Schärfere Kontrollen angekündigt - Museum Barberini nach Kartoffelbrei-Attacke bis Sonntag geschlossen

Mo 24.10.22 | 20:47 Uhr
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Video: rbb24 Abendschau | 24.10.2022 | Philipp Höppner, Kerstein Breinig

Nach der Kartoffelbrei-Attacke auf ein Monet-Gemälde durch Klimaaktivisten wird das Museum Barberini zunächst geschlossen. Außerdem hat das Museum am Montag seine Kontrollen verschärft.

Das Museum Barberini in Potsdam bleibt für den Rest der Woche geschlossen. Die Schließung erfolge auf Anweisung des Mäzens des Barberini, Hasso Plattner, sagte Museumschefin Ortrud Westheider dem rbb am Montag. Man wolle sich zunächst mit anderen Museen austauschen, die ebenfalls Anschläge erfahren haben.

Nach der Attacke von Klimaaktivisten gegen das Gemälde "Getreideschober" (1890) von Claude Monet hat das Museum die Kontrollen der Besucher ausgeweitet. "Im Zuge der verschärften Sicherheitsmaßnahmen finden Taschenkontrollen statt", teilte eine Museumssprecherin dem rbb am Montag mit. Weiterhin dürften nur Taschen in die Ausstellung mitgenommen werden, die nicht größer als DIN A4 seien.

Nach Angaben der Klimaschutz-Protestgruppe "Letzte Generation" hatten ein Mann und eine Frau am Sonntag Kartoffelbrei auf das Gemälde geschüttet. Die Gruppe forderte von der Politik wirksame Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels. Das verglaste Bild wurde nach der Attacke untersucht und wurde laut Museum demnach nicht beschädigt.

Mueseumsdirektorin: Rahmen muss aufwendig restauriert werden

Das Gemälde sei unversehrt geblieben, da es durch eine Glasplatte geschützt wurde, doch der Rahmen des Bildes sowie umliegende Wände seien in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte die Direktorin des Museums Barberini, Ortrud Westheider, dem rbb. "Es ist ein historischer, geschnitzter Rahmen aus der Zeit und von Monet. Da ist durch die Feuchtigkeit Gold und auch Stuck abgeplatzt und der muss aufwendig restauriert werden."

Fünf bis sechs junge Leute hätten die Tat gemeinsam begangen. Zwei warfen Kartoffelbrei auf das Gemälde, die anderen filmten und lösten in einem anderen Raum den Alarm aus, wie die Mueseumsdirektorin weiter sagte. Westheider erklärte, dass sie gemeinsam mit den Juristen der Hasso-Plattner-Stiftung Schadensersatzansprüche gegen die mutmaßlichen Täter prüfe. Die Schadenshöhe sei noch unklar.

Klimaaktivisten klebten sich in der Nähe des Bildes fest

Die beiden Klimaaktivisten hätten bei der Attacke Umhängetaschen getragen, die der Größe entsprachen, die mit in die Ausstellung genommen werden dürften, so eine Museumssprecherin. "Der Kartoffelbrei befand sich in kleinen Behältern, die theoretisch auch unbemerkt hätten am Körper getragen werden können."

Die Polizei ermittele gegen zwei Beschuldigte wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch, erklärte eine Polizeisprecherin. Ihnen werde vorgeworfen, das Gemälde am Sonntagnachmittag mit einer gelben Flüssigkeit bespritzt zu haben. Anschließend hätten sich die beiden in der Nähe des Bildes mit jeweils einer Hand festgeklebt.

Die Stiftung des Museumsgründers und Multimilliardärs Hasso Plattner hatte das Bild von Monet im Jahr 2019 für knapp 111 Millionen Euro in New York erworben. "Herr Plattner ist sehr betroffen", sagte die Museumssprecherin. "Wir stimmen unser Vorgehen eng mit ihm ab."

Plattner: Leihgeber überzeugen wird künftig schwerer

Das Museum werde sofort Kontakt mit allen Leihgebern aufnehmen, sagte Plattner der Zeitung "Potsdamer Neuesten Nachrichten". [Bezahlbeitrag] Im Barberini wird seit Samstag eine Surrealismus-Ausstellung gezeigt, mit Leihgaben aus 50 Museen und Privatsammlungen. Plattner sprach von einer Gefahr, dass es künftig "schwerer bis unmöglich" werde, für Ausstellungen im Museum Barberini Leihgeber zu überzeugen.

