Museum Barberini in Potsdam - Unterstützer der "Letzten Generation" attackieren Monet-Gemälde

Mo 24.10.22 | 10:34 Uhr | Von Georg-Stefan Russew und Vanessa Witzki
Archivbild: Eine Frau fotografiert das Gemälde "Getreideschober" von Monet
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 23.10.2022 | Friedrich Herkt | Bild: IMAGO / Martin Müller

Für mehr als 110 Millionen Dollar wurde Monets Gemälde "Meules" einst ersteigert, seitdem hängt es im Museum Barberini in Potsdam. Am Sonntag wurde es durch zwei Vertreter der Gruppe "Letzte Generation" angegriffen - mit Kartoffelbrei. Von G.-S. Russew und V. Witzki

Zwei Unterstützer der Klimaaktivistengruppe "Letzte Generation" haben am Sonntag ein im Potsdamer Museum Barberini ausgestelltes Gemälde des Malers Claude Monet attackiert. Sie hätten sich laut der Museumssprecherin Carolin Stranz an dem Gemälde "zu schaffen gemacht".

Stranz sagte rbb|24, die beiden hätten Kartoffelbrei auf das Gemälde geschüttet. Das Gemälde selbst war mit einer Glasscheibe gesichert. Das Museum teilte rbb24 Brandenburg aktuell mit, das Bild sei nicht beschädigt worden. "Da das Bild verglast ist, hat es der umgehenden konservatorischen Untersuchung zufolge keinerlei Schäden davongetragen", hieß es zudem in einer Mitteilung am Abend. Bereits am kommenden Mittwoch soll das Werk wieder in den Ausstellungsräumen zu sehen sein.

Gegen 15.00 Uhr sollen die zwei Personen das Gemälde mit einer Flüssigkeit überschüttet und sich anschließend daneben festgeklebt haben. "Die beiden konnten abgelöst und vorläufig festgenommen werden", teilte ein Polizeisprecher rbb|24 mit. Gegen sie wird wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch ermittelt. Insgesamt sollen vier Personen beteiligt gewesen sein, wie Stranz dpa mitteilte.

"Letzte Generation" spricht von Attacke mit Kartoffelbrei

Sprecher der "Letzten Generation" erklärten am Sonntag per Mitteilung, dass am frühen Nachmittag "zwei Unterstützer:innen" im Museum Barberini für "Aufruhr" gesorgt hätten. "Sie hielten vor Monets 'Les Meules' (zu dt.: Getreideschober) inne und warfen schweren Herzens, aber fest entschlossen Kartoffelbrei auf den Kunstschatz", hieß es in der Mitteilung.

Das Gemälde sei bei der Aktion nicht beschädigt worden. "Ganz im Gegensatz zu dem unermesslichen Leid, das Fluten, Stürme und Dürren als Vorboten der drohenden Katastrophe schon heute über uns bringen", hieß es weiter. Die "Letzten Generation" veröffentlichte auf Twitter ein Video von der Aktion [twitter.com].

Für 110 Millionen Euro ersteigert

"Les Meules" bezeichnet nicht ein einzelnes Gemälde Monets, sondern eine ganze Serie. Der französische Impressionist (1840-1926) schuf die 31 Werke zwischen 1888/89 und 1891. Das Heuhaufen-Gemälde, das als Teil der Sammlung Hasso Platner im Potsdamer Barberini hängt, stammt aus dem Jahr 1890. Im Jahr 2019 ging es für den Preis von 110,7 Millionen Dollar bei einer Versteigerung im Auktionshaus Sotheby's in New York in Plattners Sammlung über [nytimes.com].

Es ist das teuerste je verkaufte Gemälde Monets, sagte die Museumssprecherin rbb|24. "Mir blieb das Herz stehen, als ich von der Aktion gehört habe", sagte sie. Bereits in der vergangenen Woche hatten Mitglieder der Organisation "Just Stop Oil" in der Londoner National Gallery Tomatensuppe über das berühmte "Sonnenblumen"-Bild von van Gogh geschüttet.

Aktion sorgt für Unverständnis in der Politik

In der Brandenburger Politik stößt die Aktion der "Letzten Generation" auf Unverständnis. Der Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) teilte per Twitter mit, dass die Aktivisten ihrem Ansinnen schaden. "Das ist Kulturbarbarei und keine politische Meinungsäußerung."

Die Brandenburger Umweltministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) twitterte, dass "der Kampf gegen die Klimakrise nicht durch Attacken auf berühmte Gemälde" gestärkt wird. Vielmehr bräuchte man einen gesamtgesellschaftlichen Konsens.

Landeskulturministerin Manja Schüle (SPD) verurteilte ebenfalls die Aktion im Museum Barberini. Den Aktivisten sei zwar die Aufmerksamkeit gewiss, "aber auch die Unterstützung für die Mammutaufgabe Klimaschutz?", teilte Schüle über Twitter mit.

Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) verurteilte die Attacke. Solche Aktionen seien "durch kein noch so nobles Anliegen zu rechtfertigen", schrieb Buschmann am Montag bei Twitter. "Aktionen, die fremdes Eigentum beschädigen, sind nicht nur eine Dummheit, sondern auch kriminell." Wenn sie sich gegen unersetzliche Kulturgüter richteten, machten sie "besonders fassungslos".

Straßen und Autobahnzufahrten in Berlin blockiert

Seit Anfang dieses Jahres hat die Gruppe "Letzte Generation" in Berlin vor allem Straßen und Autobahnzufahrten blockiert, indem Mitglieder sich mit den Händen auf dem Asphalt festklebten. Zuletzt kletterten sie auch auf Schilderbrücken der Berliner Stadtautobahn.

Im August klebten sich zwei Mitglieder an ein Cranach-Gemälde in der Berliner Gemäldegalerie.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.10.2022, 17:00 Uhr

Beitrag von Georg-Stefan Russew und Vanessa Witzki

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