen Stein und Asphalt rausgerissen und Versickerungsflächen geschaffen oder Häuser begrünt.

Der Regen sei seltener geworden, sagt Krüger, und weniger intensiv: "Mittlerweile ist das nur noch ein Gepiesel, so dass es gerade mal für einen Tag reicht." Er klopft an eine der Regentonnen, sie klingt hohl: "Bald sitzen wir hier auf dem Trockenen."

Mehr Regentonnen würden helfen

In Deutschland sind im Juli pro Quadratmeter nur 35 Liter Regenwasser gefallen. In Berlin waren es sogar noch weniger. Krüger klopft an eine Regentonne. "Hier ist noch ein bisschen was drin, das reicht noch drei bis fünf Tage."

Wolfgang Krüger will sich im Berliner Kleingartenverband dafür einsetzen, dass die 70.000 Berliner Kleingärtner die Zahl ihrer Regentonnen verdoppeln.

Sendung: rbb24 Inforadio, 19.08.2022, 09:08 Uhr

 

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18 Kommentare

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  1. 18.

    Deckel drauf und gut ist. Wo ist das Problem? Und wenn Wasser in Kaskaden fließen kann, wie im Bericht enthalten und man es mit solarstrom betriebenen Pumpen in Bewegung hält, ist es nicht stehend und gut durchmischt.

  2. 17.

    Tja, das sammeln von Regenwasser ist an sich eine wunderbare Sache, gäbe es nicht die exotischen Stechmücken, die stehende Gewässer zur ihrer Vermehrung brauchen, und die sich wohl jetzt auch in Berlin und Brandenburg früher oder später wohl fühlen werden, und die uns bis dato unbekannte Krankenheiten bescheren werden.
    Jetzt schon wird von stehenden Wässern im Garten abgeraten, vor allem nicht abgedeckten.

    Ich befolge seit einigen Wochen diesen Rat, und verzichte auf abgestandenes Wasser in der Gießkanne, eine Stechmückenzucht möchte ich in meinem Garten wirklich nicht eröffnen.

  3. 16.

    und an "Nachtwaechter Altlandsberg Samstag, 20.08.2022 | 08:54 Uhr"

    Sie beide bezeichnen den Artikel als überflüssig und nichts sagend. Ich stelle mir die Frage, warum Sie dann überhaupt Ihre Lebenszeit mit lesen und kommentieren verschwenden.

    Im übrigen ist es immer wieder sinnvoll, solche Artikel zu verfassen und anderer Leute Wissen zur Verfügung zu stellen. Ein Tipp von mir an Bewohner von Mietwohnungen mit Balkon: Auch wenn dieser ggf. überdacht ist, bei starkem Regen kann meist mittels Eimer Regenwasser aufgefangen werden und zum Gießen der Pflanzgefäße genutzt werden. Auch wenn es nur 5-10 Liter sind, es hilft und spart Trinkwasser. Steter Tropfen höhlt den Stein.

  4. 15.

    Ich habe alle meine Regentonnen mit Fliegengittern abgedeckt das hält um die zwei bis drei Jahre bevor die wieder entsorgt werden müssen. So hat man keine Probleme mit Mücken.

  5. 14.

    Sehr gut als Schattenspender sind Ölweiden oder Erbsenstrauch. Sie versorgen andere Pflanzen mit Stickstoff und sind essbar! Man kann auch versuchen auf mediterrane Pflanzen umzuschwenken: Mandelbäume oder Feigen.. vielleicht auch Oliven?

  6. 13.

    Keine Sorge auch das mit den Regentonnen und naturnahen Gärten wird man uns irgendwann wieder ausreden.
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/08/berlin-brandenburg-muecken-denguefieber-spreewald.html

    Auch sollten die Städte vermeiden vorzuschreiben wie die Bürger mit dem Regenwasser umzugehen haben.
    Hinweise geben ja aber nicht vorschreiben oder gar verbieten. So macht das keinen Spaß, wirtschaftlich rechnen ist schon schwer genug, weil Leitungswasser ja billig ist.

  7. 12.

    Das Problem sind die Neubausiedlungen, wo jeder Quadratmeter zugebaut oder zumindest versiegelt wird. Grünflächen bringen kein Geld und sind nicht vorgesehen. Und wenn der Bebauungsplan so etwas vorschreibt, kann man das geschickt mit Parkflächen und Mülltonnenplätzen umgehen. Und Wasser sparen kennt man dort nicht, oder hat man schon mal Regentonnen in Hochhaussiedlungen gesehen?