Auch der Deutsche Museumsbund (DMB) warnte am Montag vor schwerwiegenden Folgen für den Kunstbetrieb. "Ein unmittelbarer Kunstgenuss ist so bald nicht mehr möglich - da geht es hin", sagte der Sicherheitsexperte des DMB und der Hasso-Plattner-Stiftung, Remigiusz Plath, am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden von den Klimaaktivisten instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen - auf Kosten des Kulturguts."

Der Museumsbund empfehle als Sicherheitsmaßnahmen eine Verglasung der Kunstwerke und den Einsatz von mehr Personal, erläuterte Plath. Doch eine Verglasung von großen Formaten sei gar nicht möglich. Da könne nur eine Glasscheibe vor das Gemälde gehängt werden. "Und diese Maßnahmen kosten ebenso wie mehr Personal viel Geld - und das können sich nicht alle Museen leisten", sagte der Experte. "Hundertprozentige Sicherheit haben Sie dann nur, wenn das Werk im Keller im Depot ist."

Lederer verurteilt Attacken auf Kunstwerke

Der Berliner Kultursenator Lederer (Die Linke) reagierte mit Unverständnis auf die Attacke. "Die eine Frage ist eine juristische Frage - das entscheiden die Strafverfolgungsbehörden", sagte er am Montag in der rbb 24 Abendschau. Das Anliegen der Klimaprotestler sehe er als berechtigt an, das würde immer sein Verständnis haben. Das Beschädigen von Kunstwerken entziehe sich aber seinem Verständnis.

Dahinter stecke der Gedanke 'ich zwinge dich zur Erkenntnis'. Damit werde man nicht das Verständnis erhöhen, so Lederer. Die Politik müsse allerdings stärker sensibilisieren im Sinne von 'wir hören euch'.

Sendung: rbb24 Inforadio, 24.10.2022, 12:15 Uhr

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94 Kommentare

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  1. 94.

    So hat es mit der RAF auch angefangen (besser ein Kaufhaus anzünden als sich selbst). Auch damals gab es eine Vielzahl von Leuten die dafür ein gewisses Verständnis hatten. Da man ja vorgeblich für eine gute Sache kämpfte. Es ging denen aber nicht um irgendeine gute Sache, sondern um die Befriedigung ihres eigen Egos. Damals wie heute. wohlstansverwöhnte KnäpInnen mit einem exlusiven Hang zu Freizeitgestaltung. Es sind aber einfach nur Terroristen. Hoffentlich wachen die staatlichen Stellen endlich auf, und lassen die härtest möglichen Strafen folgen. Und ja. Wer er die Strafe nicht zahlen kann, ( Ein Arbeitslohn wird sicherlich nicht erzielt )ab in die Haft/Ersatzhaft.

  2. 93.

    Bleiben sie bitte bei den Fakten, das Gemälde selbst wurde weder zerstört noch beschädigt.
    Und der Rest ist keine Gegendarstellung zu meinem Kommentar, sondern ihre eigene Erweiterung.

  3. 92.

    Klimaschutz ist für diese präzivilisierten Horden allenfalls ein Alibi um ihren infantilen Schmiertrieb auszuleben. Weltkulturerbe bedeutet diesen kulturell kleinwüchsigen Wichten nichts, ja sie können das Wort "Kultur" nicht einmal buchstabieren. Das sind kultur- und geschichtslose Vandalen. Sie wissen nicht, was vor ihnen war und können sich auch nicht vorstellen, was nach ihnen kommt.

  4. 90.

    Entweder gehen sie mit einer Antwort ausschließlich Inhaltlich auf meinen Kommentar ein oder sie schreiben, wie in diesem Fall, für ihre, von meinem Kommentar losgelöste, Meinungen bitte einen eigenen Kommentar.

  5. 89.

    Die Museen in Berlin und Umland sollten sich solidarisieren und gleichzeitig für eine Woche schließen. Einnahmeausfall dem Senat Bereich Kultur in Rechnung stellen.

  6. 88.

