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Video: rbb24 | 19.12.2022 | Beate Ostermann | Quelle: dpa/Christophe Gateau

6. Jahrestag des Terroranschlags

Berlin erinnert in Andacht an Opfer vom Breitscheidplatz

Mit einer Andacht, Glockenschlägen und der Verlesung der Namen wurde am Montag in Berlin an die Opfer des Terroranschlags auf dem Breitscheidplatz erinnert. Vor sechs Jahren hatte ein Islamist einen Lkw in den Weihnachtsmarkt gesteuert.

Zum sechsten Jahrestag des islamistischen Terroranschlags auf dem Berliner Weihnachtsmarkt ist der Opfer gedacht worden. An einem Gedenkgottesdienst in der Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz nahe dem Ku'damm nahmen am Montagabend die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), weitere Politiker, Opfer und Angehörige teil.

Der evangelische Bischof Christian Stäblein sicherte den Opfern und ihren Angehörigen zu, das Leid niemals zu vergessen. "Wir werden das nicht vergessen und auch nicht den Zusammenhalt, der in diesem Moment neu entstanden ist - für die Verwundeten, für die Ermordeten, für die, die mit dem Verlust seitdem leben müssen. Berlin vergisst nicht", sagte Stäblein laut einer vorab veröffentlichten Predigt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb am Montagabend auf Twitter: "Unsere Gedanken sind heute bei ihnen und ihren Hinterbliebenen."

Nach dem Gottesdienst versammelten sich die Menschen am Mahnmal auf der Rückseite der Kirche, wo der Anschlag geschah. Dort sind die Namen der 13 Todesopfer an den Stufen angebracht. Sie wurden von Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein vorgelesen. Das Gedenken endete mit 13 Glockenschlägen zur Uhrzeit des Anschlags um 20:02 Uhr.

"Berlin wird diese Tat nie vergessen"

Bereits am Freitag hatte Giffey gesagt, der Anschlag habe Berlin schwer erschüttert. "Es hätte jede und jeden von uns treffen können. Berlin wird diese Tat und diesen Tag nie vergessen", so Giffey.

Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) erklärte am Sonntag, das Attentat mahne auch, den Kampf gegen islamistischen Extremismus und Terrorismus weiterhin mit aller Konsequenz zu führen. "Denn die Bedrohung hält unverändert an."

Der 19. Dezember sei ein Tag der Trauer um Menschen, die getötet oder an Körper und Seele verletzt worden seien, erklärte Faeser. "Und es ist ein Tag der Scham, dass die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern die Tat nicht verhindern konnten, aber auch der Scham, dass die Bedürfnisse der Opfer und ihrer Familien viel zu lange zu wenig
beachtet wurden", so die Ministerin.

Berlinerinnen unter den Opfern

Helfer des Nizza-Attentäters erhalten lange Haftstrafen

"Wir müssen uns - in allen staatlichen Stellen - mit mehr Empathie und mehr Unterstützung den Menschen zuwenden, deren Leben durch einen solchen furchtbaren Anschlag dramatisch verändert wurde."

Psychologe kritisiert Begutachtung der Opfer

Der Berliner Traumatherapeut Rainer Rothe kritisierte am Montagabend in der rbb24 Abendschau, dass Opfer von Anschlägen ihre lebenslange Belastung oft jedes Jahr medizinisch oder psychologisch nachweisen müssen, um Unterstützung zu erhalten. "Das ist psycholgisch völlig unmöglich, Menschen, die sowas erlebt haben, immer wieder in solche Situationen hineinzubringen. Durch Begutachtung werden sie fertig gemacht, sie können das nicht verkraften, jedes Jahr neu", sagte der Psychologe. Rothe kritisiert zudem, dass sehr viele Gutachter sich nicht in einer guten Traumadiagnostik auskennen würden.

13 Todesopfer am 19. Dezember 2022

Am Abend des 19. Dezember 2016 war der Islamist Anis Amri mit einem Lkw auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gefahren. Zwölf Menschen starben bei der Tat. Das 13. Todesopfer starb im Oktober 2021 an den Folgen einer schweren Verletzung, die der Mann sich zugezogen hatte, als er Erste Hilfe leistete.

Etwa 70 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.

Nach dem Anschlag gerieten die deutschen Behörden, vor allem die Sicherheitsbehörden, stark in die Kritik. Zum einen für die mangelhafte Unterstützung für die Opfer und Angehörigen: Es kam zu Informationspannen und Angehörige hatten bei den Hilfen hohe bürokratische Hürden zu überwinden. Zum anderen ergaben die Ermittlungen, dass der abgelehnte Asylbewerber Anis Amri bei den Sicherheitsbehörden schon länger unter Beobachtung und unter Terrorverdacht gestanden hatte. Trotzdem war nicht ausreichend gegen ihn vorgegangen worden, auch wurde er nicht engmaschig überwacht.

Sendung: rbb24, 19.12.2022, 13:00 Uhr

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