rbb24
  1. rbb|24
  2. Panorama
Audio: Radioeins | 29.10.2022 | Jörg Wagner | Quelle: dpa/Soeren Stache

rbb-Programmchef

Schulte-Kellinghaus: Neue Hauptabteilung war nur "rohe Gedankenidee"

Der Programmdirektor des rbb, Jan Schulte-Kellinghaus, hat auf die jüngsten Vorwürfe der Vetternwirtschaft beim rbb reagiert.

Im Interview mit dem "Medienmagazin" auf Radioeins vom rbb sagte er am Samstagabend, die Idee einer neuen Hauptabteilung für das rbb Fernsehen mit einer kommissarischen Besetzung ohne Ausschreibung mit Oliver Jarasch, Ehemann der Berliner Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne), sei durch die damalige Belastung des rbb durch den ARD-Vorsitz begründet.

Doppelbelastung sollte aufgelöst werden

Der Leiter des Programmbereichs Programm-Management, Jens Riehle, und er selbst seien "extrem" in den ARD-Vorsitz eingebunden gewesen, sagte Schulte-Kellinghaus. "Da ist es dann die Aufgabe, neun Anstalten zu koordinieren. Es ging um die Mediathek, digitale Transformation, wie man die ARD zukunftsfähig aufstellt, das war unsere Mission (...), und gleichzeitig waren wir in der schwierigen Situation, dass die Reichweite des rbb-Fernsehens trudelte. Dies hatte auch mit Entscheidungen von mir zu tun", sagte Schulte-Kellinghaus, der unter anderem die Einstellung des Vorabend-Magazins "zibb" zu verantworten hatte.

Fehlende Rücklagen

rbb-Intendantin kündigt deutliche Einsparungen an

Dem rbb fehlen offenbar Rücklagen von 70 Millionen Euro, die für die nächste Beitragsperiode gebildet werden sollten. Das Geld wurde unter Ex-Intendantin Schlesinger bereits verplant. Intendantin Vernau kündigt einen Sparkurs an.

Weil das rbb Fernsehen in einer schwierigen Situation gewesen sei, sei es seine Idee gewesen, diese Doppelbelastung aufzulösen und auf mehrere Schultern zu verteilen. Jens Riehle sollte demnach zusammen mit Schulte-Kellinghaus den ARD-Vorsitz organisieren. Oliver Jarasch, derzeit Leiter Prozess- und Innovationsmanagement Crossmediales Newscenter (CNC), sollte für die Zeit des ARD-Vorsitzes kommissarisch die neue Hauptabteilung "Koordination" übernehmen.

Zuerst berichtete am Freitag der "Spiegel [Bezahlinhalt]" über diese Pläne und zitierte aus einer privaten Mail von Schulte-Kellinghaus an die damalige Intendantin Patricia Schlesinger aus dem Juli, in der er vorschlug, die Stelle "hoffentlich ohne Ausschreibung" besetzen zu können.

Idee ein "sensibles Thema"

In dieser Mail habe Schulte-Kellinghaus nur eine "rohe Gedankenidee" teilen wollen. Dies sei aus seiner Sicht ein sensibles Thema gewesen - weshalb er diese Nachricht von seinem privaten Account geschrieben habe. Wie diese Mail in die Hände des "Spiegel" gelangen konnte, darüber könne er "nur spekulieren", was er aber nicht tun wolle. "Es haben nur Zwei diese Mail gekriegt auf deren privaten Accounts. Entweder wurden unsere Accounts gehackt - oder es ist irgendwie anders zum Spiegel gekommen", so Schulte-Kellinghaus.

Zwischenbericht zum rbb-Skandal

Verträge mit Ex-Intendantin Schlesinger laut interner Prüfung unwirksam

Die Dienstverträge der ehemaligen rbb-Intendantin Patricia Schlesinger sind wohl unwirksam. Zu diesem Schluss kommen Anwälte, die vom rbb mit einer internen Prüfung beauftragt wurden. Sie fanden auch eine falsch abgerechnete Privatreise.

Die Pläne der Besetzung der neuen Hauptabteilung ohne eine Ausschreibung habe Schulte-Kellinghaus nach Rücksprache mit der Frauenbeauftragten des rbb dann verworfen. Er habe schließlich doch eine Ausschreibung vorbereitet - als Schlesinger den Vorsitz der ARD abgab, hätte sich das ganze Thema Doppelbelastung aber erledigt, hieß es.

Schulte-Kellinghaus: Jarasch hätte keine Programminhalte verantwortet

Vorwürfe, mit dem neuen geplanten Posten hätte der Ehemann der Berliner Umweltsenatorin in das rbb-Programm eingreifen können, wies Schulte-Kellinghaus zurück. Jarasch hätte keine Programminhalte verantwortet und keine journalistischen Entscheidungen getroffen. Seine Aufgaben hätten unter anderem im Bereich Programmplanung, Programmbewerbung, Trailerproduktion und Design gelegen. Fragen, ob und wann es Sondersendungen zu bestimmten Themen gäbe oder wie der rbb die Wahlberichterstattung angehen werde, hätten ausschließlich der Chefredakteur David Biesinger und er selber getroffen, so Schulte-Kellinghaus. "Gerade in dieser Funktion wäre eine Programmferne erhalten geblieben", hieß es weiter.

Auf die abschließende Frage, welche Fehler Schulte-Kellinghaus sich selber vorwerfe, sagte er: "Ich hätte es nicht aufschreiben dürfen - und vor allem nicht von meinem Privataccount schicken sollen". Die Grundidee sei "nicht falsch gewesen".

Sendung: Radioeins "Medienmagazin", 29.10.22, 18:42 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 30.10.2022 um 21:26 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Artikel im mobilen Angebot lesen