    Ich versteh nicht, wieso nach bekannten anderen Vorfällen noch Taschen mit in die Ausstellungsräume mitgenommen werden dürfen. In anderen Museen gibt es das schon seit Jahren nicht mehr. Dort gibt es Spinde und man kennt ja nun leider solche „Aktionen“ aus einigen Museen. Es ist eine Schande, wie so mit Kunst- und Kulturgut umgegangen wird. Peinlich! Wird hoffentlich mal dementsprechend geahndet und ja bitte die „letzte Generation“, die sich so benimmt!

  7. 87.

    Ich frage mich angesichts vieler Kommentare, wieso noch niemand Handabhacken, Augen ausstechen und Ähnliches gefordert hat, bei all dem Geifer. Hat der RBB das herausgefiltert? Das Gewaltpotential in den Hasskommentaren übersteigt inzwischen das der Aktivisten bzw Sachbeschädigern. Bei soviel Dumpfheit kann ich zur Zukunft meines Landes nur sagen: gute Nacht Marie.

  8. 86.

    Lieber rbb, nachdem selbst der Linke Senator Lederer den Vandalismus der Kriminellen Klebe Kids nicht billigt, hört auf, sie verständnisvoll " Klima Aktivisten " zu nennen. Das sind Kriminelle. Die sollten die vollen Schäden bezahlen. In Dresden 12.000 Euro, und nicht läppische 600, die dann aus Spenden bezahlt werden. Strafe? Nix. Zwingt diese Vandalen endlich, für die angerichteten Schäden aufzukommen.

  9. 85.

    Berliner Kurier: Klima-Zoff: CDU-Abgeordneter zeigt „Letzte Generation“ an – wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung!.
    https://www.berliner-kurier.de/berlin/klima-zoff-cdu-abgeordneter-zeigt-letzte-generation-an-wegen-bildung-einer-kriminellen-vereinigung-li.279563
    Mal sehen, was jetzt passiert.....

  10. 84.

    Die sogenannten Aktivisten könnten sehr viel mehr gegen den Klimawandel und die Energiekrise tun, ohne die Bürger zu belästigen und zu nerven, und das sogar legal. Gesucht werden Ingenieure und Handwerker für die Planung und Installation von Wärmepumpen und PV-Anlagen. Das wäre doch eine große Chance! Einen Nachteil hat das jedoch: Man muss wirklich arbeiten! Zeit für schwachsinnige Aktionen bleibt dann nicht mehr.

  11. 83.

    Ich war heute da. Der Rucksack wurde kontrolliert, was ich auch in Ordnung finde angesichts des Vorfalls. Unten in der Garderobe habe ich die Möglichkeit gehabt, ein Papiertäschchen etwas kleiner als DIN A 4 zu bekommen, um während meines Ausstellungsbesuches mitzunehmen, was nicht in meine Hosentasche passt.

    Eine sinnvolle Lösung.

    Schade, aber nachvollziehbar, dass das Barberini erst einmal knapp eine Woche schließt. Ich hatte das schon geahnt, was auch den Grund abgab, heute noch das Barberini zu besuchen. Jede solcher Aktionen führt das organisatorische Sicherheitsniveau nach oben, auch wenn es letztlich - wer denn wirklich Solches versucht - nichts nützt.

    Hermann Partzinger hat es in die richtigen Worte gekleidet: Das Ansinnen ist richtig, die Aktionsform nicht. Weltkulturerbe, wozu das Bild als immatrielles, geistiges Welterbe zweifellos zählt und Naturerbe lassen sich nicht ausspielen. Da haben sich die Aktiv(ist)en in etwas hineingesteigert ...

  12. 82.

    Zweifelhafte Methoden ! Ob dieses in letzter Zeit in Mode kommende Vorgehen die Unterstützung/Akzeptanz f. das eigentliche, ehrenwerte u. richtige Ziel Klima-, Umweltschutz wirklich steigert, muss doch wohl stark bezweifelt werden.
    Darüberhinaus sollte man die Aktivisten mal fragen, ob sie ernsthaft in einer Welt ohne Kunst/Kultur [Monet, da Vinci, van Gogh ...] leben wollen ! Und welchen Beitrag z. Klimaschutz leisten die "Aktivisten" - abgesehen vom Spektakel - bitte persönlich ??? Schliesslich: Der Missbrauch von Lebensmitteln (Tomatensuppe, Kartoffelbrei etc.) f. derartige Aktionen ist - angesichts d. Not und d. Hungers in d. Welt - auch nicht die feine Art (genau wie die Behinderung v. Rettungsfahrzeugen auf öffentl. Strassen unter Provokation unnötiger u. klimaschädlicher Staus) ...
    MfG. B.W.

