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Schärfere Kontrollen angekündigt

Museum Barberini nach Kartoffelbrei-Attacke bis Sonntag geschlossen

Nach der Kartoffelbrei-Attacke auf ein Monet-Gemälde durch Klimaaktivisten wird das Museum Barberini zunächst geschlossen. Außerdem hat das Museum am Montag seine Kontrollen verschärft.

Das Museum Barberini in Potsdam bleibt für den Rest der Woche geschlossen. Die Schließung erfolge auf Anweisung des Mäzens des Barberini, Hasso Plattner, sagte Museumschefin Ortrud Westheider dem rbb am Montag. Man wolle sich zunächst mit anderen Museen austauschen, die ebenfalls Anschläge erfahren haben.

Nach der Attacke von Klimaaktivisten gegen das Gemälde "Getreideschober" (1890) von Claude Monet hat das Museum die Kontrollen der Besucher ausgeweitet. "Im Zuge der verschärften Sicherheitsmaßnahmen finden Taschenkontrollen statt", teilte eine Museumssprecherin dem rbb am Montag mit. Weiterhin dürften nur Taschen in die Ausstellung mitgenommen werden, die nicht größer als DIN A4 seien.

Nach Angaben der Klimaschutz-Protestgruppe "Letzte Generation" hatten ein Mann und eine Frau am Sonntag Kartoffelbrei auf das Gemälde geschüttet. Die Gruppe forderte von der Politik wirksame Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels. Das verglaste Bild wurde nach der Attacke untersucht und wurde laut Museum demnach nicht beschädigt.

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Mueseumsdirektorin: Rahmen muss aufwendig restauriert werden

Das Gemälde sei unversehrt geblieben, da es durch eine Glasplatte geschützt wurde, doch der Rahmen des Bildes sowie umliegende Wände seien in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte die Direktorin des Museums Barberini, Ortrud Westheider, dem rbb. "Es ist ein historischer, geschnitzter Rahmen aus der Zeit und von Monet. Da ist durch die Feuchtigkeit Gold und auch Stuck abgeplatzt und der muss aufwendig restauriert werden."

Fünf bis sechs junge Leute hätten die Tat gemeinsam begangen. Zwei warfen Kartoffelbrei auf das Gemälde, die anderen filmten und lösten in einem anderen Raum den Alarm aus, wie die Mueseumsdirektorin weiter sagte. Westheider erklärte, dass sie gemeinsam mit den Juristen der Hasso-Plattner-Stiftung Schadensersatzansprüche gegen die mutmaßlichen Täter prüfe. Die Schadenshöhe sei noch unklar.

Klimaaktivisten klebten sich in der Nähe des Bildes fest

Die beiden Klimaaktivisten hätten bei der Attacke Umhängetaschen getragen, die der Größe entsprachen, die mit in die Ausstellung genommen werden dürften, so eine Museumssprecherin. "Der Kartoffelbrei befand sich in kleinen Behältern, die theoretisch auch unbemerkt hätten am Körper getragen werden können."

Die Polizei ermittele gegen zwei Beschuldigte wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch, erklärte eine Polizeisprecherin. Ihnen werde vorgeworfen, das Gemälde am Sonntagnachmittag mit einer gelben Flüssigkeit bespritzt zu haben. Anschließend hätten sich die beiden in der Nähe des Bildes mit jeweils einer Hand festgeklebt.

Die Stiftung des Museumsgründers und Multimilliardärs Hasso Plattner hatte das Bild von Monet im Jahr 2019 für knapp 111 Millionen Euro in New York erworben. "Herr Plattner ist sehr betroffen", sagte die Museumssprecherin. "Wir stimmen unser Vorgehen eng mit ihm ab."

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Plattner: Leihgeber überzeugen wird künftig schwerer

Das Museum werde sofort Kontakt mit allen Leihgebern aufnehmen, sagte Plattner der Zeitung "Potsdamer Neuesten Nachrichten". [Bezahlbeitrag] Im Barberini wird seit Samstag eine Surrealismus-Ausstellung gezeigt, mit Leihgaben aus 50 Museen und Privatsammlungen. Plattner sprach von einer Gefahr, dass es künftig "schwerer bis unmöglich" werde, für Ausstellungen im Museum Barberini Leihgeber zu überzeugen.

Auch der Deutsche Museumsbund (DMB) warnte am Montag vor schwerwiegenden Folgen für den Kunstbetrieb. "Ein unmittelbarer Kunstgenuss ist so bald nicht mehr möglich - da geht es hin", sagte der Sicherheitsexperte des DMB und der Hasso-Plattner-Stiftung, Remigiusz Plath, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden von den Klimaaktivisten instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen - auf Kosten des Kulturguts."

Der Museumsbund empfehle als Sicherheitsmaßnahmen eine Verglasung der Kunstwerke und den Einsatz von mehr Personal, erläuterte Plath. Doch eine Verglasung von großen Formaten sei gar nicht möglich. Da könne nur eine Glasscheibe vor das Gemälde gehängt werden. "Und diese Maßnahmen kosten ebenso wie mehr Personal viel Geld - und das können sich nicht alle Museen leisten", sagte der Experte. "Hundertprozentige Sicherheit haben Sie dann nur, wenn das Werk im Keller im Depot ist."

Lederer verurteilt Attacken auf Kunstwerke

Der Berliner Kultursenator Lederer (Die Linke) reagierte mit Unverständnis auf die Attacke. "Die eine Frage ist eine juristische Frage - das entscheiden die Strafverfolgungsbehörden", sagte er am Montag in der rbb 24 Abendschau. Das Anliegen der Klimaprotestler sehe er als berechtigt an, das würde immer sein Verständnis haben. Das Beschädigen von Kunstwerken entziehe sich aber seinem Verständnis.

Dahinter stecke der Gedanke 'ich zwinge dich zur Erkenntnis'. Damit werde man nicht das Verständnis erhöhen, so Lederer. Die Politik müsse allerdings stärker sensibilisieren im Sinne von 'wir hören euch'.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.10.2022, 12:15 Uhr

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