  8. 11.

    Leider genauso ist es - meine Nachbarn rundherum wollen nur grünen Rasen und Thujen, allenfalls eine Rose, ansonsten nur Pflastersteine. Und in den Garten geht man sowieso nur, um zu mähen oder stundenlang zu wässern. Die meisten wissen mit Natur überhaupt nichts anzufangen, bäh pfui Deibel!

  9. 10.

    Falls Sie ein Auto besitzen, schauen Sie jenseits der Stadtgrenzen im Brandenburger Umland. So manche Gartenparzelle wechselt derzeit den Besitzer aus Altersgründen.

  10. 9.

    Bieten Sie doch ( z.B. dort, wo Sie einkaufen) mal "Hilfe bei der Gartenarbeit" an. Viele Senioren schaffen ihre Gärten nicht mehr und suchen Hilfe... Vielleicht ergibt sich daraus eine spätere Übernahme.

  11. 8.

    Guter Artikel, ich befürchte nur, das sich der Trend zum gut versiegelten Garten mit Pool, Tujahecke und Gasgrill nicht aufhalten lassen wird. Vielen ist das egal; warum sollte man in einen Garten Bäume oder Sträucher oder Blumen pflanzen? Macht doch Arbeit und Dreck.

  12. 7.

    Wir hätten auch gern einen Garten. Gern würden wir aufs Wassersparen achten, Tonnen aufstellen usw. Aber leider gibt es mehrjährige Wartelisten und die Neuverträge sind wahnsinnig teuer. Bei 2 kleinen Kindern ohne Goldesel ein weit entfernter Traum.

  13. 6.

    Genau! Die richtigen Gartenfreunde und Naturversteher wissen und machen das immer schon so.
    Aber es gibt so viele Leute, die das Prinzip immer noch nicht verstanden haben. Die denken, Wasser kommt aus dem Hahn und Strom aus der Steckdose. Und daran wird sich nichts ändern.
    Doch, wird es. Jeder muss endlich kapieren, dass wir in Zukunft anders mit Ressourcen umgehen müssen.
    Die Zeiten, wo alles unbegrenzt verfügbar ist, sind definitiv vorbei.

  14. 5.

    Schon mal überlegt, dass der Artikel als Inspiration dienen kann? Man muss sich nicht an jeder Stelle angegriffen fühlen, wenn Sie bereits mit Regenwasser gießen dann ist doch alles top.

  15. 4.

    Kein überflüssiger Artikel, sondern bitter notwendig. Sicher regnet es viel zu wenig, aber es kommt doch darauf an, wie nutze ich das, was da ist. Schattenspendende Bäume statt grünem Zierrasen, Mulchen und "einfach wachsen lassen" schonen die Wasservorräte genau so wie mein Beet mit trockenheitsverträglichen Zierstauden, das bei mir blüht und das von mir nie auch nur einen Tropfen Gießwasser bekommt. Und nebenan besprengt der Gartennachbar den Grasweg zwischen den Gärten, weil der ja sonst gelb wird und es staubt, da muss man sich ja die Füße waschen...

  16. 3.

    Was sollen diese nichts sagenden Artikel mit dem erhobenen Zeigefinger. Wir fangen seit Jahren das Regenwasser auf und haben insgesamt eine Kapazität von 1800 Litern installiert. Ich bin ein erwachsener Mensch und benötige nicht ständig vergiftete Hinweise von Medien oder Politikern wie ich welche Energieform oder Wasser zu verwenden habe. Ich erwarte das die entsprechenden Verantwortlichen die Probleme lösen und nicht verwalten und auch von den Medien erwarte ich Druck zur Problemlösung.

  17. 2.

    Überflüssiger Artikel, wir haben im Garten 3300 Liter Kapazität um Regenwasser aufzufangen. Ist halt nur schlecht wenn es nicht regnet oder?

  18. 1.

    Also ich halte es ähnlich bei mir im Garten darf auch so ziemlich alles wachsen und Regentonnen nutze ich seit ich den Garten habe ,spart schließlich auch das Portemonnaie.
    Krüger hat Recht das sollten wirklich alle machen

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