  13. 81.

    Das Bild wurde beschmiert und der Rahmen beschädigt bzw verschmutzt. Somit ist großer Schaden entstanden.

    Sie bagatellisieren also Straftaten?

  14. 80.

    "Aber: Was sollen denn diejenigen machen, die jetzt in einem Alter sind, dass sie die Folgen unserer Unverantwortlichkeit miterleben werden." Vernünftige Vorschläge, statt Forderungen und Erpressungsversuche, z. B.. Sich in angemessener Form an zuständige Politiker wenden. Jede Partei hat ihre Hegensorganisation, die werden auch gehört und ernst genommen! Aber das WOLLEN die gar nicht; es geht nur um den Aufstand, Publicity, usw. Ich hab gestern mal auf Twitter die Chats zu dieser Aktion verfolgt, da gab es massenhaft Kritik und die Antworten waren immer gleich....
    "Und egal was auch passiert, ein ernsthaftes angehen der Problematik findet nicht statt." Weil eine Regierung sich nicht erpressen lassen kann! Die Anfänge sind ja gemacht, dass man seit zwei Jahren viel größere Problem obenstellt, kann man akzeptieren oder eben nicht.

  15. 79.

    Und heute in London bei Madame Tussaud angebliche Umweltschützer mit Torten.
    Wir stecken in einer Nahrungsmittel- und Energiekrise und die angeblichen Schützer dessen verbraten all ihre Energie damit Nahrung als Waffe einzusetzen.

    Das vermag irgendwer zu erklären.

    Ich habe schon nicht verstanden, warum Umweltschützer Schilderbrücken als Waffe einsetzen und dafür tausende Fahrzeuge im Stau tonnenweise CO2, und Stickoxide ausstoßen, welches vorher mit viel Umweltschaden und Energieaufwand erzeugt wurde.

    Umweltfolgeschäden?
    Gibt es nicht.
    Achso.
    Na mal sehen - nachher beim MDR Fakt!ist anschauen...



  16. 78.

    Wer ist ein Spießbürger? Sind nicht eher Sie es, der sich scheinbar kindisch sich über diese blödsinnige Aktion zu freuen scheint!

  17. 77.

    Ihr Zitat „ Wertvoll ist einzig und alleine das Gemälde selbst. Aber auch der Holzrahmen wurde nur beschmiert und nicht beschädigt.“

    Text wohl nicht gelesen, macht nichts - Hauptsache heiße Luft produzieren, oder Sie sind sehr wohlhabend.

    Zitat Museum „Es ist ein historischer, geschnitzter Rahmen aus der Zeit und von Monet. Da ist durch die Feuchtigkeit Gold und auch Stuck abgeplatzt und der muss aufwendig restauriert werden."

    Das wird ein fetter Schadenersatzanspruch gegen die Irrlichter.

  18. 76.

    "Aber auch der Holzrahmen wurde nur beschmiert und nicht beschädigt." Was befähigt Sie die Einwirkung von Fremdstoffen, die da nicht hingehören, zu verwerfen?
    Mindest BGB § 823 sollte Ihnen bekannt sein.
    Somit sind diejenigen Schadenersatzpflichtig. Ohne Wenn und Aber.
    Der Schaden bemisst sich nicht nur an der Reinigung. Ob da noch Folgeschäden auftreten kann vermutlich nicht mal aktuell jemand sagen.
    Der Ausfall der Einnahmen durch Sperrungen, die Mehrausgaben für zusätzlichen Kontrolldienst, etc. pp. - Alles entstehender und entstandener Schaden.
    Befragen Sie mal Ihre Versicherungsunterlagen nach Schadenminderungspflicht.
    Und bei einem mehrere Mille Objekt ist alles gerechtfertigt.
    Ich seh schon die Spendenaufrufe für die armen...


  19. 75.

    Kennen Sie die Problematik beim Unfallfahrzeug, dass wieder repariert wurde?

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